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Band 461: Wer den Tod sät...

Verfasst: Mo Aug 19, 2019 9:20 am
von Talis

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Thody fühlte sich unglücklich. „Na schön, Chef. Der kleine Fehler wird gewiß nicht den ganzen Versuch in Frage stellen. Ich bin gleich wieder da." Er verließ das Labor, um aus dem Badezimmer einen Spiegel zu holen.
Domweiler brütete mit gesenktem Kopf. Jetzt hatte er es fast erreicht, mußte ihm nur noch einfallen, wie er Thody ablenken würde.
Ein teuflisches Lächeln glitt über seine sonst gütigen Züge.
Al Thody kam zurück und reichte Domweiler einen rechteckigen Spiegel.
Der Forscher warf einen Blick hinein und erschrak. Fast ernüchterte ihn der Anblick derartig, daß er wieder normal denken konnte. Das dauerte aber nur Sekunden. Es war, wie wenn Sturm für kurze Zeit eine Wolkendecke vor der Sonne aufreißt.
Dasselbe Gesicht, das er dreißig Jahre lang beim Rasieren beobachtet hatte, blickte jetzt wie eine tierische Fratze aus dem Spiegel. Er bleckte die Zähne — wirklich wie eine Ratte bei den Versuchen. Seine Augen funkelten haßerfüllt.
„Keine Schönheit", sagte er mit erzwungener Sachlichkeit und stellte den Spiegel vor sich auf den Schreibtisch neben das Heft. Am liebsten hätte er Thody den Spiegel ins Gesicht geschleudert, aber das wäre unklug gewesen. Solange er gefesselt war, mußte er heucheln.
„Was war das eben draußen für ein Geräusch?" fragte Domweiler.
Er hatte nichts Außergewöhnliches gehört. Der Sturm warf sich ab und zu auf das Farmhaus, rüttelte an morschen Läden und fegte durch Ritzen.
„Ich habe nichts gehört."
„Dann bist du taub!" Er mußte Thody loswerden, damit er den Spiegel zerbrechen und die Fesseln zerschneiden konnte.
Schlauer Doktor Domweiler, verhöhnte er sich in Gedanken. Hast Plan eins erdacht, um dich vor dir und deinen Assistenten vor deiner Wut zu schützen. Aber schlau bleibt schlau, und deshalb hast du jetzt Plan zwei erdacht. Gehirn bleibt denkfähig auch bei Bosheit. Muß ich notieren.
Er beugte sich zu seinem Heft, griff nach dem Kugelschreiber und trug in die Spalte „Beobachtungen" ein: „Denkfähigkeit Unbeeinträchtigt . . ."
Dann sah er zu Thody auf, der ihm über die Schulter geschaut hatte, und sagte barsch: „Nun geh schon nachsehen, was da los ist! Ich wünsche keine Störungen bei diesem wichtigen Experiment."
Thody sah ihn mit seinen melancholischen Augen an, dann ging er zur Tür.
Mit einem teuflischen Grinsen trug Domweiler weiter in sein Heft ein: „. . . Charakter verändert. Das Böse wird Muß."
Er wartete noch einige Minuten, nachdem sich die Labortür geschlossen hatte, dann schlug er den Spiegel auf den Schreibtisch, griff hastig nach einem der Glasstücke und begann, damit seine Fesseln zu zerschneiden...


Wer den Tod sät...
Mord ohne Motiv?

von G. W. Jones (=???)


RE: Band 461: Wer den Tod sät...

Verfasst: Mo Aug 19, 2019 9:20 am
von Talis

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Der Zeichner Theo Thomas hat für diesen Fledermaus-Roman auf den Seiten 18, 24, 35 und 48 vier Innenillustrationen gezeichnet. Dies ist eine davon.