Fledermaus Band 647: Tod in Schwarz-Weiß

Der Blonde machte eine ungeduldige Geste mit seinem Derringer.
"Wir waren es jedenfalls nicht", knurrte er. "Wir wollen nicht deinen Skalp, sondern die Bilder. Wo hast du sie?"
"Welche Bilder?" fragte Jim.
In den grauen Augen des Gangsters zuckte es auf. Jim spürte, daß er seinen Gegner nicht lange hinhalten konnte, aber er begriff auch, daß sich dieser Mann nicht provozieren, nicht zu einer überstürzten, unbedachten Aktion hinreißen lassen würde.
"Die Fotos, die du im ‚Hüpfenden Känguruh' geschossen hast", sagte er leise und schleppend. "Wir wollen die Negative und die Abzüge. Also wo stecken sie"?
"In der Klischeeanstalt" behauptete Jim.
Der Blonde schüttelte den Kopf. Seine Stimme klang Immer noch gleichbleibend ruhig, aber sie enthielt eine deutliche Warnung.
"Nein", sagte er. "Für die Zeitung sind die Fotos vollkommen uninteressant. Sie könnten allenfalls Bestandteil einer größeren Reportage sein, aber bestimmt kein aktuelles Material. Deshalb sind sie mit Sicherheit noch nicht in der Klischeeanstalt. Und aus dem gleichen Grund wissen wir auch, daß du bis jetzt höchstens einen Kontaktstreifen oder Probeabzüge gemacht hast. Also?"
"Ihr seid eurer Sache ja ziemlich sicher", knurrte Jim.
Der Blonde preßte die Lippen zusammen. Sein Gesicht glich einer Maske. "Das sind wir, Jellico. Und im übrigen ist meine Geduld jetzt erschöpft. Willst du reden, ja oder nein?"
"Nein", sagte Jim mit Todesverachtung.
Der Blonde trat einen halben Schritt zurück.
"Buddy!" kommandierte er.
Jims Blick huschte zu dem Gorilla hinüber. Der Bursche grinste genüßlich, in seinen Knopfaugen stand ein erwartungsvolles Funkeln. Jim überlegte, ob er alles auf eine Karte setzen und sich seitwärts in die Büsche schlagen sollte, doch dann ging alles so schnell, daß er zu keiner Gegenwehr mehr kam.
Bisher hatte der bullige Gorilla beinahe träge herumgestanden - jetzt explodierte er förmlich. Seine Waffe hatte er bereits in der Halfter verschwinden lassen. Mit einer huschenden Bewegung zuckte seine Rechte zum linken Unterarm, er zog etwas aus dem Ärmel, und mit einem zischenden Geräusch fuhr die lange, biegsame Stahlrute auseinander.
Jim sah die lederüberzogene Bleikugel an der Spitze des Totschlägers, wollte sich abstoßen, den Hieb unterlaufen, doch da zuckte die Waffe bereits auf ihn zu.
Tod in Schwarz-Weiß
- Rauschgift - Leichen - Spionage -
von Kelly Kevin (= Susanne U. Wiemer)