Mit Gay D. Carson gibt es einen neuen Autor im DK-Team, dessen Pseudonymwahl etwas unglücklich ist. Vielleicht bin ich auch nur etwas kindisch. Auf seinen Einstandsroman war ich sehr gespannt. Ausgerechnet er schreibt nun einen Sullivan-lastigen Roman, der es bei mir sehr schwer hat. Immer wieder Gedanken und Erwähnungen, die meinen Blutdruck in die Höhe treiben. Dorian ist also besorgt um ihn, weil er sich nicht mehr melden. Er will ihm sogar helfen, falls er Probleme hat. Wenigstens trifft der Dämonenkiller Sullivan nicht persönlich, auch wenn es zwischendurch so aussieht. Da kann ich dieses unvermeidliche Ereignis noch ein wenig verdrängen. Ich weiß echt nicht, wie ich reagiere, wenn Sullivan wieder Teil der Serie wird. Verdammt, wieso lassen die Autoren ihn erst das Team verraten und gegen Dorian agieren und berücksichtigen diesen Kracher dann einfach nicht?
Ich konzentriere mich besser auf Carsons Roman. Völlig überraschend fängt eine gewisse Eva den Dämonenkiller ab und behauptet, ein Kontakt von Sullivan zu sein, der sich im Dörfchen Witchcraft mit ihm treffen will. Seltsame Sache, das. Und es wird noch seltsamer, Dorian müsste eigentlich sofort misstrauisch werden. Das Hotel ist optisch genau so, wie er es sich vorgestellt hat. Personen im Hotel sehen zufällig Bekannten von ihm extrem ähnlich. Und Szenen im Hotel verändern sich immer mal kurz.
Bald läuft er auch schon in die erste Falle. Das Badezimmer erhitzt sich enorm. Er kommt nicht raus und würde bei lebendigem Leibe gekocht werden. Zum Glück rettet ihn Eva, von der der Leser grob weiß, dass sie in die Sache hier involviert ist. Warum hilft sie ihm hier? Das wäre es für Hunter gewesen.
Die unschönen Ereignisse häufen sich. Irgendwer hat seine Dämonenbanner geklaut, im ganzen Dorf ist das Telefonnetz zusammen gebrochen, ein Touristenbus hat gerade jetzt eine Panne hier. Endlich durchschaut er die Illusionen und wird misstrauisch. Als die Kannibalen das merken, wird er von einem angegriffen.
Ich habe vermutet, dass die Schwarze Familie hinter allem steckt. Wer hat schon die Macht, ein ganzes Dorf in eine komplexe Illusion zu hüllen? Nachdem Dorian wieder einmal die Pläne der Dämonen vereitelt hat, beauftragt man die Kannibalen damit, ihm eine Falle zu stellen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Offenbar sind die Kannibalen von der Schwarzen Familie abgeschnitten und suchen Kontakt, den Dorian herstellen soll. Deshalb brauchen sie ihn lebend. Aber wieso greifen sie ihn dann aggressiv an, mit der Absicht, ihn zu töten? Jedes mal wenn eine Frage aufgeklärt wird, entsteht vermeintlich durch einen Widerspruch eine neue.
Eva entpuppt sich als Medium, dass von den Kannibalen angezapft wird. Sie weiß nicht, was mit ihren Kräften genau angestellt wird. Das wurde im Prolog aber anders dargestellt, wo sie eindeutig böse war und zur Gegenseite gehörte. Kommt der Autor da durcheinander und hat kein gutes Storykonzept? Immerhin ist Sullivan wirklich hier, um sich mit Dorian zu treffen, und war kein Lockmittel. Aber wieso sollte er sich mit dem Dämonenkiller gerade an so einem gefährlichen Ort treffen wollen? Und wieso hat Eva ihn nicht direkt zu ihm geführt, sondern erst ins Hotel, wo er fast gestorben wäre? Wenn man für DK einen anderen Pfad eingeschlagen hätte, könnte das ein Versuch von Sullivan sein, Dorian loszuwerden, bevor der beim Secret Service gegen ihn aussagen kann. Was wäre das für ein toller Plot geworden, aber das kann ich ja vergessen.
Der nächsten Falle stellt Dorian sich mit den neu erlangten Informationen bewusst. Einer Lösung kommt man dafür aber irgendwie auch nicht näher. Das gesamte Bild ist irgendwie schwammig und passt nicht richtig. Ziemlich verworren und widersprüchlich.
Die Touristengruppe dient auch nur dazu, dass zwischendurch mal jemand auf verschiedene Arten getötet wird. Sechs Leute hat es schon erwischt, als der Rest kurz aus der Illusion erwacht. Aber sie sind eingeschlossen und können hier eh nicht weg. Als Eva Dorian endlich zu Sullivan bringen will, muss der erst noch die Touristen retten und das Aufeinandertreffen verzögert sich weiter. Eva hilft ihm dabei, dann geht es weiter zum I.O. Wird aber auch Zeit, dass hier mal was passiert! Sullivan erklärt, dass er hier festgehalten wird und nicht weg kann. Das ergibt doch alles keinen Sinn. Undurchdacht wie die Romane eines gewissen Heftroman-Altmeisters.
Und dann verwandelt sich Sullivan auch noch in Eva. Er war also doch nicht hier. Ja, wie denn nun? Carson offenbart an dieser Stelle die überraschende wahre Geschichte, die einiges erklärt. Eva ist eine Hexe, die vor langer Zeit hier in ihrem Anwesen verbrannt wurde. Als starke Dämonin hat sie das überlebt, im Gegensatz zu ihren Knechten, die sie als untote Kannibalen wiedererweckt hat. Ist man als Zombie eigentlich Kannibale, wenn man Menschenfleisch frisst? Das ist doch normal. Die Viecher sind eher ein Zwischending. Ich will mal nicht zu genau sein. Der Kontakt zur Schwarzen Familie ist abgebrochen, als Eva selbst angefangen hat, Menschenfleisch zu essen. Weil das widerlich ist wurde sie ausgestoßen. Zum einen isst die Schwarze Familie doch selbst Menschenfleisch, zum anderen hätte man sie eher zum Freak gemacht. Details bleiben unstimmig, aber das kann bei einem so komplexen Verwirrspiel schonmal passieren. Wenn man nicht den Anspruch an sich hat, ein exzellenter Autor zu sein. Ich finde es erstmal toll, dass Carson die Sache noch so wenden kann und sich echt Gedanken gemacht hat.
Auch die Touristen werden nun wichtig. Dorian soll Asmodi nicht nur für Eva beschwören, sondern auch gleich als Versöhnungsgeschenk herhalten. Sonst sterben die Menschen. Eine Zwickmühle für den Dämonenkiller. Auch hier hat der Autor eine interessante Idee, die aber zu kompliziert umgesetzt wurde, weil es wieder kleine Fehlerchen gibt. Dorian überzeugt die Kannibalen, dass ihre Herrin sie bald allein zurück lassen wird. Die hätten Eva dann einfach angegriffen und zerfleischt. Dorian hätte sie erledigt, denn so gefährlich wie die Hexe sind sie führerlos nicht. ENDE.
Da Eva seine Gedanken liest, denkt Dorian daran, wie er Asmodi außerhalb des Hotels beschwört (dass der tot ist und Olivaro der neue Schwarze Fürst, weiß Eva nicht) und Eva fällt darauf herein. Sollte sie diesen Trick nicht sofort durchschauen? Die Aktion ist sowieso unwichtig, weil die Kannibalen sie jetzt angreifen. Sie versucht die aufmüpfigen Untoten durch einen Zauber zurück zu halten, doch einer ist immun. Weil er es ist, der Dorian die Dämonenbanner gestohlen hat und diese jetzt noch bei sich hat. Wie ist das möglich, die hätten ihn doch sofort vernichten müssen? Der Kannibale tötet Eva, was die gesamte Illusion verpuffen lässt. Dorian kann die Touristen dieses mal wirklich retten und das Haus verbrennt. Zufällig kann sich ausgerechnet der Kannibale mit den Dämonenbannern brennend aus dem Gebäude retten, so erhält Dorian die Steinchen zurück. Hätte man auch weglassen können, dann hätte er in London eben neue herstellen müssen.
Der Einfall ist nett, aber das Ende hat dann doch einige Schwachstellen. Moment, das Ende? Es sind doch noch Seiten übrig? Die muss man ja irgendwie füllen. So liest sich der Rest der Geschichte dann auch. Dorian konzentriert sich auf das abbrennende Gebäude, der verletzte Kannibale kann fliehen und versteckt sich. Als Dorian auf einem Lastwagen per Anhalter Richtung London mitgenommen wird, schleicht sie der Kannibale auf die Ladefläche. Nun fällt Dorian ein, dass er den verschwundenen letzten Untoten vielleicht doch noch finden und vernichten sollte. Also steigt er aus und läuft zu Fuß zurück Richtung Ruine. Der Kannibale hinterher. Dabei fällt er einen Zivilisten an, macht Dorian auf sich aufmerksam und wird getötet. Wirklich reine Seitenschinderei für mich, aber ich drücke ein Auge zu.
Im Kern ist der Roman ein einfacher Fall der Woche. Der Blick auf Sullivan macht mich weiterhin rasend. Und das letzte Drittel der Geschichte hat seine Makel. Dafür war der Rest eine schöne Abwechslung. Normalerweise ist eine Handlung verworren und widersprüchlich bis zum Ende, die Logikfehler bleiben bestehen und werden nicht irgendwie aufgeklärt. Hier wurde ich mal falsch bewiesen. Da Eva eine manipulative Hexe ist erzählt sie Dorian und dem Leser lange Zeit Blödsinn und ihre Illusionen verwirren noch mehr. Ihr Plan war sowieso zum Scheitern verurteilt, Olivaro hätte sie wohl kaum wieder aufgenommen. Bis dahin aber gut durchdacht, auch ich hätte nicht damit gerechnet, wie Dorian sich aus dieser Klemme befreit. Nicht heftromantypisch durch einen Zufall oder ein Wunder, sondern indem er Evas Gefolge beschwatzt.
Ob Carson weiterhin solche gut konzipierten Geschichten schreibt? Wäre ein Grund, dem DK treu zu bleiben.
Mit Wohlwollen und einem Einstiegsbonus würde ich

:baff: :baff: (8 von 10 Schnauzern) vergeben.