Fledermaus Band 652: Fix dich - oder stirb

"Wer sind Sie, und was wollen Sie von mir?" fragte der Vollbärtige im türkisfarbenen mönchskuttenartigen Gewand.
"Oh, ich bin ein sehr unbedeutender Mann, mein Name kann Sie gar nicht interessieren. Ich weiß natürlich, daß Sie Rene Jacques heißen. Es wird Sie sicherlich nicht wundern. Ich habe Sie zu mir bitten lassen..."
Der Vollbärtige lachte grimmig. „Bitten lassen! - Großartig!"
"...um Ihnen ein für Sie lohnendes Geschäft vorzuschlagen", fuhr der Geschniegelte mit der roten Halbmaske fort. "Sie hören sofort auf, Drogen zu verteufeln, machen einen kleinen eleganten Schwenk und heben sie in den Himmel. Ich weiß, daß Sie einen geschulten Geist haben, ein blendender Rhetoriker und ein gefuchster Dialektiker sind. Sie können mit Ihren Figuren machen, was Sie wollen - die folgen Ihnen blind. Polen Sie sie zurück auf Rauschgift-Konsum! Sie kriegen für jeden, der wieder zu fixen anfängt, eine Prämie von zweihundert Dollar. Okay?"
Rene Jacques machte schnell zwei Schritte auf den Schreibtisch zu und spuckte aus. Der Speichelstrahl traf den Geschniegelten genau über der Nasenwurzel an der Stirn. "Das war meine Antwort", sagte der Vollbärtige. "Sie wollen Menschen verderben, ich will Menschen retten - vor skrupellosen Geschäftemachern wie Ihresgleichen. Zwischen uns gibt es keine Gemeinsamkeit - und keine Geschäfte."
Der Mann mit der roten Halbmaske hatte - zumindest äußerlich - die Ruhe bewahrt, die Spucke mit seinem Seidentaschentuch von der Stirn weggewischt und auf einen Knopf gedrückt. Jacques hörte stampfende Schritte, dann wie die Tür geöffnet wurde, der er den Rücken zukehrte. Er wandte sich nicht um.
"Boß?" fragte einer der zwei Männer, die das Zimmer betreten hatten. Seine Stimme klang rauh. "Bringt ihn in äen Keller und sperrt ihn ein! Nehmt ihn euch dort, bevor ihr ihn allein laßt, aber erst einmal ordentlich vor! Er ist in unflätiger Weise frech geworden."
"Aye, Boß!" antwortete der mit der rauhen Stimme. Sie traten von hinten neben den Mann im fließenden türkisfarbenen Gewand - der eine links, der andere rechts - packten ihn an den Armen und schleppten ihn fort.
Im Keller fielen sie über ihn her und schlugen mit Stahlruten roh auf ihn ein. Er trug mehrere Beulen und Platzwunden davon. Schließlich verlor er unter einem Schlag das Bewußtsein. Der Stahlkopf am vorderen Ende der Spiralfeder einer der Stahlruten hatte ihn an der Schläfe getroffen.
"Schade!" sagte einer der zwei Gangster, die so hart 'gearbeitet' hatten, daß sie in Schweiß geraten waren. Sein Ton verriet die Aufrichtigkeit seines Bedauerns. Sie verließen den Kellerraum, der leer war bis auf eine hölzerne Pritsche ohne Auflage und einen hölzernen Schemel. Durch das winzige Fenster hoch oben in der weißgetünchten Wand fiel das milde Licht der Oktobersonne ein. Es sah aus, als seien es aus Gold gesponnene Fäden.
Fix dich - oder stirb
- Geldgier kennt keine Grenzen -
von George P. Gray (Gudrun und Karl Voigt)