Diese Story hat mich doch ein wenig positiv überrascht.
Denn obwohl ich Jennifer Gould schon vorher interessant fand, jetzt wurde es noch wesentlich interessanter um sie. Vor allem nicht nur interessant ...
Die/Der Wechsel zwischen Vergangenheit und Heute haben sich gut die Waage gehalten und wurden beide so gestaltet, dass man immer wissen wollte, wie es an beiden Fronten weiterging.
Man erlebt mit, wieso Jennifer diese (hier beschriebenen) Ereignisse verdrängt hat und warum sie sich auch gar nicht erinnern WILL ... schon gar nicht mit anderen Leuten, die das gar nicht nachvollziehen können, darüber reden.
Außerdem hat es sie verändert, ihr Mitgefühl fast ausgelöscht ... das auch nur nochmal kurz bei Chloe wieder hervorkam, als sich die Kerrendes-Kopie in der Schädelhöhle auf sie stürzen wollte. Ansonsten benutzt sie Gefühlslagen wie Schuldbewusstsein, Reue, Dankbarkeit, etc. nur, um die anderen in Sicherheit zu wiegen ...
Ganz markant ist da auch der wiederkehrende Chloe-Jenny-Zoff ... irgendwie kann man beide Seiten verstehen ...
Einerseits musste Jenny sich Jahrhunderte lang allein durschlagen, was bei Weitem ja auch kein Zuckerschlecken war (wenn man an die Blut-Ablenkungs-List für die Damions denkt). Außerdem waren die Bedingungen auf Toghan ganz andere, als sie es jetzt in Kill Devil Hills sind. Sie musste im entrückten Land mit absolut wenig auskommen, ständig um ihr Leben kämpfen und notgedrungen Dinge über sich ergehen lassen, an die unsereins nicht mal denken will, um irgendwie dem nächsten Abschlachten oder der nächsten Opferung zu entgehen.
Dass sowas innerlich abstumpft und hart macht, kann man da nur allzu gut verstehen.
Und jetzt ist sie in der für sie völlig neuen Welt, kennt nichts und niemanden und ist quasi auf die Freunde angewiesen ... in
deren Augen, nicht in ihren! Sie kann dieses ganze "Hilfe-Gedöns" nicht ab.
Und dass ihr das nicht schmeckt, ist auch irgendwie klar, wird ihr doch irgendwie ihre Selbständigkeit genommen, wenn auch ohne böse Absicht.
Selbst wenn sie froh ist, aus der Hölle Toghans entkommen zu sein, ist das jetzt doch für sie auch so etwas wie ein gewaltiger Rückschritt, nicht mehr allein für sich "sorgen" zu können, weil sie es schlichtweg nicht kennt und deswegen kann. Angefangen bei ganz banalen Dingen wie Toiletten mit Spülung ... Kühlschränke ... Herd ... aufpassen, wenn man über die Straße geht, weil da so schnelle, motorisierte Kutschen rumfahren ... dann generell Auto- und Bootfahren, in Restaurants essen, anderen gegenüber Rechenschaft ablegen, z.B. Bescheid sagen, wenn man weggeht, wohin man geht, etc.
Und Chloe? Sie meint es gut, will der neuen Freundin helfen und sie unterstützen, sich einzugliedern ... und denkt natürlich, dass die das auch will. Dass sowas aber u.U. ziemlich schwierig sein kann, wenn man schon so lange Zeit ein ganz anderes Leben gelebt hat, in dem man mit den widrigsten Umständen auskommen, bzw. umgehen musste, kann sie sich wahrscheinlich kaum vorstellen und ist daher enttäuscht oder gekränkt, wenn Jennifer nicht so enthusiastisch reagiert oder sich so dankbar zeigt, wie Chloe es gerne hätte. Dadurch, dass Jenny ja auch nie wirklich von ihrer Vergangenheit erzählt hat, was sie Schlimmes erlebte, was sie zu tun gezwungen war, um zu überleben, wie ihre Familie umkam, bzw. ja auch irgendwie weiterlebte, nämlich in dieser mutierten Kreatur Seprak, die ja quasi aus ihrer Familie bestand ... von der sie vergewaltigt wurde, die sie auch töten wollte ... wenn sowas nicht abhärtet und das Vertrauen in geliebte Menschen zerstört, bzw. erst gar keins zu neuen Menschen aufkommen lässt ...
Aber woher soll Chloe das alles wissen? Oder auch die anderen?
Besonders als Jenny den Flashback im Kill Devil Hills Grill hat, Seprak zu sehen glaubt und auf
ihn losgeht ...
Abe Douglas hat alle Hände voll zu tun, sie vor dem Gefängnis zu bewahren.
Doch Jennifer hat noch ganz andere Pläne und die Hölle in ihrem Herzen tut sich immer mehr auf.
So macht sie sich an Simon ran, während er ihr zeigen will, wie man die Pretador steuert.
Doch Simon steht da nicht drauf, wehrt sich und stürzt unglücklich. Jennifer nimmt an, dass er tot ist und will es als Unfall hinstellen, weil zufällig gerade Leute des Wegs kommen. Simon überlebt das zwar, aber Vater Ben hat ne andere Theorie und konfrontiert Jenny damit, als sie alleine sind. Wie ein in die Enge getriebenes Tier geht sie auf Frontalangriff und tötet Ben ... aber so, dass seine Leiche nicht gefunden wird und es somit auch (erstmal?) keine Beweise gibt.
In Rudys Haus eskaliert dann die Situation ... und noch mehr Menschen sterben, während Jenny selbst auch im Krankenhaus landet.
Die Drengar-Theorie fand ich auch nicht schlecht ... hätte ja tatsächlich so sein können, dass ein so'n Vieh überlebt hat, während es in einem menschlichen Körper steckte, als die Vernichtung über Lurion und seine Biester kam ...
Dass Stephanie da anhand der bloßen Vorstellung fast schon Panik kriegte, konnte man ja nur allzu gut verstehen!!
Die Schilderung, wie Seprak entstand, fand ich echt heftig.
Lurion, der fiese Kroagh-Sack, hatte Jennifer nix vom Kleingedruckten innerhalb ihrer Abmachung erzählt ... dass die anderen Gefangenen, ihre Familie, nicht inbegriffen war.
Und so hat er Elisabeth, Benjamin und Simon miteinander verschmolzen und aus ihnen
eine höllische Kreatur gemacht, eine menschliche Chimäre, auf die Jennifer noch ein paar Mal treffen würde ...
John erscheint erst ganz am Ende und eigentlich auch nur, um Abes und Stephs Beziehung zu retten (was ich im Übrigen gut fand, denn die beiden gehören zusammen :love: ) ... und um die schlechte Nachricht zu erfahren, dass Matthias sich jetzt wohl Jennifer gekrallt hat!
Das verspricht auf jeden Fall noch ordentlich Spannung!!
Toghan ist somit doch noch nicht ganz durch ... zumindest ist die letzte Überlebende des entrückten, untergegangenen Landes jetzt beim ersten Diener Luzifers.
Nun hat sie die Hölle nicht länger "nur" im Herzen, sondern auch am Hals ...
Die Szenen in der Vergangenheit, aus Jennifer Goulds Erinnerungen, waren sehr eindrucksvoll geschrieben und hatten teilweise eine echt beklemmende Wirkung und dann waren sie auch wieder absolut mitleiderregend.
Aber vielleicht hätte sie lieber weglaufen sollen, wenn sie die Hilfe und das alles gar nicht wollte ... anstatt Leichen und Verletzte zu hinterlassen, sowie den Menschen, die sich um sie kümmerten und nur ihr Wohlergehen im Sinn hatten, so derbe vor den Kopf zu stoßen.
Ich bin gespannt, was da noch kommt ... denn jetzt hat sie ja eigentlich genau das erneut getan, was sie auf Toghan 400 Jahre lang getan hat und weswegen sie nun die Hölle im Herzen trägt. Wollte sie von Anfang an nie, dass das mal endet und sie irgendeine Art von Frieden wiederfindet oder hatte John doch recht mit seiner Annahme, dass sie vorher schon psychopathische Züge gehabt hat? Denn dann hätte Matthias seine helle Freude an ihr ... und sie an ihm, wenn er ihr dafür körperlich ab und an ein bisschen entgegenkommt, was Simon nicht wollte ....
Was auch immer da noch kommt, es wird mit Sicherheit interessant und spannend!!
Eine
sehr gute Chara-Story!! :thumbup:
Das Cover fand ich diesmal echt super! Sogar die Gesichtszüge, nein ... eigentlich das ganze Gesicht gefiel mir ausgesprochen gut!!

:thumbup:
Nur ein Auge war da noch "zu viel". Sie wollte sich das ja nicht machen lassen, zumindest nicht nur aus kosmetischen Gründen, wenn sie mit einem künstlichen Auge nicht auch wieder sehen könnte ...
Auf der LKS gibt es zwei Leserbriefe.
Einer besteht aus einer Rezi von Andreas Nauber zu "Im Tempel der Schlange" und dazugehörigen, sowie informativen Antworten des Autors.
Bei dem anderen LB von Matthias Stötzel wird angemerkt, ob nicht wieder mal was von Dark Land und TC vorkommen könnte, u.a. auch Rakk.
Irgendwie, meine ich zumindest, war da doch mal was im Roman "Aus den Tiefen des Hades"?? Auf jeden Fall konnte man ein paar Parallelen zu einer bestimmten Figur aus DL erkennen ...

Also wird das auch bestimmt nicht die letzte Beteiligung gewesen sein ... könnte ich mir so vorstellen ...

:thumbup: