Endlich landet man beim Hort des Wissens. Parallelwelt-Rulfan möchte aber gleich wieder aufbrechen und einige Orte erkunden, wo sein Echtwelt-Pendant gelebt hat.
Darunter die verlassene Burg Canduly Castle. Dort lebten einst die bösen Renschaas, doch irgendein Spuk hat sie vor zwei Jahren vertrieben. Worum es geht erfährt der Leser in einem Vergangenheitsrückblick, denn natürlich gibt es bei MX keine Gruselgespenster aus der Hölle. Aber den gewitzten Waldläufer Greeger, der sich für die grausamen Taten der Gangster rächt. Zum Beispiel, indem er ekelige Ratten auf die Männer hetzt. Er will sie nur verjagen und nicht töten. Schließlich ist Greeger ein guter Kerl, wie er auch in einem Kinderbuch auftreten könnte. Nette launige Handlung, gefällt mir jetzt schon.
Rulfan wandert indes auf den Spuren seines verstorbenen Ichs und muss merken, dass er ihm in Kleinigkeiten ähnlicher ist, als er gedacht hätte. Matt und Aruula übergeben die Artefaktbox. Alles prima. Ein charmanter Oldschool-MX, wie ich ihn gerne lese.
In der zweiten Hälfte des Hefts schwenkt die Handlung leider zum Arschlochbösewicht Kormak. Der hat nun auch in Schottland eine kleine Machtbasis und seine Gehilfen. Genau jetzt wo Matt und Aruula da sind, fliegt er mit dem Gleiter zum Hort des Wissens, um ein Ultimatum zu stellen und den Hort einzunehmen. Unter normalen Umständen hätten die Bewohner den Hort sicher aufgegeben, aber da die Helden mit ihrem eigenen Gleiter hier sind und Kormak damit noch nicht rechnet, ändert sich natürlich alles. Zum zweiten Mal in Folge endet ein Zusammentreffen von Matt und Kormak damit, dass Kormaks Gleiter funktionsunfähig abstürzt. Dieses Mal nicht durch einen Deaktivierungsbefehl sondern durch einen EMP-Stoß.
Als Rulfan Canduly Castle erreicht, denkt Greeger, dass ihm jemand sein neues Heim wieder wegnehmen will und fasst den Plan, den Fremden zu vertreiben. Dabei hat Rulfan das gar nicht vor, er will nur ein wenig hier verweilen und dann wieder aufbrechen. Das Problem wäre also mit einem offenen Gespräch sofort gelöst, aber wie es halt so ist…Mutmaßungen, Heimlichkeit, Missverständnisse. Und es ist halt ein Unterschied, ob Greeger seine Ratten auf böse Banditen hetzt oder auf einen Fremden, der keinerlei schadhaftes Verhalten gezeigt hat und sich im Gegenteil sehr achtsam in der Burg bewegt. So ein freundlicher Robin Hood - Rattenfänger ist er dann wohl doch nicht. Am Ende klärt sich die Situation natürlich auf und die beiden freunden sich sogar ein wenig an, aber da haben die Ratten schon Rulfans Pferd zernagt und Greeger scheint es nicht zu kümmern. Toller Tierfreund.
Da er kein Reittier mehr hat, bringt Greeger seinen neuen Freund auf einer Rieseneule zurück zum Hort des Wissens. Im perfekten Heftromantiming, als Kormaks Renschaa-Gangster den Hort angreifen. Da kann Rulfan zum Finale mitmischen, prima. Und Greeger hat sowieso noch eine Rechnung mit den Kerlen offen. Dieses mal wird er Ernst machen. Denkt er jedenfalls. Die Renschaas schießen seine Eule ab und nehmen ihn gefangen. Aber noch hat der Tierfreund einige Asse im Ärmel. Wie zum Beispiel wütende Mutantenwespen. Das gibt den Gangstern den Rest. Und ohne ihren neuen Anführer werden die Renschaas den Hort bestimmt nicht nochmal belagern.
Jetzt muss Matt nur noch Kormak aus dem funktionsunfähigen Gleiter holen. Wie es sich für einen Erzfeind gehört, ist Kormak natürlich die Flucht gelungen und Matt steht dumm da. Zumindest hat er nun keinen Gleiter mehr.
Für die Helden bleibt keine Zeit, die Gegend nach Kormak abzusuchen. Es gibt ein neues Parallelwelt-Areal der Woche. Wieder eine Großstadt für ein Lokalabenteuer. Paris.
Christian Schwarz schätze ich für seine bodenständigen Romane bei MX. Schade, dass er für JS nur einen einzigen Roman geschrieben hat. Ich hätte gern mehr von ihm gelesen. Naja, muss ich mich eben mit MX begnügen. Die erste Hälfte des Abenteuers konnte ich voll genießen. Von mir aus hätte es bei einer Selbstfindung von Rulfan bleiben können, mit eingestreuten Vergangenheitskapiteln zu Greeger. Das Spielchen mit Kormak als Klischeeerzfeind habe ich über. Held und Bösewicht liefern sich einen Schlagabtausch, aber dank Heftromankniffe wird ihnen eine Entscheidung verwehrt und man schwört sich bittere Rache. Wie in Superheldencomics. Smythe als Archetyp „irrer Wissenschaftler“ und Kormak als Archetyp „Militarismus-Muskelprotz“. Langweilig.
Und Greeger dann zum Pferdekiller zu machen, schmeckt mir auch nicht. Eigentlich bin ich für Grautöne und gegen eindimensionale Figuren. Aber gerade den hätte ich gerne als einen postapokalyptischen Tom Bombadil gehabt. Nicht die Machtfülle, aber sein pazifistisches liebenswertes Gemüt.
Das sind wirklich die zwei einzigen Punkte die mich stören. Dabei ist das eine Rosinenpickerei und das andere hat auch sein Gutes. Wenigstens hat bei MX nicht jeder Autor seine Baustelle, sondern alle schreiben an der fortlaufenden Handlung mit. Man muss kein Dreivierteljahr warten, bis es mit Kormak weiter geht.
Kein TOP aber ein SEHR GUT mit

:baff: (8,5 von 10 Kometen) Das ist schon die Spitze von dem, was ich bei MX erwarte und mir erhoffe. Alles andere müssten total überraschende Highlights sein. Tops sind für mich Dinge die ich wie Sehr Schlechts ausblende und gar nicht als Option in Betracht ziehe, bis es mal wieder soweit ist.
