Nachdem Dorian in seinem letzten Abenteuer die Machenschaften einer schwarzmagischen Schönheitsfarm beendet hat, stehen deren ehemalige Patienten jetzt dumm da. Einige Gealterte wollen ihre Jugend einfach mit einem anderen Ritual wiederherstellen. Unter all den wissenden Hexen und Dämonen soll ausgerechnet der Dämonenkiller Kontakt zu einem passenden Dämon herstellen. Eine bescheidene Idee.
In London sitzt man mit Sullivan zusammen und berät, wie es weiter geht. Als wäre nichts gewesen. Schade, der bleibt wohl ein wichtiger Bestandteil der Serie. Am besten ich ziehe einfach einen Strich für mich und denke mir was aus, wieso man ihm seine Untaten an Phillip und dem Dämonenkillerteam vergeben hat. Cohen ist mit von der Partie und wird von Earl Warren unter dem Motto „der muss ein völlig übertriebenes Arschloch sein“ beschrieben.
Wo wir schon beim Thema sind. Die Jugendstilvilla ist zwar gegen Dämonen und Magie gesichert. Seit dem Abzug der Inquisitons-Agenten aber nicht mehr gegen normale Einflüsse geschützt. Kurz und schmerzlos können Schurken die Villa stürmen und die Anwesenden mit Tränengas ausschalten.
Man erwacht gefesselt im Laderaum einer Jacht. Nanu, ich dachte sowas haben diese Schiffe gar nicht. Neben Dorian sind hier noch Coco, Cohen, Sullivan und die Pickford. Da der Dämonenkiller sich natürlich weigert, einen Dämon für die Alten zu beschwören, wird er gefoltert.
Im Laderaum verschwindet indes Orakel Phillip vor den Augen einer Wache. Moment, der war vorhin bei der Aufzählung doch gar nicht mit dabei! Coco wurde ein Magieblocker gespritzt. Sie befindet sich deshalb in einem Alptraum. Der ist aber irgendwie doch keiner, denn sie trifft Olivaro. Eine magische Traumreise? Bei einem Serum, das ihre Kräfte blockiert? Klassischer Logikfehler. Was aber schlimmer ist und vermutlich der nächste Punkt, der mich für einige Zeit begleiten wird. Auch Olivaro findet Coco total geil und will sie haben. Verdammt, kann denn nicht ein einziger männlicher Dämon über sowas stehen? Dass er sie als Machtbeweis an seiner Seite möchte, oder weil sie eine starke Hexe ist, in Ordnung. Aus kalten berechnenden Gründen also und nicht aus reinem Sexualtrieb. Ich mag Olivaro sehr, weil ich immer dachte, er wäre ein anderer Charakter. Kein notgeiler sadistischer Extremböse-Dämon. Sondern jemand, der weiß, dass man auch mit Diplomatie und Freundlichkeit ans Ziel kommt. Es kommt kein Deal zustande, aber als Zeichen guten Willens und Gratiskostprobe hilft er dennoch. Genau sowas meine ich, ein geschickter Schachzug, um Coco zu ködern.
Dorian zu foltern bringt gar nichts. Das wussten die Alten am Anfang des Romans aber auch selbst. Jetzt sind seine Freunde dran. Den Puppenmann Chapman hat man auch gefangen, aber Martha Pickford soll als erste daran glauben. Vor Dorians Augen soll wie vergewaltigt werden. Da erscheint Coco, die wieder volle Hexenkräfte hat, und räumt unter der Schiffsbesatzung auf.
Doch die Lage ist nicht gerettet. Das Schiff wird magisch auf eine Insel gelenkt. Schnell setzt man sich auf einem Rettungsboot ab, bevor das Eiland gerammt wird. Auch hier muss ich sagen, mir war nicht bewusst, dass Jachten richtige Rettungsboote haben.
Die erste Hälfte des Romans hat mich nicht begeistert. Es gibt gute und schlechte Ideen, gut und schlecht geschriebene Passagen. Ich bin vom DK besseres gewohnt, aber lege da auch eine hohe Messlatte an. Insgesamt solide.
Ab der Ankunft auf der schädelförmigen Insel mit Märchenschloss fällt die Geschichte für mich deutlich ab und wird sogar streckenweise uninteressant. Sullivan wird direkt erstmal völlig unrealistisch die Waffe aus der Hand geschossen. Sowas soll man sich für Westernheftchen aufsparen.
Man wird von Gangstern empfangen. Magische Doppelgänger berühmter Verbrecher. Die Alten können also ein Beiboot magisch fernsteuern, eine Insel magisch verbergen und magische Klone erschaffen. Aber brauchen Dorians Hilfe, um einen Dämon zu beschwören? Das wird zum Glück später halbwegs erklärt. Wie auch einige andere Dinge, die vorher unlogisch erscheinen.
Schlimmer finde, ich dass sich der ganze Dreck nochmal im Kreis dreht. Man nutzt Dorians Freunde, um ihn zu erpressen. Da Dorian sich weigert wird es dieses mal Ernst. Als Cohen von Piranhas zerfleischt wird, ist man vielleicht noch geschockt. Es ist den Autoren zuzutrauen, dass sie diese Figur aus der Serie nehmen. Dann wird Pickford vergewaltigt und geköpft, Sullivan von vier Jeeps auseinander gerissen und Chapman von Vogelspinnen getötet. Ich weiß als Leser einfach, dass denen nichts passiert. Auch Dorian spekuliert auf den unsichtbaren Phillip. Daziwschen gibt es Gedanken und Grübeleien von Dorian und Coco. Und Folter an Dorian selbst. Für mich zog sich das einfach zu sehr. Ich will endlich die Auflösung.
Zwischendurch gibt es schon einige Erklärungen. Eine Freundin des Leiters der ehemaligen Schönheitsfarm hat mit ihrer Magie geholfen. Kontakt zu einem Dämon kann oder will sie aber nicht aufbauen. Und die Doppelgänger sind nicht magisch, sondern normale „Promidoppelgänger“. Das macht einiges sinniger, einiges aber unsinnig. Also können bezahlte Schauspieler so gut mit Pistolen umgehen, dass sie aus der Entfernung jemandem die Waffe aus der Hand schießen können?
Schließlich taucht Phillip auf. Der hat aber keine Ahnung wovon Dorian spricht, hat seine Freunde nicht gerettet. Während der Dämonenkiller verzweifelt weiß ich trotzdem, dass sie nicht tot sind. Steckt halt jemand anderes hinter ihrer Rettung. Olivaro nämlich, der die Leute als Geißeln hält, um Coco zu erpessen, seine Fürstin der Finsternis zu werden.
Um Coco vor dem Tod zu bewahren lässt Dorian sich doch noch auf den Deal ein. Er geht voll in den Beschwörungsvorbereitungen auf, die Macht des Bösen geht auf ihn über. Armer Kerl, aber eine gute Idee. Was ich nicht gebraucht hätte wäre die Offenbarung, dass der Verjüngungs-Dämon der Anführer der Gealterten ist, der diese erst zu Dorians Entführung und der Dämonenbeschwörung überredet hat. Das ist überraschend, ja. Wirft aber eine Menge Logikfragen auf und verwirrt nur.
Phillip und die Gesichtstätowierung aus Istanbul retten Dorian und helfen ihm, den Dämon zu vernichten. Dorian lebt also. Olivaro lässt seine Freunde in Frieden. Dafür muss Coco mit ihm gehen und seine Braut werden.
Och nee. Das hatten wir doch vor dem Sullivan-Plot schon mit dem Grafen von Behemoth. Da ist es auch irgendwie gelungen, die Coco aus dessen Klauen zu befreien. Das brauche ich nicht nochmal. Und müssen alle Dämonen gleich sein? Können wir nicht ein wenig Abwechlung haben? Wenn sie schon so menschlich beschrieben werden und das angeblich eine Eigenart der Serie sein soll, dann kann man doch die ganze Palette nutzen. Ich hatte die Hoffnung, dass Olivaro so etwas wie der Spuk bei JS ist und halbwegs fair spielt. Offenbar ist er aber auch nur ein Arsch wie Asmodis II oder Toth.
Dieser Roman macht mir echt keine Laune auf die kommenden Geschichten. Dazu hat mir der hohe Krimianteil hier überhaupt nicht gefallen. Und in der zweiten Hälfte hatte ich manchmal gar keinen Lesespaß mehr und habe Passagen schnell weggelesen, um wieder zu relevanten Ereignissen zu kommen. Ein Auf und Ab, am Ende aber ein gewohnter durchschnittlicher Earl Warren.

:baff: :baff: :baff: :baff: :baff: :baff: (4 von 10 Schnauzern)