In Rio de Janeiro stellen sich die Okkulten Freimaurer gegen den Macumba-Kult, der sich das nicht gefallen lässt. Pech für den Großmeister Vincente Neiva. Der bricht sofort zu seinem Ordensbruder nach Jacarecagua auf. Wo auch immer das sein soll. Gemeint ist sicher Jacarepagua. Recherche in Zeiten ohne Internet war halt nicht ganz so einfach. In Jacarecagua ist der Kult aber schon aktiv und dabei, seinen Bruder und potentiellen Nachfolger auszuschalten. Eine ziemlich exotisch und klischeehaft geschriebene Zeremonie. Ich erinnere mich, Warren hat doch den Mitteltel der Inka-Trilogie geschrieben, der sich wie ein Reisebericht aus einem sehr alten Lexikon las. So angestaubt wirkt auch die Macumba-Zeremonie. Wie gesagt, in Zeiten ohne Internet...
Wichtig und eine interessante Idee ist, dass der Freimaurer ein Schweinegesicht hat und Neiva auch gerade dabei ist, so eine Verwandlung durchzumachen.
Die Dämonenkiller vom Amazonas fliegen nicht direkt nach London, sondern machen einen Umweg über Rio des Janeiro. Jeff möchte, dass Dorian einen gewissen Vincente Nevia kennenlernt. Was für ein Zufall! Dass Dorian inzwischen klar in Machu Picchu verliebt ist, gefällt mir gar nicht. Kaum ist Coco von der Bildfläche verschwunden, gibt es die nächste Schönheit an Dorians Seite. Ich verstehe es, die beiden teilen eine gemeinsame Vergangenheit und sind sozusagen durch das Schicksal miteinander verbunden. Aber als gute Freundin des Dämonenkillers hätte ich sie lieber gesehen.
In Rio wird schnell klar, dass etwas nicht stimmt. Jeff Parker als obligatorischer Geldgeber der Serie besitzt hier gleich mal ein ganzes Pentouse. Das ist allerdings extrem verkommen und voll gemuchtet. Und Neiva? Der ist seit gestern spurlos verschwunden.
Die Dämonenkiller sind scheinbar unbewusst in der Höhle des Löwen gelandet, wo der Macumba-Kult seine Schweineopfer einsperrt, bis sie getötet werden. Mhh, da hätte ich mir etwas mehr Action gewünscht. Der Kult weiß doch dann garantiert sofort, dass Fremde ihr Hochhaus betreten haben und könnte mal ein paar Leute vorbei schicken, um sich das wenigstens diplomatisch anzuschauen. Aber nichts dergleichen passiert. Sie treffen nur auf einen aufgebrachten Jungen, dessen Bruder vom Kult hierher verschleppt wurde.
Später geht es in einen Nachtclub. Zufällig wird gerade jetzt eine Tänzerin von einem seltsam grunzenden Maskierten angegriffen und mit einer Pistole bedroht. Während der Manager noch auf den Fremden einredet, kommt eine Gruppe Macumba-Anhänger samt Priester in den Club spaziert. Hier überschlagen sich ja die Ereignisse. Die Kultisten gehen alles andere als bedacht vor. Lassen vor allen Leuten eine Schlange frei und ziehen dann lange Messer. Der arme Schweinemann. Dorian kommt zu spät, ihn zu retten. Aber er weiß jetzt, dass es hier Arbeit für ihn gibt. Wieder im Hochhaus hört man immer noch Grunzen und Quiecken hinter den Türen der Wohnungen. Gut, die sind verschlossen. Aber bei allem, was Dorian inzwischen weiß, sollte er doch neugierig geworden sein und mal versuchen, die Türen aufzubrechen. Der Leser kann sich auch denken, wer da haust. Eine Überraschung ist das nicht mehr, wieso also unsinnig die vermeintliche Spannung aufrecht erhalten?
Der Junge von vorhin hat herausgefunden, wo die nächste Macumba-Fete steigt und informiert Dorian. Der sieht sich das mit ihm mal an. Ohne sich anzuschleichen, ganz normal. Ob das eine gute Idee ist? Als ihnen jemand dumm kommt, gibt es sogar aufs Maul. Dann vertreibt er die Leute, indem er ein Kreuz hochhält. Schön, spätestens jetzt hat er den Zorn der Priester auf sich gezogen. Und sie wissen, wo Dorian untergekommen ist. Wenn jetzt keine Gegenreaktion kommt, weiß ich auch nicht.
Die kommt. Aber von einer anderen Seite als erwartet. Wenn die Helden nicht zu den Schweinemenschen kommen, kommen die Schweinemenschen eben zu den Helden. Und das ziemlich aufdringlich. Sacheen und Macchu sind gerade allein hier und müssen ohne die Männer zurecht kommen.
Dorian wird freundlich vom Kult abgefangen. Die Anführerin interessiert sich für ihn. Dorian hat nichts dagegen, mal ein Wörtchen mit der Hexe Vivian zu reden. Die ist natürlich auch „ein bildschönes rassiges Vollblutweib“. Gibt es bei DH eigentlich auch junge Frauen, die nicht total attraktiv sind? Dorian hört was die Motivation von Vivian ist. Ein Umsturz, um den Armen der Stadt zu helfen. Und sie dann mit „dem Fleisch der reichen Schweine“ zu füttern. In einer düsteren Serie wie DH kann die einem direkt sympathisch sein. Schön, dass die Gegenseite der Woche nicht einfach sadistisch bitterböse ist, sondern nachvollziehbare eigene Ziele verfolgt.
Ist ist dann nur wieder unrealistisch, dass Dorian zum einen zufällig schneller als alle Macumba-Kultisten rennen kann und zum anderen nicht von den ortskundigen Leuten abgefangen wird. Ok, er ist jetzt wieder im Penthouse. Aber das wissen die Kultisten doch und können einfach ein paar Leute hinterher schicken. Die Schweinemenschen haben sich zum Glück wieder zurückgezogen. Und als die Dämonenkiller jetzt endlich auf die Idee kommen, die Türen aufzubrechen, um ein paar Antworten zu erhalten, sind keine mehr im Hochhaus. Tja. Dorian will trotzdem so schnell es geht hier weg, aber Jeff besteht plötzlich aus einem mysteriösen Grund darauf, dass man hier bleibt. Die Macumba-Anhänger tauchen jedenfalls nicht auf, was einfach nicht passt. Dorian, Sacheen und Macchu suchen sich dann trotzdem erstmal eine andere Bleibe. Jeff bleibt hier und entpuppt sich als Okkulter Freimaurer. Plötzlich werden doch noch Bewohner des Hochhauses aus dem Hut gezaubert. Außerdem befindet sich die geheime Basis der Okkulten Freimaurer hier. Nicht etwa im Keller oder einem geheimen Stockwerk, das man nur über einen Spezialschlüssel mit dem Fahrstuhl erreichen kann. Sondern ganz normal im zehnten Stock. An der Tür ist sogar das Freimaurerzeichen eingemeißelt. Das ist etwas enttäuschend und kommt mir jetzt alles zu schnell. Jeff erfährt nun auch, was mit dem Logenmeister passiert ist. Wenig überraschend hat der sich ebenfalls langsam in einen Schweinemenschen verwandelt. Dabei gibt es weitere Aussagen, die ich nicht verstehe. Im Hochhaus ist die Basis der Loge, aber niemand weiß, was in den Wohnungen vor sich geht? Außerdem kommt es etwas plötzlich, dass die Schweinemenschen auf einmal ein bekanntes Problem sind und die Polizei von ihnen weiß.
Bevor Jeff seinen Freunden den Ernst der Lage erklärt, will er ihnen noch einen letzten schönen Abend in Rio spendieren. Es geht auf eine Modenschau, wo auch Vivian anwesend ist. Sie verwandelt ein Model mit Zauberformeln in ein Schwein und spricht davon, dass es so allen gehen wird, die sich gegen den Kult stellen. Immer diese Widersprüche! Vorher war es nämlich so, dass der Kult so tut, als würden die Verunstalteten von woanders kommen und die Macumba-Jünger wären die einzigen, die gegen diese Schweinemenschen vorgehen können. Außerdem hat die Verwandlung in einen Schweinemensch sonst mehrere Tage oder Wochen gedauert und plötzlich murmelt Vivian ein paar Zaubersprüche und nach einer halben Minute hat das Model plötzlich einen Schweinekopf. Sowas ruiniert einem schon den Lesespaß, gerade wenn die Grundgeschichte so fesselnd ist. Man muss schon konsequent sein und nicht einfach gute Gruselszenen aneinanderreihen, auch wenn sie nicht übereinstimmen. Dorian stellt sich Vivian entgegen. Dabei aktiviert sich seine Deus Ex Machina Gesichtstätowierung.
Nur manchmal tauchte sie in Stresssituationen wieder auf – unregelmäßig, nach Gesetzen, die ich nicht kannte; aber wenn sie einmal da war, leistete sie mir gute Dienste. Mit anderen Worten, wenn die Autoren irgendwas brauchen, um Dorian gegen gefährliche Gegner zu helfen.
Da sich inzwischen alle hochrangigen Logenmitglieder in Schweinemenschen verwandelt haben, ist Eile geboten. Jeff hat sich inzwischen zusammengereimt, dass es einen Maulwurf geben muss und wer es sein könnte. Tatsächlich hat sich Astaroth, der Neffe von Olivaro, als Okkulter Freimaurer getarnt und Vivian bei ihrem Vorhaben geholfen. Der sitzt jetzt in der Klemme und bekommt vom Autor die Fähigkeit in die Hänge geschrieben, die Schweinemenschen tollwütig zu machen. Mit einem magischen Spruch kann Dorian Astaroth seinem Willen unterwerfen. Das ist mir schon wieder zu stark. Jetzt zum Finale entschließt der Kult um Vivian sich endlich, das Hochhaus zu umstellen und anzugreifen. Bisschen arg spät. Außerdem nutzt Astaroth eine passende Gelegenheit, schnell seinen Onkel zu beschwören. Ein Mitglied der Schwarzen Familie, der Macumba-Kult samt Oberhexe, Schweinemenschen und jetzt auch noch Olivaro persönlich. Musste Warren die Helden in so eine ausweglose Situation schreiben? Ich weiß doch jetzt schon, dass das nicht zufriedenstellend aufgelöst wird. Ok, dass Olivaro Dorian nicht an Ort und Stelle tötet, verstehe ich. Er ist einfach nicht der Dämon für sowas. Bei Asmodis hätte ich sowas erwartet. Trotzdem stehen sie haufenweise Schweinemenschen gegenüber und das Dämonenkiller-Team muss auf so lächerliche „Waffen“ wie Feuerzeug an Haarspraydose zurückgreifen. Das klappt vielleicht in Comics, um ernsthaft gegen die Übermacht anzukommen. Außerdem hat der Kult irgendwie das Hochhaus in Brand gesetzt. Sehr unauffällig. Neben einem Massenauflauf von Zivilisten kommt die Feuerwehr, Polizei und sogar das Militär angedüst. Nicht nur, um den Leuten zu helfen, sondern auch um auf die Schweinemenschen zu schießen. Warren hat eine Grenze überschritten, da muss er sich auch nicht mehr zurückhalten. Macht jetzt eh keinen Sinn mehr. Damit tut er der Serie keinen Gefallen.
Maccu gelingt es, einen der Hubschrauberpiloten aus der Entfernung zu bannen, damit er auf dem Dach aufsetzt und sie rettet. Schön und gut, aber wie lange will sie den Bann aufrecht erhalten? Merkt das Militär nicht, dass einer der Piloten aus irgendeinem Grund seine Befehe missachtet und nicht mehr reagiert? Irgendwann müssen sie ja landen und werden dann sicher schon von den Einsatzkräften erwartet. Nope, darauf wird einfach nicht mehr eingegangen. Sie steigen aus und fliegen im Flugzeug weiter nach London. Der Satanskult in London war zwar auch ein ziemliches Ding, aber an sich noch normal erklärbar. Ein brennendes Hochhaus in Rio und vor allem Schweinemenschen ist da schon eine andere Sache. Nicht nur, dass damit die Existenz des Übersinnlichen in der Serie bewiesen und öffentlich anerkannt sein müsste, wenn das um die Welt geht. Es heißt auch, der Biss eines Schweinemenschen macht seine Opfer ebenfalls zu solchen Ungetümen. Ganz wie bei Zombies. Ich bezweifle, dass das Militär alle erwischt hat. Eigentlich müsste sich das jetzt schön ausbreiten. Alles Dinge, die Warren wohl egal sind und die garantiert im nächsten Roman vergessen sind und keine Auswirkungen auf die Serie haben. Musste das sein? Für einen abgeschlossenen Gespenster-Krimi wäre das alles in Ordnung gewesen, nicht aber für eine Fortsetzungsserie.
Grundsätzlich gefällt es mir ja, dass die Schwarze Familie hier einen Sieg auf ganzer Linie errungen hat. In London konnte man zumindest den Radiosender ausschalten und Lilian retten. Ein Teilsieg. Hier können die Dämonenkiller froh sein, diesem übertriebenen Chaos lebendig entkommen zu sein. Vivian und der Kult haben gesiegt und herrschen jetzt über Rio de Janeiro. Ich hoffe, es geht später nochmal dorthin zurück, um aufzuräumen. Muss eigentlich!
Auf der positiven Seite der Geschichte stehen ganz klar die Grundideen. Das Fundament stimmt. Die Schweinemenschen sind eine tolle Idee, die gut umgesetzt wurde. Nicht zu übertrieben, die langsame Verwandlung und das Einsetzen der Urtriebe passen. Auch wenn es etwas in Schweinebashing ausartet, sind eigentlich sehr intelligente und nette Tiere. Der Macumba-Kult wird zum Finale zwar ziemlich in die schwarze Ecke der Bösen gedrängt, bis dahin ist es aber eine Fraktion mit glaubhaften Motiven und einer überzeugenden Darstellung. Und allgemein die düstere Stimmung, die so typisch für den Dämonenkiller ist. Lasst mich raten, das stand alles im Expose der beiden Stammautoren? Ich muss leider sagen, es fehlt an der Umsetzung. Am Feinschliff. Manche Sachen sind etwas angestaubt zu lesen, auch die obligatorischen Probleme der Inkaprinzessin mit der modernen Welt. Dass wieder gefühlt an jeder Ecke Männer lauern, die Sacheen und Macchu mit Blicken ausziehen oder sexistische Kommentare ablassen gehört leider zu DH.
Ich hätte mir hier so einige Passagen anders gelöst gewünscht und zum Finale übertreibt Warren einfach zu sehr. Trotzdem hatte ich größtenteils Spaß mit dem Abenteuer. Liegt einfach am Stil der Serie. Für die alten Hasen mag es ein Sakrileg sein, aber ich würde mir trotzdem eine moderne Neuinterpretation von Romanen wie diesen wünschen, die etwas aufpoliert wurden. Die Hörspiele sind mir leider im Stil zu extrem und trashig. Da doch lieber diese Romane hier.

:baff: :baff: :baff: :baff: (zufriedenstellende 6 von 10 Freaks)