Letztes Mal gab es einen typischen Lucy Guth in Berlin. Jetzt haben wir einen ihrer humoristischen Lokalromane voller Anspielungen und Wortspielerein in Köln. Und da Rulfan dabei ist, dürfte es für Leser der ersten Stunde ein besonderes Leckerlie sein. Der Albino lebt nämlich hier noch, sogar glücklich mit Frau und Kindern. Das soll sich ändern, als Köln ebenfalls vom Weltentausch betroffen ist, damit der Leser einen weiteren spannenden Lokalroman der Woche bekommt.
In Köln geht man von einem Werk der Daa’muren aus, die sich in dieser Welt erfolgreich ausgebreitet haben. Der Leser weiß es besser. Aber vielleicht nutzen die Daa’muren-Agenten in der Stadt den Vorfall für ihre Zwecke. Außerdem gibt es in diesem Köln auch einen Dr. Smythe. Der sitzt zwar hinter Gittern, aber sowas hat ihn ja noch nie aufgehalten.
Bei all dem „Fanservice“ kommen Matt und Aruula erst in der zweiten Hälfte des Hefts in Köln an. Zuerst werden sie für Agenten der Daa’muren gehalten, doch dieses Missverständnis ist schnell geklärt. Also schön, dann kann man sich um das Problem der Woche kümmern.
Der Pflanzenwall um das Weltentauschareal ist zufällig genau durch das Gefängnis gewachsen, in dem Smythe sitzt. Oder saß. Durch die strukturellen Schäden ist er nämlich mit einigen Sträflingen frei gekommen und hat natürlich die obligatorischen Rachegelüste. So entführt er erstmal Rulfans Frau und eines der Kinder und will sie nur im Austausch gegen die Schlüssel zur Stadt wieder freilassen. Die Kölner haben mit Matt und Aruula zum Glück einen Joker in der Hinterhand. Die beiden sind in dieser Welt lange tot, Smythe wird nicht mit ihnen rechnen.
Über seine Spitzel findet der MX-Klischeebösewicht das dann doch heraus. Aber er kennt die „Besonderheiten“ des Gleiters nicht, vielleicht kann das den Helden helfen. Beim vermeintlichen Geiselaustausch betäubt Smythe Rulfan mit irgendeinem Schlafgas, das er als Klischeebösewicht natürlich irgendwo her hat. Als nächstes spritzt er ihm mit einer Injektionspistole eine Minibombe in den Hals, die er per Fernsteuerung jederzeit explodieren lassen kann. Ah ja. Den gemeinen MX-Fan wird das nicht stören und er wird nichts hinterfragen. Hauptsache Smythe kann den Bondbösewicht mimen, als den die Leser ihn lieben.
Matt und Aruula sind der Gruppe unauffällig im Gleiter gefolgt. Sie landen dann auf dem Dach des Verstecks und scannen es nach den Infrarotsignaturen der Personen. Ein echt praktisches Teil, dieser Gleiter. Schließlich finden sie heraus, wo sich Smythe und Rulfan aufhalten und belauschen ihr Gespräch. Matt kennt das mit der Minibombe aus einem Film und ist überzeugt davon, dass Smythe blufft. Falls er sich irrt, erwischt es eh nur einen Parallelwelt-Rulfan. Da kann man das Risiko schonmal eingehen.
Matt deckt Smythes Schwindel also auf und stellt ihn, doch dem gelingt als Klischeebösewicht natürlich die Flucht. Wenigstens kann Aruula Rulfans Frau und Kind befreien. Und er hat den Gleiter auf dem Dach nicht geklaut. Wäre eine Option gewesen, aber sowas hat MX ja erst kürzlich mit Kormak gebracht und man möchte es wohl nicht wiederholen. Stattdessen hat Smythe irgendein gefährliches Strahlenexperiment in Gang gebracht, von dem er aus einem alten Forschungstagebuch weiß. Aufhalten können die Helden es nicht mehr. Sie haben zu tun, rechtzeitig mit dem Gleiter wegzukommen. Smythe im Epizentrum hat es sicher erwischt. Oder? Einerseits wäre er eventuell wirklich so verrückt, sich selbst in die Luft zu jagen. Andererseits wäre er sicher nicht so dumm, das zu tun. Und totgeglaubte Erzfeinde leben ja bekanntlich gerade am längsten.
Für die Helden ist nochmal alles gut gegangen. Daa’muren halten sich offenbar nicht mit in dem Weltentasuchareal auf. Da kann man jetzt zusammen in Ruhe nach einer Lösung suchen, während Matt und Aruula ihre Mission fortsetzen. Doch Smythe hat die Explosion natürlich in einer Isolationskammer überlebt. Und irgendwie konnte er zuvor noch eine Bombe am Gleiter platzieren, die automatisch explodiert, wenn der Gleiter eine bestimmte Höhe erreicht. Dieser Smythe aber auch, der Anti-MacGyver von MX. Wie die Helden das überstehen, erfährt man aber in diesem Heft nicht mehr.
Bei meiner MX-Aufholjagt habe ich bisher auf Zitate verzichtet. Bei meinem Fazit muss ich aber mal Mad Mike von der Leserseite zu Wort kommen lassen.
“Altfans werden ihre helle Freude an dem Roman von Lucy Guth haben! […] Und auch die Bezüge auf Köln sind ihr bestens gelungen.“
Dann muss ich ja gar nicht mehr viel schreiben. Ein typischer Guth. Ein Fest für Altfans. Eine Freude für jeden, der den MX-Lokalkolorit-Wortwitz-Humor mag. War ich nie. Ist aber ein Teil der Reihe. Nur hier eben wirklich enorm zentrales Element. Es wird haufenweise Köln- und Rheinlandspezifisches eingebaut und auf postapokalyptische Art verwurstet. Und dann noch der Klischee-Smythe, der eigentlich als Cyborg im Weltall festsitzt, aber für dieses Heft in seiner ursprünglichen Form aus dem Hut gezaubert wird. Rulfan hätte mir gereicht.
Dennoch hat sich der Roman flott weglesen lassen und konnte mich besser unterhalten als das Berlin-Abenteuer mit den feministischen Amazonen. Beides flotte anspruchslose Actionabenteuer, aber hier hat trotz Klischee-Smythe mein Logikradar nicht so oft angeschlagen und die Abläufe machen mehr Sinn.
GUTe

:baff: :baff: :baff: (6,5 von 10 Kometen)