Fledermaus Band 623: Pat's letzter Drink
Nach etwa zehn Minuten wandte Carol sich um, ging ins Bad, das zu dem Gästezimmer gehörte, und machte sich für die Nacht zurecht. Mit einem luftigen roten Pyjama bekleidet, kehrte sie ins Zimmer zurück, legte sich auf die weichgepolsterte breite Schlafcouch und zog die federleichte gesteppte Daunendecke über sich. Neben der Couch hatte sie ihre Umhängetasche auf den Teppich gestellt, so daß sie sie mit einem Griff erreichen konnte. Allerdings glaubte sie nicht, daß in der Nacht etwas geschehen hönnte, was erforderlich machte, daß sie ihre Astra aus der Umhängetasche nahm.
Gedanklich befaßte sie sich noch eine Zeitlang mit den Hanleys und deren entführter Tochter, dann mit Thony, Silk und Butch. Darüber schlief sie ein. Ihr Schlaf war tief und traumlos.
Irgend etwas weckte sie. Sie wußte nicht, war es ein Geräusch gewesen, das in ihr Bewußtsein drang oder auch nur der ausgeprägte Instinkt der Kriminalistin für Gefahr. Im selben Moment, als sie die Augen öffnete, legte sich schon etwas auf ihr Gesicht. Sie wollte es fortreißen. Da traf ihre Hand ein schmerzhafter Hieb. Ihr Schrei, den sie unwillkürlich ausstieß, wurde erstickt. Etwas fiel auf sie - schwer, massig und weich. Sie wollte sich aufbäumen, die Last abschütteln. Sie kämpfte mit aller Kraft und rang verzweifelt nach Luft, denn sie drohte unter dem wattig-weichen Etwas auf ihrem Gesicht, das ihr hart auf Mund und Nase gepreßt wurde, zu ersticken.
Ihre Hand war völlig gefühllos von dem Hieb, der sie getroffen hatte, mit der linken bekam sie etwas zu fassen - ein dünnes, seidig-glattes Gewebe. Sie krallte die Nägel hinein und spürte, wie es zerriß, wie ihre Nägel und Fingerkuppen über nackte Haut fuhren. Wild zuckten Carols Beine, stießen auf Widerstand. Mit schon schwindenden Sinnen merkte sie, wie Stahlklammern um ihre Fesseln und Knöchel zusammenzuschnappen schienen. Das Rauschen ihres Blutes in den Ohren und das ungeheure Dröhnen in ihrem Kopf rissen plötzlich ab. Schwärze umgab sie.
Pat's letzter Drink
- Kai 17 war die Endstation -
von George P. Gray (= Gudrun und Karl Voigt)