Als erstes muss ich mal sagen, dass ich das mit den Kapitelüberschriften toll finde. Die sind immer wie ein kleiner Appetizer auf das, was da kommt
Die erste Passage im Jahr 1351 zu Oswaldt Stimmer fand ich schon richtig düster und bedrückend, wie er da in der Zelle hockt, von Luzifer bequatscht wird und er noch immer an seinem Glauben und seinen Herrn festhält.
Allein der Satz
Er gab ihm keine Antwort. klingt schon so verlassen und einsam.
Dann Professor Zamorra, der in New York City durch die nächtlichen Straßen schlendert und eine kleine Bill Flemming-Gedenk-Tour einlegt. Ich kenne diesen Bill Flemming zwar nicht, aber irgendwie kam schon rüber, dass er da einen wirklichen Freund vermisst.
Auch diese Szene fand ich irgendwie traurig, aber ambientisch sehr gut getroffen.
Dann sieht er im Fernsehen was von einem merkwürdigen Wetterleuchtenzeugs in Lübeck und auch Pascal setzt ihn darüber telefonisch in Kenntnis. Es scheint mir, als wenn seine Reise dorthin für unseren Professor eine willkommene Ausrede für die bevorstehende Konferenz ist
Gesagt, getan, Zamorra reist nach Lübeck. Und auch Nicole will dorthin kommen, doch sie hat zunächst ein paar Problemchen am Flughafen, dann beim Flug selbst.
Zamorra hat indes seltsame Begegnungen in der Stadt, in denen sich die Menschen völlig untypisch und gewalttätig verhalten.
Als Nicole dann doch endlich angekommen ist und sie in die Innenstadt fahren wollen, werden sie von einem SUV mit getönten Scheiben geschnitten.
Schon wieder diese seltsame Aggressivität oder steckt was anderes dahinter?
Und auch Zamorra und Nicole selbst geraten in eine aggressive Situation, die sie sich nicht erklären können. Dafür sind sie nun sicher, dass hier etwas Seltsames vorgeht … nur was?
Dann geht’s wieder zu Maler Oswaldt Stimmer, aber zu einer Situation, bevor er verhaftet wurde.
Er ist dabei, in der Nacht ein Heiligenbild an die Wand im Lübecker Dom zu malen, als er Besuch bekommt. Man legt ihm nahe, den Satan mal ein bisschen freundlicher zu malen, wie er nun mal
wirklich ist. Stimmer fühlt sich bedroht, doch der Unbekannte deklariert es als freundlichen Hinweis und verschwindet wieder.
Dann erwacht Zamorra, denn er hat genau diese Situation geträumt und auch die Angst des Malers gespürt. Doch noch bevor er die Bilder aus seinem Traum richtig greifen oder deuten kann, verblassen sie auch schon wieder.
Im nächsten Moment geht’s weiter in 1351 und mit Helmfried Caspers. Es stellt sich heraus, dass er im Auftrag Luzifers dem Maler Stimmer einen Besuch abstattete, um ihn zur Berichtigung der Satansdarstellung zu instruieren. Nun besucht ihn der Satan und belohnt ihn, für seinen Gehorsam, sagt Caspers aber auch, dass er seine Dienste bald wieder benötige. Der ist natürlich willig und feiert anschließend erstmal, dass es zwischen ihm und dem Teufel so gut läuft.
Wieder im Hier und Jetzt bekommt Zamorra beim Frühstück von Pascal mitgeteilt, wem der SUV gehört. Diese Sache hatte dem Meister des Übersinnlichen wohl keine Ruhe gelassen. Es ist ein gewisser Günther H. Caspers. Ach neee! Das könnte doch ein Nachfahre des Teufelsdieners sein? Oder wenn man an das “H“ im Namen denkt, sogar er selbst mittels teuflischer Lebensspende?
Auch wenn Nicole es als Kleinigkeit tituliert, dass Zamorra der Sache nachgegangen ist, immerhin geschehen seltsame Dinge in Lübeck, die u.a. auch mit Aggressivität und Gewaltausbrüchen zu tun haben. Wer sagt denn, dass der Fahrer des SUV nicht auch davon betroffen war? Kann man doch besser mal kontrollieren. Und noch wissen Zamorra und Nicole ja nix mit dem Namen anzufangen. Dieses Privileg haben erstmal nur wir Leser!
Plötzlich werden die beiden jedoch von sämtlichen Leuten in ihrer Nähe angegriffen: Kellner, Gäste, Touristen, wer auch immer grad da ist, stellt sich den Dämonenjägern in den Weg!
Natürlich reagiert auch Merlins Stern und Zamorra hat alle Hände voll zu tun, das Amulett dran zu hindern, die Leute umzunieten. In seinen Augen werden die manipuliert und können selbst gar nichts für die Angriffe.
Die Situation stelle ich mir echt unheimlich vor. Man sitzt da im Hotel, frühstückt und plötzlich wird man aus heiterem Himmel von allen möglichen Leuten attackiert.
Jedenfalls flüchten Zamorra und Nicole aus dem Hotel und hinein in die belebten Straßen, um die Menschen mit eventuellen Verteidigungsmaßnahmen nicht zu gefährden.
In 1351 bekommt Stimmer abermals Besuch, doch diesmal scheint es der Teufel persönlich zu sein, der an seiner Satansdarstellung rummäkeln will.
Und er macht das auch so eindrucksvoll, dass Stimmer richtig Angst kriegt.
Als der Leibhaftige verschwunden ist, betet er und bittet den Herrn um Beistand.
Doch der Himmel schwieg abermals.
Auch wieder ein beklemmender Satz, wenn man die Tragweite bedenkt. Da kann man Stimmer nur Respekt zollen, dass er angesichts seines Besuch und der fehlenden Unterstützung von oben nicht “abtrünnig“ wird.
Dann geht’s zu Caspers. Es hatte etwas gedauert, bis ich richtig aufm Schirm hatte, dass es ja JETZT passiert und nicht damals in 1351. Günther Caspers ruft den Satan …. und wird erhört. Satan hatte sich wohl lange nicht bei ihm gemeldet, doch nun kriegt Caspers endlich die Frage gestellt, auf die er gewartet hatte: ob sie beginnen können.
Und das tun sie!
Zamorra und Nicole wollen sich möglichst ohne viele Menschen in ihrer Nähe unterhalten und machen eine Bootsfahrt. In der Trave sieht der Professor dann plötzlich eine hässliche bärtige Fratze und erleidet eine Art Anfall.
Als sie von Bord gehen, werden sie auf dem Weg zur Innenstadt wieder angegriffen. Als hätte jemand es gezielt auf SIE abgesehen, werden sie von allen möglichen Passanten attackiert. Ganz vorne dabei sind ein Typ in Regenjacke und eine alte Dame.
Nachdem die beiden Dämonenjäger den Angriff ohne größere Schäden abwehren können, hört der Spuk auch schon wieder auf. Als nur noch die alte Dame, Frau Lütgens und der Typ in der Regenjacke, ein gewisser Herr Fehling bei ihnen stehen, will letzterer wissen, was das gewesen ist. Als die Lütgens es als teuflischen Vorfall tituliert, lässt Fehling verlauten, dass ihm da, gerade in Gegenwart des Doms zu Lübeck, so einige Geschichten einfallen. Da der Mann Stadthistoriker ist, sind Zamorra und Nicole natürlich neugierig und lassen sich die Geschichte erzählen …
Und Fehling erzählt von Oswaldt Stimmer, der 1351 des Diebstahls bezichtigt und verhaftet wurde. Er sollte hängen, doch bekam er wieder Besuch vom Satan, der ihm die Suppe erst eingebrockt hatte und ihm nun siegessicher einen Deal vorschlug: wenn Stimmer ihn so malt, wie er “wirklich“ aussieht, würde er dafür sorgen, dass er wieder frei kommt.
Der Maler willigte schweren Herzens ein, als er an seine Familie denkt … und der Satan hält Wort.
In der Gegenwart bekommt Caspers abermals Besuch von Luzifer. Doch es läuft nicht so, wie sonst, denn der Satan rammt ihm einen Dolch in den Bauch und eröffnet ihm, dass er gar nicht der sei, für den Caspers ihn all die Jahrhunderte hielt. Er ist ein anderer Dämon namens Broktaal, der in einem Taschenuniversum die schlechten Zeiten überdauerte, um den Schergen des Papstes zu entgehen und neue Kraft zu sammeln … mit Caspers als willigem Diener. Doch nun entledigt er sich dieses Dieners, setzt dessen Haus in Brand und lässt auch seine menschliche Hülle zurück, die er nicht mehr braucht.
Anschließend macht er als körperloser Geist eine kleine Tour durch die Stadt, fährt in Tiere und Menschen ein und lässt sie quasi Selbstmord begehen. Kurz bevor sie sterben, verzieht er sich wieder und sucht einen neuen Körper. Und natürlich weiß er auch von Zamorra und Nicole, deren Anwesenheit er schon länger gespürt hat.
Deshalb sind wohl auch alle auf die beiden losgegangen, angestiftet von Broktaal …
Fehlings Geschichte geht aber noch weiter und er erzählt, wie damals herauskam, dass Stimmer doch noch lebte. Er konnte die Kirchenmänner überzeugen.
…
Der Teufel mag hängen, aber nicht ich. …
Seine Geschichte und dieser Satz wurden quasi berühmt.
Noch während sie darüber sinnieren, erwischt es Fehling erneut, er ist wie besessen. Und diesmal reagiert auch Merlins Stern, sie haben es somit wohl mit dem Dämon höchst persönlich zu tun.
Fehling wird mit Blitzen attackiert, doch der steckt die locker weg und haut ab. Zamorra und Nicole sind sich nun sicher, es nun mit ihrem wahren Gegner zu tun gekriegt zu haben …
Sie besuchen das Stadtarchiv und mittels ein paar Hinweisen, gepaart mit eigenen Erinnerungen, was Pascal so gesagt hat, kommen sie der Lösung ein Stück näher.
Die Nordlichter werden erklärt, damals wie heute … warum der Dämon solange wartete, etc. … und vor allem, was er überhaupt von Lübeck will: Angst und Schrecken verbreiten, sich an den Einwohnern Lübecks laben, sich wichtig fühlen, ihre Angst genießen … der Satan von Lübeck sein.
Unsere Dämonenjäger rekonstruieren die Zweckgemeinschaft zwischen dem Dämon und dem inzwischen toten Diener Caspers ... und sie kommen auch drauf, wo sich ihr Gegner gerade wohl aufhält. Immerhin ist es nicht zu übersehen, denn die Lichter umflackern die Türme des Doms!
Broktaal ist tatsächlich mit Fehlings Körper im Dom und hat sämtliche manipulierte Menschen dort versammelt. Jetzt braucht er sie nur noch zu töten und ihre Lebensenergie aufzusaugen. Doch da machen Nicole und Zamorra ihm einen Strich durch die Rechnung. Während die Dämonenjägerin so viele Menschen wie möglich aus dem Dom führt, die dann durch den “Abriss“ von Broktaals Mentaltentakeln (ich nenne das jetzt mal so

) wieder beikommen, nimmt sich der Meister des Übersinnlichen des Dämons an.
Der Kampf verlangt ihm einiges ab, was ich gut fand. Zamorra darf sich ruhig mal etwas anstrengen, das steht ihm
Broktaal ist keiner von der schwächlichen Sorte und dazu noch ordentlich angefressen über die Störung. Doch letztendlich und mit den letzten Kraftreserven gelingt es Zamorra, den Dämon zu besiegen. Leider bleibt auch von Fehling nicht mehr viel übrig. Doch ist Broktaal wirklich besiegt oder hat er im Angesicht von Fehlings Tod wieder mal “nur“ den Wirtskörper verlassen??
Doch noch bevor sie darüber diskutieren können, scheint es wieder zu brennen. Die Polizisten bekommen schon den nächsten Fall … in Travemünde …
Wieso geben die Polizisten zwei augenscheinlichen Passanten einfach solche Infos? Gut, sie ärgern sich akut, weil sie abgezogen werden, obwohl sie am und im Dom noch nicht fertig sind … aber ist das ein Grund, jedem x-beliebigen Menschen von nem Einsatz zu erzählen?
Da hätte ich es nen Ticken besser gefunden, wenn sie grad in der Nähe des Einsatzwagens gestanden und das durchs Funkgerät einfach mitgehört hätten … bei dem Rummel, der da gerade am Lübecker Dom herrscht, hätte das ja keiner wirklich mitbekommen, die Dämonenjäger ihre Info aber schon.
Nichtsdestotrotz hat mir diese Lokalstory echt gut gefallen. Die Sage an sich und auch das Einbringen von Zamorra. Die Körperhüpferei von Broktaal, so wie sie hier erzählt wurde, dass er es “einfach nur so“ machte und Leute in den Selbstmord trieb, fand ich schon irgendwie richtig fies. Man kann ihn als körperlosen Geist ja weder sehen, noch fassen und wäre er nicht so eitel gewesen, lieber alle Menschen auf einmal im großen Stil einsacken zu wollen, hätte er doch ewig so weitermachen können. Ich fands gut so, denn Dämonen sind eben so … sie können alles, wollen alles, und können niemals geschnappt oder gar vernichtet werden! Dieser Narzissmus hilft der guten Seite dann wenigstens ab und an, den Gegnern doch auf die Schliche zu kommen.
Genauso gut fand ich die Szenen von Oswaldt Stimmer, sein Denken und wie er sich bei seinen Begegnungen mit dem Satan oder seinem Stellvertreter fühlte … und auch mit dem Pakt, den er nur für seine Familie schloss.
Dass Zamorra hier auch mal ordentlich was abkriegt und des Öfteren an seine Grenzen gerät, hatte ebenfalls was. Der Typ ist richtig knuffig, wenn der mal ausgepowert ist/wird

Aber auch die Örtlichkeiten und deren Beschreibungen haben gut funktioniert, denn ich musste es mal nicht googeln. Zumindest hatte ich die immer bildlich vor Augen, gerade wenn da die Kämpfe mit den besessenen Passanten stattfanden. Nur den Dom, den hab ich mir mal angeguckt, weil ich automatisch immer unseren Xantener Dom oder auch den Kölner Dom vor Augen habe, wenn ich was von “Dom“ lese^^
Dass dieser Roman als erster Teil deklariert war, ist mir auch erst am Ende aufgefallen … als es da stand
Ich bin gespannt, was da noch kommt, denn auf jeden Fall ist Broktaal dann ja wohl noch nicht Geschichte!
8,5/10 Amuletten :thumbup:
Das Cover find ich ok, es vermittelt zumindest die Situation, als Maler Oswaldt Stimmer nächtlichen Besuch im Dom erhält. Caspers tritt mit dem kostbaren Mantel in Erscheinung, auch wenn seine Hautfarbe nicht so "bläulich" beschrieben wird

Vielleicht ist es aber auch Brooktal als Satan selbst ... ?!
Aber fürs Ambiente finde ich das Bild schon irgendwie stimmig :thumbup:
In der
Mystery Times gibt’s einmal eine weitere Rezi zum Finger der Furcht von der Sternensonde, die ein gewisser Dieter verfasst hat. Fand ich schon cool, nochmal ne Meinung dazu zu lesen

Dann konnte man noch die Originalsage über den Maler Oswaldt Stimmer und seinem Deal mit dem Versucher lesen. Allein der Sprache und Ausdrucksweise wegen fand ich das schon interessant zu lesen. Und im Nachhinein wars auch ne coole Sache, wie der Autor diese Originalsage in eine Story eingebaut hat. Das ging ja auch nicht nur über Fehling, sondern einzelne Passagen von Stimmer selbst. Sehr cool, wie da auch das Feeling rüber kam, das der Maler bei seinen Begegnungen, wie auch in seiner Gefangenschaft hatte

:thumbup: