Die Story beginnt mit einem Zitat, das im Nachhinein den Nagel ziemlich auf den Kopf trifft.
Anfangs sind Nigel Baker und Corrie Swinton unterwegs und wollen einen herrlichen Südseeurlaub genießen. Doch da hat jemand was gegen. Rambo-ähnliche, bewaffnete Typen haben es auf sie abgesehen und töten Corrie direkt. Das fand ich in dem Moment total hart, da so direkt kurzen Prozess zu machen. Nigel darf noch ein bisschen durch den Dschungel rennen, bevor sie ihn erwischen.
Später ist es das Pärchen Jens Stäblein und Daniela "DaDa" Dachsler, deren Martyrium wir mitverfolgen können. Bei denen dachte ich zuerst noch, dass es "Dada" ruhig erwischen könnte. Die Jute konnte ich am Anfang nicht so wirklich leiden, weil sie im Pub so blöd drauf war und das durch Jens' Gedanken auch noch unterstrichen wurde. Nachher ging's dann aber wieder, als Jens zurückkommt (auch wieder wegen seiner Gedanken). Daher war es nachher schon fies zu erfahren, dass sie die ganze Zeit da in den winzigen kerkerähnlichen Zellen rumhocken mussten, nur um später dann ihrer Aufgabe als Wild nachkommen "durften".
Zamorras Gezeter über die Reisedauer und wie nervig das alles doch ist, hatte mich erst etwas verwundert, weil er doch sonst eher ein ruhiger und besonnener Typ ist. Aber nachher wusste ich dann, warum das sein musste und fands daher auch irgendwie passend. Sonst hätte Nicoles Anordnung, er solle gleich schlafen gehen, ja nicht funktioniert ... und der Rest auch nicht
Generell erwartet man beim Lesen jeden Moment Unheimliches, aber die Atmosphäre ist im Grunde erstmal das Einzige, das sehr schön unheimlich dargestellt wurde. Mir kam zeitweise ein klitzekleines Bisschen der Vergleich mit Fantasy Island, der neuen Version davon. Aber das bezog sich eigentlich nur auf die gruselige Atmosphäre, die im dschungeligen Außengelänge des Resorts herrschte.
Besonders auch bei der Szene mit Runja, als sie nachher so an Zamorra und Nicole vorbeiguckt ... was andres sieht ... und dann selbst verschwunden ist. Aber dann war es "nur" ein Hotelangestellter, wobei "nur" bei denen ja auch nicht ganz korrekt ist ...
Das Zwischenspiel im Nichts von Brak'aal, wie man im Nachhinein weiß, fand ich sehr cool. Einmal die Denkweise, im völligen Nichts gefangen zu sein und nix und niemanden zu sehen, zu hören, kein Entkommen, usw. .... und da wär's mir auch egal, wie alt ich bin oder dass ich ewig lebe oder sonst was ... das muss ja ne schier endlos quälende Langeweile sein, mit der man da konfrontiert wird!!
Und dann kamen die "Neuerungen" dazu, immer wenn Alan, die Kultanhänger, die Logen-Leutz einen Schritt weiterkamen mit ihren Vorbereitungen für die Wiedererweckung und sich im Nichts etwas tat, bzw. ja sogar auch immer mehr Erinnerungen an das eigene Ich zurückkamen.
Wobei ich am Ende doch irgendwie gut fand, auch wenn's hier um einen Dämon ging, dass mit dem Schließen des Lichtspaltes auch die Erinnerung wieder verschwunden sind. Wissend irgendwo im Nirgendwo, im absoluten Nichts rumhängen zu müssen, ist wohl noch'n Tacken ätzender, als so schon.
Das Verhalten Zamorras fand ich gut und der Situation angemessen logisch dargestellt. Müde von der Reise, geht er direkt pennen, wacht daher auch "früher" wieder auf, um gerade noch mitzubekommen, dass sich des nachts Fremde nähern.
Er schleicht rum, wird erwischt und mimt den depperten Touristen auf Futtersuche.
Genau wie Nicole auf dummes Blondchen macht, als sie während ihrer Erkundung im Dschungel erwischt wird.
Apropos Nicole .... die Szene mit der Salbe und dem roten Quallen-Punkt am Arm, der ganze Palaver à la Blanche DuBois als Ablenkungsmanöver war echt filmreif. Allerdings war ich kurz irritiert, denn die gute Blanche hatte doch in "Endstation Sehnsucht" alles so phantasievoll theatralisiert ... ?! Oder ich vertausche da jetzt was, kann auch sein ... zu viele Filme^^ :wall:
Und noch cooler war, dass Alan das Spielchen mitgemacht hat und man nun (endlich) ins Grübeln kam, ob er sich doch nicht völlig verändert hat und/oder tatsächlich diesem Brak'aal - Kult beigetreten ist.
So tat mir Alan am Ende auch echt leid, wie er da einem Häufchen Elend gleich rumhockte und davon erzählte, dass er diesen Ort mit seinem Beach Resort eigentlich nur zu einem Ort der Erholung und Entspannung für die Leute machen wollte, wie ein Paradies eben.
Und dann das ...
Als Zamorra dann zur Mitte der Insel vordringt und die Statue, sowie den Kultplatz findet, fand ich da überhaupt nix blöd oder unstimmig. Ob er nu mit nem Kompass da langlatscht, nem Fremdenführer hinterher trottet oder einem Vögelchen folgt, das ihm da was gezwitschert hat, um auf die Inselmitte zu stoßen oder das sonstwie passiert, ist mir eigentlich herzlich egal ... wie ich eben beim Lesen bemerkt habe ... Ob Zufall oder nicht ... diese Frage hat sich mir schlichtweg gar nicht gestellt, weil es eben so war .. wie es hier war

Passt es ... oder passt es nicht? Es hat meinen Lesefluss und mein visuelles Bild nichtmal ansatzweise getrübt, also war es für mich völlig ok. Dasselbe hatte ich bei Nicole und der Hand. Ich kam überhaupt nicht auf die Idee, darüber nachzudenken, ob das jetzt mehr blöder Zufall ist oder ne ausgeklügelte Sache ... es WAR so und weil ich's mir wahrscheinlich genau so vorstellen konnte, hat es für mich auch bestens funktioniert

Genauso verhält es sich mit Studienkollegen, die der Professor ewig nicht gesehen hat. Denn bei Zamorra hat "ewig nicht gesehen" schließlich noch ne leicht andere Bedeutung, als bei unsereins
Daher glaube ich schon, dass er da generell noch so etliche "alte Bekannte" haben kann, von denen man so noch nix weiß ... ein ähnliches "Spielchen" wie mit den Vorlesungen oder Tagungen, über die er zuweilen auch an Fälle kommt. Ist doch passend, fußt es dann doch auf seinem Spezialgebiet.
Hier war es jetzt mal nix Übersinnliches ... aber um einem Freund zu helfen oder eine Veränderung zu untersuchen, die mit diesem einherging, muss es das ja auch nicht. Das kann man ruhig auch mal "einfach so" machen ... zumal es hier ja nicht weniger tödlich war ... und der übersinnlich magische Charakter war für mich durch das Denken des Gottes Brak'aal, auch bevor man wusste, um wen oder was es sich da genau handelte, durchaus präsent!
Die Loge des Dämons, repräsentativ in diesem geheimen Raum des Gentlemens' Club wunderbarstens dargestellt, strahlte schon beim Lesen ne unheimliche und auch böse Atmo aus.
Allein deswegen, weil Alan ja tierischen Respekt (oder doch eher Angst) vor den Glatzköpfen wie Wilbur und Co hatte. Unheimlich und unerbittlich böse Macht ausstrahlend. Doch entgegen dem, was ich die ganze Zeit dachte, dass es was Magisches war, hatten sie sich "nur" als Entführer, Sektenführer/-mitglieder und Mörder entpuppt, die mit Frau und Tochter, die sie sich holten, Alan erpressten und ihn dadurch für ihre Zwecke einsetzen konnten. Und natürlich verbreiten sie Angst und Schrecken mit ihrer Menschenjagd ... indem sie Menschen für den kurz vor der Rückkehr stehenden Brak'aal sammeln und dann losschicken, um sie zu jagen und ihm anschließend zu opfern.
Mir hat der Roman echt gut gefallen und war an so manchen Stellen auch richtig schön atmosphärisch und den jeweiligen Situationen entsprechend ambientisch. Außerdem kam die Darstellung der Gejagten, ihre Ängste, die Panik und Aussichtslosigkeit, als sie sich ihrer Situation bewusst werden, bestens rüber. Zamorra und Nicole mal mehr mit Ermittlungsarbeit zu sehen, hatte auch was. Und vor allem immer die unheilvolle und bohrende Frage, ob Alan sich wirklich so sehr verändert haben könnte. Zum Glück haben sie nicht vorschnell geurteilt
8/10 Glatzköpfen ... äh ... Amuletten

:thumbup:
Das Cover fand ich vom Bild her sehr genial. Nicht nur, dass es bis ins Detail zur beschriebenen Situation im Roman passte, es strahlt auch so was voll fieses aus ... so dass man das Unheil förmlich schon herannahen sieht!
In der
Mystery Times gehts mit der deBlaussec-Geschichte weiter. War auch gut, aber mir kam dieser Teil echt seeeeehr kurz vor. Da hätte ich an dieser Stelle gerne noch mehr gelesen. Besonders nach der coolen Beschreibung von Adele Clarmont! Und natürlich wegen der Situation ... was das da mit den vielen Wölfen noch wird und vor allem, was die da nu wollen!