Auch bei diesem Roman hab ich wieder das Phänomen erlebt, gleich von Anfang völlig gefesselt zu sein und förmlich zum Lesen "gezwungen" zu werden.
Besonders, sobald die Geschichte um Noah begann.
Von da an wollte ich einfach nur wissen, was da passierte und ob der Vater wirklich der Schwarze Rächer ist, was sich da in der Wohnung abspielt, wo allem Anschein nach nur die beiden Kinder aktiv hausen, da die Mutter sich nicht kümmert und man auch nie was von ihr "hört" ...
Die Art und Weise, WIE der Rächer seine Opfer malträtierte, fand ich für dieses Genre absolut in Ordnung und es war spannend zu lesen.
Dass Pierre Robin mal wieder mit dabei war, hatte ebenfalls was. Ich find den Typen cool, was in dieser Story auch wieder durch die Unterhaltungen, die Aktionen, den Humor, etc. unterstrichen wurde (für mich sogar ein Pendant zu Sinclair's Tanner, ebenfalls seines Zeichens coole Socke!

).
Diesmal wurde auch nicht Zamorra primär hinzugezogen, sondern Nicole. Und die will die Sache auch allein durchziehen ... was Zammy natürlich nicht davon abhält, sich trotzdem blicken zulassen und damit eine mühevoll ausgedachte Falle zu crashen. Gut, dass ihm auch sowas mal passiert, ist irgendwie schnuckelig "normal"
Außerdem konnte so tatsächlich Nicole mal an vorderster Front arbeiten, wo die letzten Male eher der Professor gefragt war.
Die Geschichte, die Familienverhältnisse und die Geschehnisse um Noah Moréll, seine Schwester Charlotte, Mutter Emilia und Papa Claude fand ich gut in Szene gesetzt. Es wurde nie zu viel vorab verraten und der gesamte Aufbau, die eigentlichen Ereignisse erst ganz am Schluss zu erzählen, war für mich sehr angenehm, spannend und sogar überraschend zu lesen.
Und traurig.
Ich dachte wirklich noch ziemlich lange, dass besagte Personen noch leben. Zuerst bin ich dann aber bei der Mutter stutzig geworden, die ja nu wirklich permanent in derselben Position im Sessel vor der Flimmerkiste hockte und auch Schwesterchen Charlie sagte, dass sie nicht wach gewesen wäre, solange sie ebenfalls vorm Fernseher saß.
Da kristallisierte sich langsam die Frage heraus, ob die Mutter eben überhaupt noch lebte. Und wenn nicht, wodurch starb sie??
Andererseits wäre dann ein bisschen verwunderlich gewesen, warum Charlie nichts in der Richtung sagte. Mit acht Jahren kann man schon den Unterschied erkennen, ob jemand viel schläft oder gar nix mehr macht ...
Bei Charlie bin ich der Story trotzdem voll auf den Leim gegangen und habs erst erahnt, als Noah sie zu Amelié ins Bett gelegt hat und sie sich nicht großartig rührte oder die Lehrerin mit Fragen löcherte oder sie Noah mal fragte, warum die Frau denn gefesselt wäre. Außerdem habe ich dem Jungen wohl irgendwie nicht zugetraut, dass er die ganze Zeit mit der verwesenden Leiche seiner Schwester sprach und sie knuddelte und sowas. An eine Art "Schutzfunktion" durch die Persönlichkeitsspaltung hab ich ja im Traum nicht gedacht! (obwohl ich Filme wie z.B. "The Ward", "Split", "Shelter", "Shutter Island", etc. kenne ... )
Toll fand ich auch (gerade für mich, muss ich ja zugeben), dass Nicole hier mal an vorderster Front agierte. Bisher hatte ich es ja noch nicht so mit ihr, sondern eher nur mit Zamorra (Nicole fand ich zwischendurch sogar eher "nervig, wo ich dann dachte, wie Zamorra sich da so einige Sachen gefallen lassen kann

)

Aber hier fand ich sie richtig gut. Sie gibt alles und kommt doch in Situationen, die ihr Ende bedeuten könnten. Doch dann gibt es Wendungen, die ich gut eingefädelt und nachvollziehbar fand. Es wirkte auch nicht, als wären da große Zufälle im Spiel. Es kam für mich eher so rüber, als wären da eben mehrere Dinge fast gleichzeitig passiert, die sich dann eben auf die jeweils andere Situation auswirkten.
Zumal es dann ja auch als Erklärung dafür diente, wo der Dunkle Rächer wirklich herkam. Ohne diese Situation wäre vermutlich niemand drauf gekommen, dass er mit Noah zu tun hat. Gut, vielleicht hätte jemand mit Parapotenzial was geahnt, nachdem man gewahr wurde, dass Mutter und Schwester nur noch in seinem Kopf existierten, aber so fand ich es schon sehr viel "anschaulicher" und vor allem, nachvollziehbarer!
Persönlichkeitsstörungen gibt es ja durchaus, aber nicht jeder Mensch besitzt soviel Parapotenzial, dazu auch noch eine Figur zu erschaffen, die real agiert und eben Auswirkungen auf die Realität hat! Das war dann für mich der Zamorra-Faktor
Als Pierre Robin sich auf Nicole wirft, hatte ich schon befürchtet, dass es für ihn tatsächlich zu Ende sein könnte. Und das, wo vorher auch noch das Private, also Nicoles Besuch beim Chiefinspektor und seiner Lebensgefährtin Diana erwähnt wurde. Zum Glück hat's ihn doch nicht erwischt und ich kann drauf hoffen, nochmal von ihm zu lesen

:thumbup:
Das Ende fand ich irgendwie traurig ... aber auch nachdenklich.
Noah darf erst das Bewusstsein wiedererlangen, wenn eine Möglichkeit gefunden wurde, seinen Rächer im Zaum zu halten. Julian Peters und Asmodis kenne ich ja, aber leider Dalius Laertes noch nicht. Und natürlich hab ich den dann gegoogelt, weil ich ja immer alles wissen will. Also hab ich das richtig, dass dieser Dalius eine Art "außerirdischer" Vampir ist?

Aber dann ist da noch das "Jetzt" - Ende ... für das ich wohl doch etwas zu dumm bin.
Onyx sagte ja, dass Noah hochdosiertes Kaliumchlorid injiziert wird, sobald Hirnaktivität stattfindet. Doch passiert das da nicht gerade? Noah's Bewusstsein ist zwar ausgeschaltet, was sich dadurch zeigt, dass Charlie nach Noah ruft und nicht allein sein will, er aber nicht antwortet. Das tut ein anderer, (wahrscheinlich) der Dunkle Rächer, denn er sagt, dass er auf sie und Noah aufpassen will.
Ist das jetzt Noahs Todesurteil, weil die Energie, die sein Gehirn für den Rächer aufbringt, so stark ist? Aber warum ist dann auch Charlie da, die ja eigentlich nur ein seiner Phantasie existiert? Oder sind die beiden doch etwas anders, das sich nicht nur auf Noahs Bewusstsein stützt, bzw. Charlie möglicherweise ein Geist, der Rächer doch eine Art Dämon und nicht "nur" reine Energie?
Oder seh ich da wieder was, wo gar nix ist und es ist einfach nur ein das Mysteriöse an der ganzen Sache?
(
Anmerkung: netterweise habe ich vom Autoren die entsprechende Erklärung bekommen, also wo hinsichtlich der Hirnaktivität mein Denkfehler lag
Aber ich wollte das jetzt hier nicht weglassen, also zu welchen Gedankengängen mich diese Story veranlasst hat
)
Der Roman hat mich jedenfalls sehr gefesselt und ich kann mich noch dran erinnern, dass ich danach erstmal nur diese Story im Kopf hatte und ständig dran denken musste. Ich würde fast behaupten, dass mich eben besonders Noahs Geschichte doch irgendwie mitgenommen hat. Also wegen der Sache mit der Persönlichkeitsspaltung und was da alles passiert ist.
Und alles, was mich nicht loslässt, bzw. woran ich mich auch noch nach Wochen ziemlich genau erinnern kann, ist gut! Sehr gut sogar.
Und deshalb gibt's
9,5/10 Amuletten.
Das Cover fand ich solala ... passte zwar, aber irgendwie hat's mich diesmal nicht sooooo dolle angesprochen.
In der
Mystery Times gab's den ersten Teil einer Lesergeschichte von Michael Bensching.
Zusätzlich zum für mich angenehm zu lesenden Schreibstil, war das war schon ein ordentlicher Appetizer, denn natürlich will ich wissen, was die drei da für eine nächtliche Sichtung hatten!! Und Gryf ist auch cool, besonders weil er in letzter Zeit ja nicht so oft vorkam. Also ruhig her mit dem zweiten Teil

:thumbup: