1532, Dorians früheres Leben als Georg Rudolf Speyer: Nach der Sache mit dem Goldenen Drudenfuß hat sich die Inquisition eingeschaltet. Da Speyer die unangenehmen Erinnerungen seines letzten Lebens hat, setzt er sich daher lieber in die Neue Welt ab.
Doch bereits bei der Überfahrt wird er Zeuge, wie ein der Dämon Aqiular mit seinen Gehilfen den Kapitän des Schiffes tötet und dann die Kontrolle übernimmt. Speyer kann sich an Bord verstecken. Aquilar ist so nett und nimmt einfach mal an, dass er über Bord gegangen ist. Wozu nach ihm suchen lassen, passt schon. Er und ein Mitreisender werden auch nicht erwischt, bis sie zum Gegenangriff übergehen und Aquilar töten. Als wäre das nicht genug Pech, spaltet bei einem Unwetter ein Blitz den Mast und das komplette Schiff gleich mit. Davenports Roman setzt von Anfang an Akzente. Spannung und stimmige Schilderungen auf der einen Seite, konstruierte Handlungsabläufe mit Zufällen auf der anderen Seite.
Speyer wird zum Glück von einem anderen Schiff aufgegriffen und ist eine Weile damit beschäftigt, seinen Lebensunterhalt normal zu verdienen. Bis er von Pizarros dritter Expedition hört und eine Gelegenheit nutzt, sich ihr anzuschließen. Nicht wegen der Aussicht auf Ruhm oder Reichtümer, sondern aus Interesse an den Inka. Entsprechend wenig begeistert ist er von dem, was er sieht. Pizarro wird das Volk wohl bald auslöschen, wenn er so weiter macht. Als Nachhut trifft Speyers Gruppe in einer frisch eroberten Stadt ein, wo der Inkakönig gefangen gehalten wird. Ein ruhiger Job, das bisschen Wache schieben.
Dabei sondert sich Speyer immer mehr von den rauen Soldaten ab und freundet sich mit den Inka und Dolmetschern an, um mehr über die Kultur der Inka zu erfahren. Unter anderem, dass dämonische Kräfte erwachen werden, sollte der gefangene Inkakönig sterben. Natürlich wird dieser kurz darauf zum Tode verurteilt.
Bei der Sache hat mich eine Szene besonders gestört. Speyer gehört also nicht zu Pizarros loyalem Haupttrupp, sondern ist erst später als Verstärkung hinzugestoßen. Außerdem versteht er sich mit den Wilden besser als mit den Männern des Eroberers. Dennoch unterhält er sich mit Pizarro und versucht ihn umzustimmen. Der hört sogar halbherzig zu, statt Speyer mal ordentlich die Meinung zu geigen oder zu bestrafen. Die Autoren wollten unbedingt ihren Haupthelden im direkten Kontakt mit einem Historien-VIP zeigen, auch wenn das an der Stelle überhaupt gar keinen Sinn ergibt.
Aber Dorians Vergangenheits-Ich ist natürlich auch paranormal gezeichnet. Nach der Hinrichtung erwacht er nachts durch ein seltsames Gefühl, das ihn in das Gebäude treibt, wo die Leiche des Königs aufgebahrt wird. Das Inkamädchen Machu Picchu (welch einfallsreicher Name) und einige andere Eingeborene zerstückeln den Leichnam und schmuggeln ihn aus der Stadt. Eine wichtige Szene, es wird natürlich nicht geklärt, welche Macht Speyer aus dem Schlaf schreckt und fernlenkt.
Beim Marsch auf die Hauptstadt der Inka gibt es kaum noch Widerstand. Alles prima. Mit den geplünderten Schätzen könnte Speyer sich locker zur Ruhe setzen, aber er findet keine. Deshalb schließt er sich später einer Expedition auf der Suche nach El Dorado an. Ein Inkamädchen weiß angeblich den Weg, will aber nicht reden. Was für ein Heftromangück, dass es sich bei ihr ausgerechnet um Machu handelt, die Speyer zum Reden bringen kann, weil sie ihm vertraut.
Von der großen Handlung bis zu Kleinigkeiten, Speyer hat mit vielen bekannten Elementen der Geschichte um diese Epoche der Neuen Welt zu tun. Davenport will alles reinpressen, was er an Wissen hat. Jede Gelegenheit, die sich bietet. Das ist alles gut geschrieben, aber total unrealistisch. Als man im Dschungel ein Nachtlager aufschlägt wird er auch noch von Amazonen entführt. Vielleicht ist es der Fluch eines Heftromanhelden, in jede sich bietende Gelegenheits-Pfütze zu stolpern. Wie auf einer Tropensafari, man fährt ja nur einmal im Jahr in den Urlaub und muss alles mitnehmen, was die Gegend zu bieten hat. Wenigstens wird die Passage nicht für übertriebene Sexszenen genutzt, Speyer hat nur einmal unter Drogen Geschlechtsverkehr mit der Anführerin der Frauen, bevor seine Gruppe die Siedlung stürmt.
In Booten geht es danach weiter, als eine Leiche entgegen der Strömung den Fluss hinauf treibt. Es handelt sich total zufällig um die Leiche des Dämons Aquilar, den Speyer vor Jahren getötet hat. Laut Machu hängt diese auch noch mit einer wichtigen Prophezeiung der Inka zusammen. Sachen gibtÂ’s. Die ganze Expedition, außer Speyer, gerät in den Bann des leblosen Dämons. In El Dorado angekommen wird Aquilar tatsächlich wichtig. Hierher wurden auch die Körperteile des Königs gebracht. Mit der Lebensenergie des Dämons soll er wiedererweckt werden. Da ist es die schlauste Idee, mit der Arkebuse auf Aquilar zu schießen, damit durch die klaffende Wunde sein Blut vergossen wird. Haben die Autoren Speyer zugeflüstert, dass er diese Aktion bringen muss, um die Handlung weiter zu bringen? Eine logischere Erklärung gibt es dafür nämlich nicht.
Zum Glück will der Inka-König nicht direkt Rache. Mit der kompletten Stadt zieht er sich in eine andere Dimension oder so zurück. Speyer kann gerade noch so fliehen. Seine Abenteuerlust ist gestillt. Na hoffentlich nicht. An sich mag ich die Vergangenheitsromane und würde gern mehr von ihm lesen. Dazu später mehr.
Es gibt natürlich auch noch eine Gegenwartshandlung. Es reichen nicht die völlig übertriebenen Verknüpfungen in Speyers Leben, die schon damit beginnen, dass er ahnungslos aus Selbstschutz Aquilar erschießt. Auch Dorian bekommt es nun mit diesem Thema zu tun.
Ich habe für mich angenommen, dass Sullivan wieder Teil des Teams ist. In Ordnung, die Serie ist alt, einen Leserbrief zu schreiben bringt jetzt nichts mehr. Aber es stört mich noch, dass Sullivan so vertraut mit Dorian umgeht. Fast schon väterlich. Von allen Figuren führen gerade die beiden ein Gespräch und er versucht, den Dämonenkiller aufzubauen, nachdem er Coco verloren hat. Ein Päckchen von Jeff Parkers Expedition nach El Dorado ist angekommen. Darin ein alter Zeremoniendolch. Wie der wohl durch den Zoll gekommen ist? Ich habe über viele Detailfehler, die ich bemerkt habe, hinweg gesehen. Es sind solche Kleinigkeiten, die den Lesefluss nicht arg stören.
Da Parkers Expedition verschollen ist, reist Dorian nach Kolumbien, um sich auf ihre Spuren zu begeben. Im Basislager treiben sich furchtbar klischeehafte Gestalten herum und das Frauenbild der Indianermädchen ist auch reichlich seltsam. Da stört es auch niemanden, wenn erwachsene Männer sich ein vierzehnjähriges Indomädchen als Sexobjekt nehmen. Ich möchte sowas nicht beschönigen, aber im Gegensatz zu CZ ist es hier freiwillig und es gibt nur die Erwähnung, statt einer expliziten Szene.
Nun war es hier wochenlang völlig ruhig. Aber als der Serienheld eintrifft, greifen direkt am ersten Abend Pygmäen an und verschleppen die Frauen. Einer von ihnen wird gefangen und ist so lieb zu verraten, wo ihr Lager ist und dass die Frauen den Göttern geopfert werden sollen. Da hat man es einfach, kann den Fluss hinab schippern, um die holden Damen zu retten. Wie bei Speyer damals treibt auch jetzt eine Leiche den Strom hinauf. Es ist zwar nicht Aquilar, aber der Mann wurde zufällig genau so gefesselt wie der Dämon damals.
Schließlich erreicht man das Pygmäendorf und beobachtet, wie die Frauen zu einer Höhle geführt werden. Zwei grausige Monster kommen hervor und wollen sich die hilflosen Jungfern greifen. Die tapferen Ritter eröffnen das Feuer und erledigen die Ungetüme. Zum Schluss erfahren sie noch vom Häuptling, dass er Parkers Expeditionstrupp gesehen hat und Dorian vielleicht zu ihm führen kann. Huch, ein Cliffhanger? Es geht im nächsten Roman direkt ohne Unterbrechung weiter? Da freut es den Nachholer, dass er keinen ?Monat? Auf die Fortsetzung warten muss. Der Gesamteindruck ist nämlich sehr gut. Ich habe Lust auf mehr. Mehr Dschungelfeeling, mehr Inka und auch wie die Geschichte für Dorian weiter geht.
Als Amateur-Rezensent schaue ich natürlich genauer auf den Roman und habe meine negativen Kritikpunkte. Vieles von Speyers Erlebnissen liest sich wie von Wikipedia abgeschrieben, ist klischeehaft und teilweise auch nicht wirklich so gewesen. Für die 70er ist es aber sehr gut recherchiert und wiedergegeben. Damals konnte man nicht nachgoogeln, inwiefern die Schilderungen stimmig sind. So gesehen ist das wirklich erstklassig, muss man so sagen.
Auch die Stimmung hat Davenport tadellos eingefangen, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Ich ziehe besser keinen Vergleich zu den Amazonas-Geschichten moderner Autoren, aus dem gleichen Grund wie beim vorherigen Absatz.
Schaue ich weiter auf den Plot bin ich im Groben auch völlig zufrieden und möchte nicht meckern. Ich wurde prima unterhalten und möchte unbedingt wissen, wie es weiter geht.
Lediglich zwei Sachen stören mich. Danach muss ich nicht suchen, sie ziehen sich durch die Handlung. Es wurden zu viele Ereignisse/Geschichten erzählt. Zu viele verschiedene Dinge ereignen sich in zu kurzer Zeit. Als hätte Davenport sich durch ein Fachlexikon gelesen und wollte alles unterbringen. Und die Zufälle wirken dieses mal enorm wie märchenhaftes Schicksal. Da tötet Speyer damals einen Dämon, der rein zufällig ausgerechnet auf seinem Schiff ist. Der wird Jahre später für ein Ritual benötigt, um einen hingerichteten Inkakönig ins Leben zurück zu rufen. Und die Dämonenleiche treibt dann vor Speyers Nase im Fluss auf ihn zu. Bei der Hinrichtung des Inkakönig war er natürlich dabei und hat zufällig mitbekommen, wie seine Leiche in Stücken aus der Stadt geschleppt wurde. Als würde das nicht reichen schlittert hunderte von Jahren später seine Nachfolgeexistenz Dorian Hunter in die Geschichte. Ich dachte, DK ist so eine moderne und „andere“ Serie, wo es das Konzept des Auserwählten nicht gibt. Wie John Sinclair, der der Sohn des Lichts ist. Dorian Hunter ist ein ganz normaler Kerl, der wie viele andere Sterbliche damals von einem Dämon reingelegt wurde. Zufällig ist er an Coco Zamis geraten und hat in diesem Leben ebenso zufällig gewisse Freunde, dass er es mit seinen Gegnern aufnehmen kann. Das finde ich glaubhaft, irgendwann muss es ja mal klappen.
Ich bin unsicher, ob ich eine Top-Note vergeben soll. Eigentlich nicht und die Fortsetzung ist hoffentlich noch besser.  
 
   
   
   
   
   
   
   
   
  
  :baff: (9 von 10 Schnauzern) Als Leser bin ich aber total zufrieden und glücklich.