Fledermaus Band 519: Tod - fein dosiert
Jack O'Leary lenkte den Buick auf den zum Café gehörenden Parkplatz und stoppte ihn dort im Schatten eines uralten Kastanienbaumes, der viele Hunderte von weißen Blütenkerzen aufgesteckt hatte. Dann half er seinem "blinden" Chef beim Aussteigen, führte ihn in Richtung Straße und dann den Bürgersteig entlang in Richtung Eingang, der in der Mitte des langgestreckten Gebäudes mit den vier riesigen breiten Fenstern lag.
Instinktiv blickte er dabei, ohne jedoch den Kopf zu drehen, zu der Ruine auf der anderen Straßenseite hinüber. Wenn jemand wirklich einen Anschlag auf Quinn planen sollte, dann hatte sich der Attentäter zweifellos dort verborgen. Einen idealeren Hinterhalt konnte es gar nicht geben.
Butch war innerlich vorbereitet und deshalb nicht überrascht, als er es in einer der dunklen Fensterhöhlen der Ruine plötzlich hell aufblitzen sah. Er reagierte sofort.
Seine Rechte krallte sich in Quinns linken Arm. Er warf sich zu Boden und riß seinen Chef mit sich. Sie hörten beide das Projektil, das über ihnen hinwegzischte. Klirrend barst Glas. In diesem Moment hatte Jack O'Leary bereits seine .38er aus der Schulterhalfter gerissen. Der Hall des Schusses, der drüben in der Ruine abgefeuert worden war, hing noch in der Luft, da zuckte schon ein Feuerstrahl aus der Mündung der Smith & Wesson des Hünen. Schemenhaft hatte er für Sekundenbruchteile in der dunklen Fensterhöhlung das helle Oval eines menschlichen Gesichts bemerkt.
Aus dem Café kamen die Gäste und das Personal herausgestürzt — schreiend und gestikulierend. Sie sahen einen Mann mit dunkler Brille vor den Augen und weißem Blindenstock in der Hand am Boden liegen und einen zweiten Mann, der mit einer Pistole in der Hand über die Straße rannte.
Tod - fein dosiert
- Er mordete mit Röntgenstrahlen... -
von George P. Gray (= Gudrun und Karl Voigt)
20.06.1969
