Der Roman schließt auch schön an die Ereignisse auf Schloss Behemoth an. Man kümmert sich um das Ehepaar Houlkmmann und bringt die entführten Kinder in Sicherheit. Danach wollen Dorian und Coco in Wien Urlaub machen und sich erholen, während Chapman direkt zurück nach London reist. Wien also. Die Höhle des Löwen, bedenkt man Cocos Vergangenheit. Das kann man schon als dreiste Provokation der Schwarzen Familie gegenüber bezeichnen. Sehr gewagt von den Heftromanhelden.
Mit Cocos ehemaliger Lehrerin Sandra Thornton gibt es eine von drei Handlungen in diesem Roman. Sie beginnt recht übersichtlich und simpel. Die Dämonin will sich an Coco rächen, weil sie das Schloss dem Erdboden gleich gemacht und den Graf getötet hat. Mit einigen fiesen Tricks ärgert sie die Urlauber, bis sie auf die Idee kommen, besser zu verschwinden. Ich sage ja, ausgerechnet in Wien Urlaub zu machen, war eine blöde Idee. Aber es geht nicht zurück nach London. Sondern nach Nizza. Davon hat Coco zufällig von Elmar Langer gehört. Einem Sterblichen, der sie irgendwie von früher kennt. Dorian riecht eine Falle, aber Coco will unbedingt. Tatsächlich ist es Sandras Plan, die beiden nach Nizza zu verscheuchen. Mit dem Playboy Günter Zeman und seiner Gruppe Feierwütiger geht es also im Privatflieger nach Frankreich.
Die zweite Handlung dreht sich um George Arnolds, der unschöne Probleme hat. Eine seiner Stuten gebiert ein blutrünstiges Fohlen mit Tigerkopf. Und auf dem Flug nach Nizza fallen kurz die Motoren aus, es kommt fast zum Absturz. Wieso genau er so viel Ärger hat und was dahinter steckt erfahren wir noch nicht. Die Hintergründe bleiben im Dunkeln. Aber er ist wie Zeman auf dem Weg nach Nizza, weil er sich mit ihm ein Wettrennen liefert. Wer hat das beste Pferd im Stall?
Als dritte Handlung gibt es noch einen Schatten, der Coco erwürgen will. Dazu bedient er sich Menschen, die er sich als Opfer holt. Dank Dämonenbannern kann er in Schach gehalten werden, schön ist das trotzdem nicht. Eine Hinterlassenschaft der Untoten, die Coco heimsuchen soll, wenn die Hochzeit mit dem Grafen nicht vollzogen wird? Es hätte mich sehr gefreut. Dass der magische Deal nicht einfach verhindert wird, indem man den Zombie vernichtet beziehungsweise in eine andere Dimension lockt. Im letzten Band wurde mir das Problem zu einfach gelöst, da muss man als Dämonenkiller ja gar keine Angst mehr vor bindenden dämonischen Verträgen haben. Leider steckt etwas anderes dahinter.
Soweit so gut. Sandra will Coco aus Rache töten. Der Schatten will Coco aus unbekannten Gründen töten. Und Arnolds hat irgendwelche Scheiße gebaut und muss jetzt mit den Folgen leben. Drei Geschichten für einen Roman ist etwas viel, aber noch lassen sie sich gut lesen.
Als Davenport beginnt, die Handlungen zu verknüpfen, wird es zu verworren für mich. Für Sandra ist der Schatten eine unbekannte Variable, aber vielleicht kann sie ihn für ihre Zwecke nutzen. In Nizza gibt es auf Zemans Villa dann den großen Knall. Elmar wurde als beliebtes DK-Mittel von dämonischen Kräften übernommen und will Dorian erschießen. Danach ist Zeman dran, mit lieben Grüßen von Arnolds. Aber der ist doch selbst überfordertes Opfer. Sandra attackiert unterdessen Coco, der Angriff wird aber von dem Schatten ausgeführt. Mit dem hat die Dämonin doch gar nichts zu tun?
Der Leser und auch Dorian sind jetzt völlig verwirrt. Es wird Zeit für Antworten, die es in Form einer Hellseherin auch gibt. Anfangs passt das. Arnolds sucht sie auf. Sie erzählt ihm eine bekannte Geschichte, die für den Leser aber neu ist. Wie Arnolds von einem Dämon das Fohlen Capricorn geschenkt bekommen hat, das viele Rennen gewinnen wird. Der Haken ist, dass der Dämon das Pferd nach drei Jahren zurück fordern wird. Gibt Arnolds es nicht ab, gehört seine Seele dem Dämon. Natürlich hält der Mann sich nicht an den Deal. Jetzt will er es zurück geben, aber es ist zu spät. Da erhält Arnolds einen Anruf von dem Dämon und erkennt die Stimme von Zeman.
Es wird immer deutlicher, dass keiner von beiden böse ist und eine dritte Macht sie gegeneinander ausspielen will. Aber warum?
Die Hellseherin hat ihren Dienst für den Leser getan. Da die Seiten langsam knapp werden und es kaum Antworten auf die drei Handlungen gibt, muss sie aber als Deus Ex Machina herhalten. Sehr Schade bis hierhin hat mir der Roman gefallen. Solche Pferdesachen sind zwar nicht mein Thema, aber es kann ja nicht nur Fälle geben, die mich interessieren.
Coco erhält ein Päckchen von Unbekannt. Ein magischer Stein gegen Ausspähung, mit der Botschaft, dass sie beobachtet wird. Und später Anweisungen, wo man sie finden kann. Auch hier könnte Coco in eine Falle laufen, daran denkt aber niemand. Es ist die Hellseherin. Ein Freak, der sich wie üblich an der Schwarzen Familie rächen will. Sie liefert kurz und schmerzlos Antworten für alle drei Handlungsstränge. Dass Sandra Coco beobachtet und sie töten will. Dass ein Schatten im Schloss aus dem Spiegelkabinett fliehen konnte und sich an Coco als Bezugsperson klammert, was ihr nicht gerade gut tut. Details zu der Sache zwischen Zeman und Arnolds. Und als wären diese Antworten auf dem Silbertablett nicht genug, leitet sie auch ihre Kräfte auf Coco über, damit die Hexe kurzzeitig viel stärker wird.
Na dann hat man ja alles, um die Sache zu beenden. Da hätte Davenport lieber eine Handlung weglassen sollen und Coco allein die Antworten finden.
Ich schrieb, dass es dann zu verworren für mich wurde. Das liegt daran, dass Sandra sich nicht nur an Coco rächen will. Sie ist auch die Dämonin, die hinter dem Deal mit Arnolds steckt. Und ihre Halbschwester, die Frau von Arnolds. Der Schatten, der sich an Coco geklammert hat ist rein zufällig jemand, der noch eine persönliche Rechnung mit Sandra und ihrer Halbschwester offen hat. Das sind eine ganze Menge Zufallszufälle, weil Davenport am Ende wirklich alle Sachen irgendwie miteinander verknüpfen wollte. Muss das denn sein?
Klar, man könnte jetzt auch lobend erwähnen, dass Davenport sich einen Kopf gemacht hat. Das stimmt. Tolle Geschichte mit einer völlig überraschenden Auflösung. Damit hätte ich nicht gerechnet. Weil es eben unlogisch und übertrieben ist. Mir ist Zurückhaltung lieber. Und dann noch die Hellseherin, welche die Helden nicht nur mit Antworten sondern auch Kräften ausstattet. Ich mag solche reinen „Zweckfiguren“ nicht, mit etwas Überlegen hätte man sicher auch eine andere Lösung gefunden.
Ein netter Roman, ich hätte mir nur einige Dinge anders gewünscht. Sandras Rache an Coco. Der Schatten der Untoten, der die Hexe weiterhin töten will. Und die Pferdesache ganz weglassen. Nichts miteinander verknüpfen, beide Handlungen unabhängig voneinander laufen lassen.

:baff: :baff: :baff: :baff: (6 von 10 Schnauzern)