Der Roman beginnt direkt mit einer großen Enthüllung. Delray Doom arbeitet also für den Spuk. Dooms Auftrag besteht tatsächlich nur daraus, eine Art neue Mordliga zu gründen. Schade, ich dachte, da steckt mehr dahinter. Die Dunklen Eminenzen hatten wir erst. Auf der verlassenen North Brother Island in New York sollen sie nun die nächsten zwei Dämonen rekrutieren. Da einer davon in der Gegenwart schon vernichtet wurde, öffnet der Spuk ihnen dann auf der Insel ein Tor in die Vergangenheit. Mhh, Zeitreiseabenteuer sind immer ein heikles Thema. Der eingefangene Wendigo hat auch ein wenig Auslauf bekommen und dabei ein paar Gauner zerfleischt, die zufällig vor Ort waren. Einer von ihnen kann natürlich entkommen und man kann sich denken, wie es weiter geht. Irgendwie muss ja der Serienheld ins Spiel gebracht werden. Zusammen mit dem obligatorischen USA-Abe untersucht er den Fall.
Doom und der Halbdämon Ty Frazier sperren den Wendigo in eine Kiste und heuern zwei Seeleute an, um sie zur Insel überzusetzen. Einer von denen zieht sich zufällig einen heftigen Splitter beim Tragen der Kiste ein, blutet und der lustige Wendigofreund wird wild. Doof, jetzt sind die beiden natürlich neugierig, was sich da gegen die Kiste wuchtet.
John und Abe sind dem Van der Dämonen auf der Spur und finden ihn tatsächlich. Es ist zwar niemand mehr drin, aber er ist am Ufer des East River geparkt und in der Ferne ist eine Insel zu sehen. Außerdem ein Boot, das sich darauf zu bewegt. Na, da wollen sie sicher hin.
Wie zu erwarten war, hat die dämliche Schiffscrew die Kiste geöffnet. Nur mal kurz nachschauen. Der Wendigo freut sich über neue Opfer. Das Schiff zerschellt an der Insel. Für Doom und Frazier ist der Rückweg abgeschnitten. Doch erst einmal gibt es dringendere Probleme. Doom stellt sich dem Geisterjäger, aber bevor John reagieren kann, schickt der Spuk sie alle auf die Zeitreise. Doom ist plötzlich verschwunden und North Brother Island wieder bewohnt. Ihre schreckliche Vergangenheit erwacht zum grausamen Leben.
Auch für den Kapitän des Schiffes, denn der konnte dem Wendigo entkommen. Und er trifft auf eine junge Frau, die in einem Anwesen scheinbar gefangen gehalten wird. Toll, wenn er die jetzt befreit, wird das die Zeitlinie ordentlich durcheinander bringen. Hoffentlich nicht. Vor allem nicht, als sich herausstellt, wer die Gute ist. John und Abe betreten ein Quarantänekrankenhaus. Kurz darauf kreuzt Ty Frazier hier auf und bringt einige vom Personal in seinen Bann, um sie gegen die Geisterjäger einzusetzen.
Ich habe dann leider ein paar Tage pausiert. Na mal schauen, wie die zweite Hälfte der Geschichte ist. Ich bin gespannt.
Die beiden Bösewichte wollen den ersten Dämon befreien, der unter dem Krankenhaus gefangen ist. Sie werden von John ertappt, aber die Assistentin des Klinikleiters kümmert sich um ihn. Gut, sie hatte den klaren Befehl, John zu töten und betäubt ihn nur. Das muss erstmal reichen. Dafür haben es zwei Pfleger auf Abe abgesehen und sind da nicht so zimperlich.
John ist also kampfunfähig. Die Chance nutzen seine Feinde natürlich wieder nicht, um ihn zu töten. Als er wieder erwacht folgt stattdessen ein netter kleiner Plausch mit Frazier. Ok, John wird nicht getötet, weil sie nicht wegen ihm hier sind und er eine „untergeordnete Rolle spielt“. Schwaches Argument. Klar, der Spuk braucht weiterhin jemanden, der ihm frische Dämonenseelen zuspielt, das macht schon mehr Sinn. Dann hätte man John aber wenigstens fesseln oder in einen Raum einsperren können. Apropos Spuk.
Ich kenne nur wenige Dämonen, die in der Lage sind, sogar das Raum- und Zeitgefüge durcheinanderzubringen. Sie beide arbeiten für den Spuk! Das ist mir jetzt eindeutig zu sehr aus der Luft gegriffen, dass John direkt beim ersten Rateversuch ins Schwarze trifft. Ich meine, erst vor Kurzem wurde er von den Helferlein eines Dämons in die Vergangenheit transportiert. So wenig Auswahl gibt es da nicht, dass man ohne weitere Hinweise auf dem Spuk kommen kann.
Genau so wenig verstehe ich, wieso andernorts auf der Insel der Kapitän auf den ersten Blick so verknallt in Mary ist. Mit ihr kuschelt und sie unbedingt irgendwie von der Insel bringen will. Ist sie am Ende der andere Dämon in menschlicher Gestalt, der den Kerl manipuliert? Hoffentlich irgendwie sowas. Nachdem Abe mit den Pflegern aufgeräumt hat, kommt er Mary besuchen. In ihrem Bungalow werden die drei pünktlich vom Wendigo attackiert, den gibt es ja auch noch. Sie ziehen sich zurück, doch für Abe sieht es schlecht aus.
Keine zwei Meter trennten ihn noch von seinem Opfer. Er brauchte nur seine langen, sehnigen Arme nach Abe auszustrecken, um ihn in Stücke zu reißen. Dennoch tat er es nicht.
John darf indes Zeuge sein, wie Aulak wiedererweckt wird. Doch irgendetwas stimmt nicht. Asmodis gefällt nicht, dass man die von Luzifer verbannten befreien will und erweckt die untoten Skelette eines Schiffsunglücks vor der Insel. Das gibt zum Finale nochmal einen ordentlichen Kampf. Dabei lernen wir neben der Hypnomanipulation schon wieder eine neue Kraft von Frazier kennen. Feuerstrahlen aus den Augen ist aber schon etwas ausgelutscht.
Wegen den auftauchenden Skeletten ist auch der Wendigo so abgelenkt, dass er Abe nicht killt. Was nicht ganz passt. Statt seinen tierischen Instinkten zu folgen und der Jagdbeute unmittelbar vor sich mit einem lässigen Schlag den Garaus zu machen, schaut er lieber dabei zu, wie aus der Ferne die lahmen Gerippe auf ihn zu wanken und stürmt ihnen entgegen. Was spricht dagegen, Abe fix die Kehle zu zerfetzen und sich dann um die Untoten zu kümmern? Ok, natürlich nicht. Aber dann soll der Autor die Szene besser schreiben, damit ich mir solche Fragen nicht stellen muss.
Kommen wir zu Johns Kreuz. Das wurde ihm von der schwarzmagisch beeinflussten Assistentin abgenommen. Wo sich die nächste Frage stellt. Wenn John Leuten das Kreuz auf die Haut drücken kann, um sie von schwarzmagischer Manipulation zu befreien, wieso kann die Dame dann das Kreuz so einfach anpacken und mit sich herum tragen, ohne dass was passiert?
Egal, natürlich erspäht der Geisterjäger sie zufällig und will das Kleinod zurück. John muss das Kreuz mit der Formel aus der Ferne aktivieren, da sie ein Skalpell an die Kehle ihres Chefs hält. Nett, dass das obligatorische Licht sie aus irgendeinem unerklärlichen Grund dieses mal nur langsam einhüllt und es nicht wie üblich eine gleißende Explosion ist, dann hätte sie vielleicht vor Schreck den Arm bewegt und den Chefarzt getötet. Ärgerlich, dass mir kurz vor Schluss wieder so viele Dinge auffallen. Ich weiß, Korinthenkackerei. Aber solche Kleinigkeiten machen manchmal den Unterschied aus. Und seit wann löscht das Kreuz auch Erinnerungen?
Die drei Dämonen wollen unterdessen die Insel verlassen. Was ist mit dem anderen gebannten Dämon, wegen dem sie extra in die Vergangenheit geschickt wurden? Wenn sie nur Aulak befreien, hätten sie sich die Mühe nicht machen müssen. Und der Wendigo? Wird der auch zurück gelassen? Dafür erschient jetzt Asmodis persönlich in einer Feuerexplosion. Und der Spuk höchstselbst stellt sich ihm entgegen. Was jetzt genau passiert bleibt ungewiss, denn die Helden werden zurück in die Gegenwart geschleudert. John, Abe, der Kapitän...und Typhus Mary. Ich liebe Zeitreisen, ganz tolle Idee, dass ihr der Übertritt in die Gegenwart gelungen ist. Auf den letzten Seiten bricht dann aus dem Körper von Mary der Dämon Agash hervor. Und es ereignet sich etwas, das ich schon bei der Rekrutierung von Ty Frazier bemängelt habe. Es geht auf den letzten paar Seiten viel zu schnell.
Ich riss die Tür in dem Moment an, in dem wir anlegten. An mir vorbei schoss eine blutige Gestalt, die nur noch vage an eine Frau erinnerte. Überrascht prallte ich zurück. Ich fingerte mein Kreuz aus der Jackentasche und setzte der Gestalt nach, die sich auf den Bug unseres Bootes zu bewegte. Ich kam zu spät. Sie stieß sich ab und landete auf der Kaimauer, wo sie von niemand Geringerem als Delray Doom in Empfang genommen wurde! »Sorry, Sinclair, aber an diese Nacht wirst du noch lange zurückdenken. Aulak und Agash gehören jetzt zu uns! So long!« Noch ehe jemand von uns reagieren konnte, hatte Doom die Gestalt, die er Agash genannt hatte, gepackt und mit sich gezerrt. Während ich mich von der Reling abstieß und auf den Pier sprang, röhrte in der Nähe ein Motorrad auf. Delray Doom verschwand mit seiner Gefährtin in einer Wolke aus Abgasen. Zack, Ende!
Ok, wieder die Gedanken sortieren. Es ist viel passiert und es gibt viel zu erzählen. Auf der positiven Seite ist das Abenteuer vor allem ab der Zeitreise auf der Insel wahnsinnig atmosphärisch geschrieben. Top Gruselstimmung! Gut recherchiert und die verschiedenen Elemente interessant eingebunden. Bis zum Finale gibt es nur wenige Kritikpunkte, die den Lesespaß ein wenig stören. Typische Heftromansachen halt und ein paar Logikfragen.
Als Aulak befreit wird und Asmodis die Skelette losschickt, gibt es jedoch einen Bruch im Lesevegnügen. Da hätte Marc Freund einen Gang zurück schalten sollen.
Zum Zeitreisethema. Wenn ich das richtig verstanden habe, war Agash die ganze Zeit in Mary. Es ist unerheblich, wer Mary wirklich war. Sie (oder Agash) wurden aus der Vergangenheit mit in die Gegenwart genommen, was die Zeitlinie extrem verändern müsste. Dann heißt es am Anfang, Agash ist damals auf der Insel gestorben, weswegen man ja in die Vergangenheit reisen muss. Es wird aber nie erklärt wie. Die echte Typhus Mary ist an einer Lungenentzündung gestorben, ich bezweifle, dass das einem Dämon zugesetzt hätte. Und selbst wenn ich das ausblende. Plötzlich hunderte von Skeletten auf eine Insel im Gebiet von New York loszulassen oder wie Asmodis in einer weit sichtbaren riesigen Feuerexplosion erscheint, dürfte vielleicht auch ein klitzekleines wenig Auswirkungen auf die Gegenwart haben. Es wurden schließlich auch massig Erkrankte gekillt. Andere Autoren nehmen bei Geschichten zu realen Ereignissen gern ein ungelöstes Mysterium und füllen es mit dem Gruselabenteuer. An North Brother Island gibt es aber rein gar nichts unerklärtes. Ich habe extra den Wikipediaartikel nochmal gelesen. Was ist jetzt mit dem Wengido? Es ist ungewiss, ob der noch lebt. Also entweder findet man später die Leiche eines Monsters, wenn man die Ereignisse untersucht, oder ein noch lebendes Ungetüm. Eigentlich bräuchten wir jetzt noch ein Heft, wo John nochmal in die Vergangenheit dorthin transportiert wird und sich um den ganzen Dreck kümmert.
Ich habe extra den unveränderten Absatz zu Agash in meine Rezi gepackt. Hat mich am Ende nochmal extrem gestört, wie schnell das gelöst wird. Da wäre locker ein zweiter Teil drin gewesen. Einige Monate später, „Mary“ und der Kapitän sind glücklich zusammen. Mary wurde vom Typhus geheilt.(Auch so eine Sache, auf die nie eingegangen wurde, dass man eine Superverbreiterin mit in die Gegenwart nimmt und ob sich John oder Abe bei ihr oder anderen Erkrankten angesteckt haben. Das habe ich mich während der gesamten zweiten Hälfte gefragt.) Dann bricht Agash aus Mary hervor, nachdem es ihr trotz Heilung immer immer schlechter ging. Er tötet den Kapitän, John und Abe werden auf die Sache aufmerksam und folgen der Spur des Dämons, um ihn zu vernichten. Gleichzeitig ist der Dämonensammler hinter ihm her, um ihn für seine Spuk-Mordliga zu gewinnen. Klingt für mich nach einem sehr spannenden Konzept. Besser, als das kurz in einem Absatz abzuhandeln, in dem die Ereignisse sich überschlagen und John nicht einmal die Chance gegeben wird, einzugreifen. Tja, wie im Sumpfhaus halt. Delray Doom springt durch ein Fenster, packt sich Ty Frazier und springt mit ihm wieder raus. John kann nur doof glotzen und sich ärgern. Schon zwei mal in Folge, hoffentlich wird das keine Regelmäßigkeit.
Definitiv der beste Roman von Marc Freund. Keine Spitzenwertung in der Co-Autoren-Skala. Dafür hat er ein paar kleine Makel zu viel. Aber vor allem wegen der Stimmung Sehr Gut. Bis auf das Finale, das vor allem in Nachklang des Abenteuers zu viele Fragen offenlässt. Diesen Abschnitt fand ich direkt Schlecht.

:baff: :baff: :baff: (7 von 10 Kreuzen)
Insgesamt eine Gute Wertung von mir. Schade. Hätte der Autor am Ende nicht so dick aufgetragen und für Agash ein weiteres Heft geschrieben, wäre das ein toller Roman geworden.
PS. Es sind mir noch andere Kleinigkeiten aufgefallen. Die nicht ins Gewicht fallen oder gestört haben, aber die anderen Co-Autoren eben nicht passieren. Zum Beispiel ist es John durchaus möglich, Asmodis' Höllenfeuer dank seinem Kreuz zu durchschreiten oder sogar zu löschen. Sowas halt. Aber ich kann nicht erwarten, dass der Autor sich bis in kleinste Details mit der Serie befasst hat. Ist das nicht auch Aufgabe eines Lektors? Den Gedankengang hätte man ja einfach weglassen können und fertig. Ein Widerspruch weniger.