Der zweite Teil des Inka-Plots beginnt mit dem „Vorgängersuchtrupp“ nach Jeff Parker, der von AtahuAlba und seinen Inkas angegriffen wird. Nur der Leiter dieser zweiten Expedition, Roman Lipwitz, kann fliehen.
Die dritte Suchexpedition unter Dorian erhält Unterstützung durch die Pygmäen, nachdem er ihre boshafte Gottheit vernichtet hat. Weiter geht es also durch den Dschungel. Dabei schwimmt ihnen gerade jetzt zufällig die Leiche eines Teilnehmers des zweiten Suchtrupps entgegen. Entgegen der Strömung natürlich, wie gewohnt. Der Kerl erwacht als Zombie und wird von Dorian mit dem Inkadolch getötet, den Jeff ihm vor dem Abenteuer zugeschickt hat. Ach Schade, das wäre die perfekte Gelegenheit für den Untotendolch aus Istanbul gewesen. Schade, dass er so „unglücklich“ verloren ging, ich trauere der Waffe immernoch hinterher. Allgemein mag ich es viel mehr, wenn sich besondere Waffen und Artefakte innerhalb einer Serie etablieren und nicht ständig für einzelne Plots neue Sachen eingeführt werden, die die Autoren danach wieder rausschreiben.
Aber wo war ich? Die Reise durch den Dschungel. Der Hauptteil der Handlung. Man könnte die Geschichte wohl als typischen Brückenroman bezeichnen. Earl Warren beschreibt extrem umfangreich und ausdauernd über weite Strecken die Flora und vor allem Fauna des Urwaldes. Kurze exotische Tierbegegnungen werden massig auf die Seiten gepresst. Tut mir Leid, aber ich sauge die Seiten nicht fasziniert wie ein Kleines Kind im Spielwarengeschäft ein. Dieses Heruntergerattere brauche ich nicht. Ich will wissen, wie es mit der Handlung um El Dorado weiter geht und was aus Jeff Parker geworden ist. Wäre ich fies, ich würde sogar von Langeweile sprechen, die sich einstellt. Aber das ist wirklich ein sehr hartes Wort, Gleichgültigkeit oder Desinteresse trifft es besser.
Dorian hat zufällig auch genau die richtigen Experten für brenzlige Situationen dabei. Das ist mir im ersten Teil noch nicht aufgefallen, vielleicht weil Davenport den Expeditionsteilnehmern wirklich nicht so extreme Stempel aufgedrückt hat. Ein Sportschütze kann einer Indofrau eine gefährliche Schlange vom Bauch schießen. Ein Wassersportler steuert geschickt das Motorboot. Eine ehemalige Westernshowdarstellerin, die gar meisterhaft mit der Peitsche umgehen kann.
Währenddessen wird wie von solchen Plots gewohnt die Truppe immer weiter dezimiert. Piranhas, Schlangen, Krokodile. Alles was der Klischee-Urwald so zu bieten hat. Auch die Verletzten werden mehr, die Stimmung im Lager ist allgemein sehr düster.
Unterbrochen werden die Reisebeschreibungen nur von der mysteriösen Entdeckung eines Teilnehmers von Jeff Parkers Ursprungsexpedition. Sein Skelett zeigt Anzeichen, dass es schon seit Jahrhunderten hier liegt. Dieser nette kleine Teaser ruft in mir aber nur noch mehr den Wunsch hervor, dass sich hier endlich mal was tut.
Später wird eine Wache von einem Armbrustschützen beschossen. Die Indos hauen ab, nehmen Medizin und das Funkgerät mit. Und es gibt ein ganz kurzes Aufeinandertreffen mit spanischen Konquistadoren. Die Lage spitzt sich zu.
Erst im letzten Drittel der Geschichte passiert etwas, das mich aus meinem routinierten Lesen aufschrecken lässt. Dorians Expedition rettet Roman Lipwitz, der nach seiner Flucht vor zwei Wochen von Indianern aufgegriffen wurde und gerade jetzt an Riesentermiten verfüttert werden soll. Was für ein unglaublicher Heftromanzufall, dass man im dichten riesigen Amazonasurwald über ihn stolpert und auch noch zum passenden Zeitpunkt, 5 Minuten später wäre von ihm nicht mehr viel übrig gewesen. Was ich viel schlimmer als einen gewohnten Zufallszufall finde ist da ein großer Logikfehler. Es wurde am Anfang klar etabliert, dass Leute zwar vor den Inkaattacken fliehen können, aber jedes mal wahnsinnig wurden und von Geistern fantasierten. Lipwitz ist angeschlagen, zeigt ansonsten aber normales Verhalten. Jeder Zeuge zuvor war wahnsinnig und man konnte kaum ein sinnvolles Wort aus ihm heraus bringen, aber bei einer für den Plot relevanten Figur ist es – ohne Erklärung – plötzlich nicht mehr so. Ist klar! Er muss sie ja dorthin führen, wo der Angriff stattfand und El Dorado liegt.
Weiter geht es. Es folgen noch mehr Tierbeschreibungen und Tierattacken. Abwechslung gibt es nur durch Tropenkrankheiten, Warren fallen wohl langsam keine Tiere mehr ein.
Man kommt an der Stelle an, wo die zweite Expedition gelagert hat und angegriffen wurde. Keine Spur von El Dorado. Also warten, bis die Stadt wieder auftaucht oder Inkas angreifen? Nein, zufällig gibt es jetzt ein weiteres Zusammentreffen mit den Konquistadoren. Noch zufälliger ist es ausgerechnet hier und jetzt Dorians alter Freund Pascual Martinez aus seinem früheren Leben als Georg Rudolf Speyer. Lustige Szene, ein Expeditionsteilnehmer will geistesgegenwärtig auf dem Fremden schießen, hat aber sein Gewehr nicht gut genug gepflegt und gerade jetzt versagt der Mechanismus. Hach ja, manche dieser Zufälle erheitern mich schon kurz. Speyer erkennt Dorian als Rudolf, obwohl dieser jetzt komplett anders aussieht, da hat man es sich aber sehr einfach gemacht. Er erzählt ihm alles, stirbt dann aber bei einem Tierangriff. Zitteraal, den kann Warren jetzt auch von seiner Liste streichen.
Gut, ein kurzes Zwischenfazit. Der Roman hat einige Zufallszufälle und konstruierte Stellen, die man besser hätte lösen können. In Ordnung. Und natürlich ist die Expedition durch den Dschungel damals besser angekommen. Die Leute in den 70ern konnten nicht irgendwelche Dokus auf Youtube anschauen oder interessante Blogartikel lesen. Das muss damals wirklich begeistert haben. So viel neues. So eine bunte Artenvielfalt auf so wenigen Seiten. 2018 lässt mich das kalt und ich habe schnell genug davon. Vor allem weil einige Szenen aus heutiger Sicht ziemlich klischeehaft oder sogar faktisch widerlegt sind.
Mein Lesespaß hielt sich in Grenzen. So möchte ich aber nicht bewerten. Die Geschichte ist für mich persönlich leider sehr schlecht gealtert. Dafür kann sie nichts. Erinnert mich weniger an einen paranormalen Dämonenkiller als an ein Abenteuerbuch, das man auf dem Dachboden findet. Kurzum, bis hierhin hätte ich eine schöne gute Wertung vergeben.
Dann überschlagen sich die Ereignisse. Man hat keine Anhaltspunkte mehr und will auch nicht warten, ob sich El Dorado zeigt. Also zurück zu den Pygmäen. Wie jetzt? Den ganzen tagelangen Weg wieder zurück oder gibt es zufällig ein anderes Dorf in der Nähe? Egal. Es stellt sich nicht nur heraus, dass die Ureinwohner Kopfjäger sind. Nein, der gesuchte Jeff Parker wird hier gefangen gehalten. Vor einer Seite stand man noch planlos da, jetzt macht die Story einen riesigen Schritt nach vorn und beantwortet eine der beiden großen Fragen des Mehrteilers. Einfach mal so. Da wird der Gute plötzlich gefunden. Hier, da isser! Was für eine Enttäuschung. Waren meine Hoffnungen an die Serie wieder zu groß? Diese Auflösung gefällt mir gar nicht.
Man stampft also zurück, wo El Dorado dieses mal pünktlich erscheint. Keine gegenwärtige Version aus der anderen Dimension, sondern die Vergangenheit, wo gerade Rudolf Speyers Expedition gegen die Inkas kämpft. Offenbar pendelt der Ort auch noch zwischen den Zeiten. Und hat die ganze Zeit gewisse Charaktere gerade dann ausgespuckt, wo es für den Plot wichtig ist. Na gut, das Konzept ist interessant.
Ich habe nun erwartet, dass es im dritten Teil weiter geht. Aber zum Schluss wird noch AtahuAlba mit seinen Inkas abgefangen und getötet. Der Dämon ist tot! Der Bann gebrochen, El Dorado bleibt in der Gegenwart stecken. Zeit zum Plündern! Aber der dritte Teil? Da wird es wohl um die Inkaprinzessin Maccu Picchu gehen, die hier noch in einem magischen Schlaf liegt.
Noch kurz zwei Anmerkungen. Es ist erstaunlich und total unrealistisch, wie gut die Orientierung im Urwald gelingt, selbst an einer Stelle nach einer panischen Flucht. Und nicht unerwähnt lassen möchte ich, wie natürlich wieder aufdringliche Männer arme Indomädchen sexuell belästigen.
Am Ende nimmt der Roman noch einmal richtig Fahrt auf und beendet eigentlich den Plot. Jeff Parker wurde wohlbehalten gerettet und El Dorado sichergestellt. Was jetzt folgt ist eher ein Anhängsel der Thematik, das noch Probleme machen wird. Jeffs Rettung hat mir überhaupt nicht gefallen. Die Auflösung zu El Dorado kam mir zu überhastet, ist an sich aber in Ordnung. Abgesehen von ein paar anderen Kleinigkeiten hat mich der „unparanormale Reisetagebuch“-Charakter der Geschichte am meisten gestört. Damit kannst du heutzutage so einfach nichts mehr reißen, dann muss das viel besser beschrieben sein. Kann ich aber schlecht als echten Kritikpunkt bringen.

:baff: :baff: :baff: :baff: :baff: :baff: (4,5 von 10 Schnauzern)