Wie gewohnt gibt es erst einmal den hilleberg'schen Rückblick auf die vielen Details um Lykaon. Danach springt die Handlung auch schon zu Denise Curtis, die nach ihrem Verrat an Daddy wie vermutet nicht getötet wurde, sondern nur eingesperrt. Und dann geht es auch schon direkt knallhart los und der Dämonenwolf vergewaltigt erstmal seine eigene Tochter. Als wäre das nicht schlimm genug, kann Hilleberg die Szene nicht als fiktive Tat stehen lassen und muss unbedingt einen Realitätsbezug herstellen.
Aber es passierte jeden Tag. Hunderte, Tausende Male auf der Welt verging sich der Mensch an seinem eigen Fleisch und Blut. Danke dafür, ich hab schon wieder nach der ersten Szene keinen Bock mehr. Das war letztens mit dem Pädovergewaltiger und Filmchendreher schon genau so. Und hier ist es ein besonderer Spaß, wenn Denise eine „junge Frau, fast noch Mädchen“ ist.
Allgemein stört mich zu Beginn das Phänomen, das ich als „Monster GZSZ“ bezeichne. Denise ist die Tochter von Lykaon. Carnegra die Schwester von Lykaon. Phorkys der Vater von Lykaon und Carnegra. Und alle haben sie untereinander ihre Streitereien. Dämonen müssen ja egoistisch, arrogant und unnachgiebig sein. Da ist Stress vorprogrammiert.
Auf der anderen Seite der Figurenpalette hat man endlich herausgefunden, wo sich Lykaon versteckt. John, Suko und Abe machen sich bis an die Zähne mit den ikonischen Gegenständen der Serie bewaffnet auf den Weg. Unterstützt werden sie von einem Flugzeugträger. Wie gewohnt verknüpft mit einem anderem Plot. Die Romane um Toghan habe ich übersprungen, weil dachte, dass das Thema aktuell abgeschlossen ist. Folglich habe ich keine Ahnung, wer diese Leute alles sind. Und vor allem hänge ich kein Stück an ihnen. Und der Flugzeugträger ist nicht allein, man hat auch noch die „halbe Navy“ mitgebracht.
Jedenfalls ist auf Lykaons Insel ein Undercoveragent unterwegs. Mark Baxter. Hauptfigur einer anderen alten Romanserie. Hilleberg hat momentan für meinen Geschmack schon mehr als genug Begriffe und Figuren am Start. Warum jetzt neues Namedropping? Irgendwann muss auch mal Schluss sein. Immer dieses Übertreiben! Bei mir ist die Idee nicht gut angekommen. Und natürlich ist bis hierhin alles prima gelaufen, aber Mark wird ausgerechnet jetzt erwischt, weil er zu neugierig wird. Pech!
Für die Helden geht es dann los.
Das hier war etwas vollkommen anderes, als auf verlassenen Friedhöfen Ghouls zu jagen oder einen alten Familienfluch zu brechen. Es hatte nichts mit der Vernichtung eines Vampirs oder eines Zombies zu tun. Leider, solche Romane kann oder konnte Hilleberg nämlich auch erstklassig schreiben.
Verdammt, selbst Suko rechnete damit, dass wir es dieses Mal nicht schafften. Das bezweifle ich jedoch, da hätte John schon eine unwichtigere Nebenfigur mitnehmen müssen. Mh, jetzt Abe Douglas zu „entsorgen“ wäre der perfekter Schock. Aber bei Hilleberg ist sowieso nichts endgültig und ich hätte Sorge, dass Abe einfach nach ein paar Monaten oder Jahren zurück gebracht wird. Jedenfalls wird es kurz richtig emotional, John ruft sogar Glenda an, weil es vielleicht ihr letztes Gespräch sein könnte.
Gleich an drei Fronten geht es actionreich zur Sache. Typisch Hilleberg. Johns Team stürmt die Klonanlage. Natürlich ist dabei alles ganz knapp
dann flog die Kugel so dicht an meinem Kopf vorbei, dass ich sogar den Luftzug spürte. Der klassische Kampf mit Lykaon persönlich währt nur wenige Zeilen, denn der fliegt aus irgendeinem Grund rasch davon.
Sukos Team befreit Mark Baxter und bekommt es mit Sirenen und einer Harpyie zu tun.
Der Flugzeuträger wird von fliegenden Werwolfs-Klonen angegriffen. Das reicht auf der Exoten-Skala dann bitte auch. Hier gibt es am wenigsten Sinclairfeeling, wo hunderte Soldaten in der erwarteten epischen Schlacht mit MPs um sich ballern. Während auf der Insel durchaus gute Spannung aufkommt – Florian schreibt unbestrittener Maßen hervorragend – habe ich die Szenen auf dem Schiff nur schnell weg gelesen. Soweit ich das einschätzen kann, müssen auch zufällig nur unbekannte Figuren dran glauben und niemand von der Toghan-Truppe.
Ein Körper wurde herausgeschleudert und fiel wie ein Stein auf das Deck. Der kurze Schrei endete abrupt. Doch es war nicht Captain Lewis Aldridge, sondern sein Waffenleitoffizier, dessen Namen Abe nicht einmal kannte. Sowas halt.
Als die gar fürchterlichen Flugwölfe erfolgreich zurückgeschlagen wurden, taucht Lykaon persönlich auf, dem gar nicht gefallt, wie seine Klone abgeknallt werden. Wenigstens ist durch diesen Autorentrick John nicht mehr in Gefahr. Der hat sogar die Chance, Denise auszuschalten. Aber er zögert, weil sie schwer verletzt in menschlicher Gestalt als junges Mädchen vor ihm kauert und jammert. Lange genug, damit Phorkys sie retten kann. Gut, normalerweise haben die Bösewichte die Arschkarte, weil sie ihre einmaligen Chancen nicht nutzen. Da ist es nur fair, wenn es den Helden auch mal passiert.
Ganz klassisch brennt es zum Finale wortwörtlich an allen Ecken und Enden. Lykaons Villa wird mit einem Feuerball in Flammen gesteckt, die Klonfabrik explodiert stilecht und Lykaon setzt erstmal mit seinem Feueratem ein paar Jets in Brand. Dann tötet er doch noch eine der Personen aus dem Toghan-Plot. Besser als nichts, so ein Spektakel ohne „bekannte“ Opfer wäre echt seltsam und unrealistisch gewesen.
Schließlich hat der unaufhaltsamer Erzfeind Lykaon mit Abe Douglas sogar einen persönlich verhassten Gegner vor der Nase. Man erinnere sich nur an seine Worte vom Beginn des Heftes über Abe. Eigentlich ist ziemlich klar, wie der Dämon jetzt „In Character“ reagieren würde.
“Ich könnte dich jetzt töten, G-Man. Aber was hätte ich davon?“ Mit einem Schritt stampfte er über die Leiche der jungen Frau hinweg. „Du glaubst vielleicht, dass es nicht schlimmer kommen könnte, aber da irrst du dich. Und ich will, dass du noch lange leidest.“ Deshalb lässt er ihn leben und fliegt davon. Auch die anderen mächtigen Dämonen wie Carnegra oder Phorkys bleiben tatenlos, jetzt wo das namenlose Kanonenfutter abgemetzelt wurde und sie sich um die wichtigen Serienfiguren kümmern müssten. Das will man ja nicht. Tja.
Der Titel des Romans hat mir direkt Angst gemacht. So richtig trashig. Deshalb habe ich auch eine übetriebene Materialschlacht und Action von vorn bis hinten erwartet. Tatsächlich ist die erste Hälfte des Abenteuers gar nicht mal so schlimm. Obwohl es durchaus genug Dinge gibt, die mir nicht gefallen haben. Das „Monster GZSZ“ wird zum Beispiel durch Denise teilweise echt schlimm. Gut, sie ist Teenagerin und durch ihre menschliche Mutter kein voller Dämon. Aber ständig Sätze wie
"Och nö", maulte Lykaons Tochter. "Bitte nicht. Behalte dein altes Gesicht, Carni." gehen mir schnell auf den Geist.
Die actiongeladene zweite Hälfte ging dieses mal sogar. Ironisch, wie gerade der von vielen kritisierte und nur mittelmäßig bewertete Hilleberg für mich unterhaltsamer ist als seine letzten Romane. Am meisten hat mich da am Ende das abrupte Ende gestört, damit die Helden unversehrt aus der Sache raus kommen. Bei einem gemeinsamen Angriff der Überbosse hätte man keine Chance gehabt. Wieso die sich nun zurück ziehen, statt nachzulegen? Äh. Weil die Helden noch nicht genug gelitten haben und noch weiter leiden müssen, statt zu sterben. Genau!
edit:
Original von Tulimyrsky
Allerdings hat mich IRH auf Seite 11 dann doch überrascht, als Denise noch mit dem Beinahe-Übergriff ihres Vaters haderte und er schrieb:'...Lykaon sein Ding bei ihr durchgezogen hätte...'

genau mein Humor
Überflüssigerweise muss ich dazu betonen, dass ich sexuelle Gewalt in keinster Weise gut heiße und mir die Häufung an Vergewaltigungen ebenfalls sauer aufstößt, obwohl ich mir natürlich bewusst bin, dass gerade das eine besondere Form des Horror darstellt. Trotzdem muss ich es nicht mögen...
Trotz deinen letzten Absatz: Das wäre schon normal alles andere als mein Humor, bei einer 16jährigen macht mich sowas aber eher wütend. Vielleicht ist das mein Problem, wenn es an Pädokram/Vergewaltigungskram geht. Ich finde sowas zu schlimm, als dass man es regelmäßig in Romanen bringen sollte.
Bei Zamorra schreibt Hilleberg Romane, in denen sowas im Fokus steht. Die sich erschreckend realistisch aber mit genügend Aufwand und Umsicht um solche Themen drehen. Wenn sowas für meinen Geschmack zu nebensächlich eingebunden wird, ist bei mir die Grenze von "Literatur darf alles" überschritten.
Original von JohnSinclairFanClub
Eine Vergewaltigung fand übrigens gar nicht statt - es war einfach nur ...naja knapp davor, bzw. wurde es angedeutet. Es auch noch als "Sexuelle Gewalt" zu bezeichnen finde ich etwas übertrieben (da ja nix passiert ist), denn Lykaon hat ja so gesehen auch kein bock auf Sex, er will ja "nur" irgendwie möglichst safe Nachkommen zeugen.
Das konnte er doch nicht tun. Das nicht! Das war ... unmenschlich? Ja, das war es. Aber es passierte jeden Tag. Hunderte, Tausende Male auf der Welt verging sich der Mensch an seinem eigen Fleisch und Blut. Warum sollte Lykaon, der Kannibale, der Wolfsdämon, es nicht machen? Das Einzige, was Denise Curtis tun konnte, war es stumm über sich ergehen zu lassen. Einmal mehr hieß sie die Finsternis willkommen, denn sie verbarg die Tränen, die heiß aus ihren Augen kullerten.
Ich will mir jetzt nicht alle Textstellen dazu durchlesen, weil es mich einfach nur ekelt. Aber selbst wenn er sie nicht direkt penetriert hat, sondern "kurz davor" war, würde ich das dennoch ganz klar als "sexuelle Gewalt" bezeichnen. Nein, das ist nicht übertrieben! Und "eigentlich hat er selbst keinen Bock" ist mitnichten ein Argument in dieser Sache!