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John Masefield: Das Mitternachtsvolk
Verfasst: Di Apr 14, 2020 11:26 pm
von Olivaro
Wenn es dunkel wird und das Mitternachtsvolk sein Unwesen treibt, ist dem kleinen Kay bange. Tiger lauern unter dem Bett, um im Betthimmel hat sich sicher eine Pythonschlange verborgen. Mit der Hilfe seiner Spielgefährten und den Tieren des Hauses, zu denen auch zwei charakterlose Katzen rechnen, gelingt es Kay, seine Kinderängste zu bewältigen. Die aufregende Schatzsuche, in die er hineingeräat, hat ein gutes Ende, und Kay ist ein Stück erwachsen geworden.
Das Mitternachtsvolk
Verfasst von John Masefield
Originaltitel: The Midnight Folk, 1927
Aus dem Englischen übersetzt von Hans J. Schütz
Einband und künstlerische Gestaltung von Heinz Edelmann
261 Seiten
Erschienen 1989
Hobbit Presse bei Klett-Cotta
Verfasst: Fr Apr 17, 2020 11:02 pm
von Olivaro
Eines jener Bücher, die einem die Nachtruhe rauben können - weil man immer weiterlesen möchte in diesem Kinderbuchklassiker aus dem Jahr 1927. Das Buch ist völlig frei von moralisierenden oder belehrenden Elementen, die dieses Genre so oft auszeichnen. Es geht nur um die Geschichte als solche, dieses ungetrübte Lesefutter, das nichts als Originalität und Spannung vermitteln will. Und dies tut es auch, dieses Buch, das von Kay Harker und seinem Leben auf einem teilweise verfallenen Besitz erzählt. Die Gouvernante ist buchstäblich eine Hexe und macht dem Jungen das Leben schwer, lediglich die zwei weiblichen Bediensteten Jane und Ellen sind Kay gutgesonnen. Und eine Vielzahl von Tieren, die den Jungen unterstützen - auch bei seiner Suche nach einem Schmugglerschatz. Dabei erlebt Kay vor allem nächtliche Abenteuer, deren Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verwischen.
Mein persönlicher Favorit unter all den menschlichen und tierischen Charakteren ist Ratte, der trotz seiner etwas nörgelig-vorwurfsvollen Art doch hilfsbereit, offenherzig und gutmütig ist; und alleine für seine Sprechweise muss man ihn einfach gernhaben: "Bin nur 'ne Ratte, jawoll...Bin man nur ein Kellermann, man nur. Hab nie nix getan gegen junge Enten; auch nie nix gegen Küken. Leb man nur im Keller und ratter bisschen im Staub rum." Und die schönste Szene ist die Betriebsamkeit an Bord des Schiffes Plünderer: "Eine oder zwei der Wassermäuse waren an den Wanten an der Arbeit; andere waren auf Deck, wuschen ihre Kleider und hängten sie an Wäscheleinen zum Trocknen auf und fischten mit Haken und Leinen oder fütterten die Spatzen, die sie wegen der Eier in Ställen hielten, oder polierten das Messing der Schiffsglocken und Relings."
Wollte man unbedingt ein winziges Härchen (denn ein großes kann es gar nicht sein) in dieser sehr schmackhaften Suppe finden, wären dies die teilweise eingedeutschten Namen, die an einem englischen Schauplatz nichts verloren haben, und eine Silvia Tausendschön zum Beispiel nimmt sich neben einem Abner Brown oder einem Namenshybrid wie Karli Wigger etwas merkwürdig aus.