Nach viereinhalb Jahren geht es mit dem Plot weiter, den Daniel Stulgies in der 1989 aufgegriffen hat. Ich bin aber ehrlich gesagt über jeden Co-Autor froh, der wieder was für JS schreibt. Ausnahmsweise habe ich direkt zur Leserseite geblättert. Leider gibt es dort kein „Was bisher geschah“. Ebenso fehlt dem Roman ein Rückblick. Der Autor schreibt einfach seine Handlung weiter, als wäre nichts gewesen. Das betrifft ebenso Ian McCoy. Wie lange haben wir von dem nichts mehr gehört? Auch drei Jahre. Hier hätte es eindeutig ein paar kleine Erklärungen gebraucht.
Ian stößt zum Beispiel am Anfang auf eine Konstruktion, die jener ähneln,
die ihn zu dem gemacht hatte, was er heute war. Die ihn sowohl an den Rand des Wahnsinns gebracht, als auch mit unfassbaren Kräften ausgestattet hatte. Mal ehrlich, erinnert sich noch jemand daran, wie das damals war? Ich weiß nur noch, dass der Kerl eigentlich kein schlimmer Bursche ist und seine „Dunkle Eminenz Spezialkraft“ Illusionsmagie war.
Was genau er jetzt vorhat, bleibt ungewiss. Stulgies will es spannend machen.
Deshalb musste er im Geheimen und vor allen Dingen schnell vorgehen. Je länger er brauchte, um seine Ziele in die Tat umzusetzen, desto wahrscheinlicher war es, dass der alte Feind auf ihn aufmerksam wurde Aha. Vielleicht fehlt mir auch nur die nötigen Erinnerungen an Ians frühere Abenteuer.
Später wird John auf eine Museumsgala eingeladen und tappt dort mit Glenda in die Falle. Zum Glück will Ian nur reden. Dabei fällt der Name „Atriel“ und endlich gibt es mal eine kurze Erklärung dazu. Zu dem Name hat mir ansonsten leider weder das Forum noch google weiter geholfen, so wichtig kann die Rolle also nicht gewesen sein. Wirklich schlauer bin ich auch nicht. John soll Ian wohl helfen, einen mysteriösen Dämon zu stellen, der ganz klassisch seit Jarhunderten große Pläne verfolgt.
Auch für den hat Ian eine Falle ausgelegt. Der Dämon mag großes Leid und zufällig hat er bei dieser Gala genug Menschenopfer, die schön leiden können. Leider ist auch Glenda darunter. Zuerst werden die Leute im Saal eingesperrt und dann hetzt er einige angeheuerte Werwölfe auf sie.
Es bleibt alles weiterhin furchtbar mysteriös. Hätte besser zu PZ gepasst. Ich will endlich wissen, was hier gespielt wird. Die Auserwählten des Dämons erscheinen. Mhh, ein paar von Werwölfen abgeschlachtete Menschen sind nun wirklich kein Vergleich zu den Opfern in großen Kriegen oder bei den großen Naturkatastrophen. So richtig stimmig ist das nicht, aber über solche Details kann ich hinweg sehen. So stört mich mehr, dass jetzt das Thema Zeitreisen eingeführt wird. Ganz schwierige Sache. Sie folgen den Auserwählten, die durch die Zeit reisen. Sollte John erfolgreich sein, kann er das Massaker hier vielleicht ungeschehen machen.
Sie landen in einer urzeitlichen Umgebung. Eigentlich müsste es eine andere Dimension sein, wenn Rieseninsekten und Steinzeitmenschen passen nicht so unbedingt zusammen. Och nö, es sind nur menschenähnliche Dämonen. Die kann John ja dann ruhigen Gewissens abknallen.
Mir gefällt dieser Handlungschnitt in der Heftmitte. So kann ich schonmal ein Zwischenfazit ziehen. Das liest sich bis zum Schauplatzwechsel ganz nett. Es wird eindeutig zu wenig aufgefrischt und zu wenig erklärt. Einiges ist mir zu mystisch und abgedreht. Wie die Auserwählten, die sterbende Menschen entführen und an ihrer statt an Ort und Stelle nachgeformt Imitate hinterlassen. Oder so. Auch diese ganze Zeitreise und Weltenreise und der komische Dämon im Hintergrund. Aber ich bin gespannt, wie sich das jetzt alles noch entwickelt.
So greifen jetzt auch noch schäferhundgroße Fluginsekten an. John sucht besser das Weite, das ist eine Nummer zu groß für ihn. Zumindest bei diesem Autor, was ich sehr schätze. Aber die Viecher sind nur ein Trick von Ian, um die Eingeborenen zu verjagen.
Dann wird es noch persönlich, denn diese Atriel ist Ians Schwester. Und der mysteriöse Dämon ist derjenige, der Ian zu dem gemacht hat, was er jetzt ist. Das sollte ich eigentlich alles wissen und gewisse Hinweise erkennen. Aber wie gesagt, mein armes Gedächtnis reicht keine 4 Jahre zurück.
Jedenfalls befinden sich die beiden doch nicht in einer anderen Dimension, sondern im Zentrum der Antarktis vor fünfzig Millionen Jahren, wo der Dämon hier noch geherrscht hat. Das ist mal eine Hausnummer. Der Kerl hat seinen mysteriösen Masterplan fast vollendet.
Doch das Versteckspiel würde bald enden. Er hatte sehr lange darauf hingearbeitet, und es erfüllte ihn mit unverhohlenem Stolz, dass er so weit gekommen war. John und Ian werden mehr oder minder freiwillig gefangen genommen, immerhin kommen sie jetzt an den Dämon ran.
Der hält die entführten Sterbenden wie Ian in Sarkophagen gefangen. Aber wozu?
Sieh es mir nach, dass ich dieses kleine Geheimnis für mich behalten werde. Natürlich, war klar. Es müssen noch genug Fragen offen bleiben. Als der Dämon (sein Name ist unbekannt, er wird hier meistens Geschichtenerzähler genannt. Lustige andere Namen sind Herr der schwarzen Klingen, Schlächter von Elam und andere) John töten will, stellt sich der Geisterjäger als Illusion heraus. Bei Romanen mit Ian McCoy kann man sich leider nie sicher sein, was echt ist. Dem sollte man dringend Grenzen setzen. Wieso hat der Herr des Landes zum Beispiel keine Schutzzauber dagegen? Oder kann Ian die mit seiner Illusionsmagie auch umgehen und dem Dämon vorgaukeln, sie würden noch wirken? Man merkt, diese Trickerein stören ein wenig den Lesespaß. Vielleicht kommt ganz am Ende heraus, dass John das alles nur geträumt hat. In Wirklichkeit ist es 1973 und John übernachtet gerade in einem Gasthaus in Middlesbury, wohin Ian ihn gelockt hat, indem er die Illusion eines Hexers und seines totenbeschwörenden Mediums erschaffen hat.
John ist jedenfalls unbehelligt woanders und schleicht sich ins Zentrum der Festung. Bei Ian schließt sich der Kreis in die Gegenwart. Der Sarkophag am Anfang des Heftes ist nämlich der gleiche wie hier. Und die Leiche, die darin war, ist Ian. Nur Millionen von Jahren später.
Das alles ist schon einmal passiert. Äh, ja. Wie gesagt, Zeitreisekram. Jetzt will Ian also den Verlauf der Geschichte ändern. Das letzte mal hat er den Geschichtenerzähler allein gestellt und ist gescheitert. Wie „dieser“ Ian in der Antarktis zu Beginn des Hefts heraus fand, weil er seine eigene Leiche gesehen hat. Deshalb reist er dieses mal mit John zurück in die Vergangenheit? Wie können eigentlich zwei Personen gleichzeitig an einem Ort sein, ist das kein Paradoxon? Auch wenn die eine schon tot ist. Jetzt ist die Grenze erreicht, wo ich die ausgefallene Idee des Autors eher schlecht finde.
John wird mit den Gräueltaten des Geschichtenerzählers konfrontiert. Der speist aus den gequälten entführten ein riesiges Herz. Zum Glück hat er von Ian etwas bekommen, mit dem er dem Herz zusetzen kann.
Nun tritt noch eine dritte Fraktion auf.
Aber ich vermutete, dass es sich um jene Fraktion handelte, vor der sich der Geschichtenerzähler einst gelöst hatte. Dieselbe Macht, vor der er sich seitdem versteckt hielt. Noch komplexer muss es in einem Roman echt nicht werden, da sollte der Autor lieber einen Schritt zurück fahren und öfter Geschichten schreiben. Die schlagen John nieder und stellen dann den Geschichtenerzähler.
Ich mache es jetzt mal kurz, denn es wird immer noch komplizierter und mehr. Diese eigentlich wichtigen Details lasse ich aus, sonst komme ich nie zum Ende. Ian will alle in die Luft jagen. Die andere Fraktion tötet den Geschichtenerzähler und nehmen seine Kraft in sich auf. John kehrt in seine Zeit zurück. Der Spuk taucht auf und gibt sich als Auftraggeber von Ian zu erkennen.
Was für eine Rutschpartie. Vielleicht liegt es daran, dass ich erleichtert war, die Hilleberg-Trilogie hinter mir zu haben. Aber die erste Hälfte fand ich prima, da gibt es wenig zu meckern.
Nach der Zeitreise wird es leider immer verworrener und komplexer. Zu Komplex, das hätte man nicht in ein Heft quetschen sollen. Außerdem geht mir diese Illusionstrickerein langsam auf den Keks, ständig passiert was spannendes und dann heißt es „Och ne, doch nicht, war nur eine Illusion.“
Allgemein hat sich das auch für mich überhaupt nicht wie ein JS angefühlt. Schreibt Stulgies unter anderem Namen für PZ und das sollte ein Zamorra-Abenteuer werden, das er kurzerhand auf JS umdichten musste? Der Roman liest sich wirklich erstaunlich wie ein typisches PZ-Abenteuer.
Das hätte ich am Anfang auch nicht gedacht. Da war mir relativ klar, dass es mindestens eine gute Wertung wird, wohl eher eine sehr gute. Bis Stulgies jede halbe Seite neue Details zu den Hintergründen raushaut und man damit erschlagen wird. Am Ende bleibt es noch knapp ein GUTer Roman.

:baff: :baff: :baff: :baff: (6 von 10 Kreuzen)
PS. Asmodina hätte man sich ja echt auch sparen können. Sitzt in ihrem Gefängnis, hetzt zwei Wachen aufeinander und führt dann ein kurzes Gespräch mit dem Spuk. Das ist echt nichts, wofür man den Roman feiern muss.