Okay, geküsst hat die Eisbraut so direkt niemanden, aber ihre Annäherungsversuche waren dennoch äußerst tödlich
Das Ambiente, das die ganze Zeit auf der Greetje herrschte, angefangen von der Sichtung einer mysteriösen Frau, über den Unglauben und die Suche nach ihr, bis hin zu der eigentlichen Jagd der Eisbraut, ihrem Fluch und seiner Erfüllung, fand ich sehr gut beschrieben und alles, inkl. des Wetters, der Kälte war bestens nachzuvollziehen.
Die Namen der Besatzungsmitglieder fand ich klasse und ebenso, dass sich so mancher Charakter einer Figur noch veränderte, bei der ich es jetzt nicht so erwartet hätte.
Anfangs fand ich z.B. Kapitän Joury Van Dijk eigentlich noch ok. Als er aber nachher seinen teuflischen Plan ersann und auch Zweers da mit reinzog, fand ich das gar nicht mehr ok.
Auch das Gespann Walter Hulsman und Klaas-Jan Zweers, die die Eisbraut zuerst gesichtet hatten, war cool. Die Unterhaltungen und die Gedanken, die die Mannschaft auf dem Containerschiff hatte, machten jede Figur so richtig lebendig.
Unwillkürlich kam mir dann auch Moby Dick in den Sinn, als Ismail Kovalev auf den Plan trat. "Nennt mich Ismael ...", WENN er sich denn so vorgestellt hätte. Hat er aber nicht und so war das auch schnell wieder vergessen. Stattdessen hatte ich ein kleines "Lese-Problem": ich hab mich die ganze Zeit gewundert, warum er immer der "Erste" genannt wurde ... bis ich dann irgendwann mal endlich drauf kam, oder zur Abwechslung auch nur endlich richtig gelesen hatte, dass es "der Este" hieß!
Da musste ich dann über meine eigene Blödheit grinsen^^
Die Geschichte von Gyda, der Eisbraut, war spannend ... aber irgendwie auch, wie soll ich das mal nennen ... irgendwie emotionslos, obwohl das Mädchen damals ja ein schlimmes Schicksal ereilte und sie Selbstmord beging. Jedoch nicht, ohne einen Fluch loszulassen, der sich jetzt mit Asmodis' Hilfe erfüllen sollte.
Mit emotionslos meine ich allerdings nur, dass ich für Gyda nicht so wirklich Mitleid aufbringen konnte ... vielleicht, weil diese Passage so kurz war und ein wirkliches Kennenlernen und Begreifen ihrer Situation nicht so ganz möglich war. Eigentlich ja gut, kurz und knackig ... und es tat genau das, was es sollte ... nämlich John den Mythos über die Eisbraut darzulegen. Und das war auch toll, weil es so erlebnismäßig ausgeschrieben viel besser kam, als wenn Per Forsberg John die Geschichte nur erzählt hätte.
Die Figur der toten Gyda als rachsüchtige Eisbraut, die der Erfüllung des Fluchs entgegenfiebert, fand ich dann wiederum cool ... im wahrsten Sinne des Wortes
Das Bild, dass sich vor meinem geistigen Auge herausschälte, als Zweers, Ingvarsson und Vera Alstad während ihrer Suche nach der Unbekannten außerhalb des Frachters eine weiße Gestalt erspähten, die wie eine Spinne die Bordwand hoch kletterte, war sehr cool!
Dass John offiziell beratend hinzugezogen wurde, fand ich ebenfalls sehr gelungen. Erst ne Konferenz und er selbst im Hintergrund, bekanntmachen mit Kollege Forsberg und dann, wahrscheinlich weil die beiden sich auf Anhieb verstanden und Forsberg auch nicht-normalen Begebenheiten eher offen gegenübersteht, ging's auch schon bald in die Vollen. Oder in die Halbvollen, denn die beiden mussten erstmal via Eisbrecher bis zum Standort der Greetje durchkommen, was sich schwierig gestaltete, je näher sie dem Frachter kommen.
Die Jagd der Eisbraut auf der Greetje war schön spannend! Wie sie sich die einzelnen Männer holt ... allen voran Ismail. Als sie ihm ihre Haarnadel ins Auge bohrt ... igitt ... war echt eklig.
Zwar steht da anfangs noch köcherner Haarschmuck, aber als es dann später eine hölzerne Nadel ist, so ist das nichts anderes, als eins der Synonyme für knöchern. Passte also

Dann auch Hulsman, der vom manipulierten Leichnam Ismails zu Tode geschlagen wird ... brrrrr ... und und und ...
Und während die Mannschaft auf dem Frachter dezimiert wird, kämpft sich der Eisbrecher Ymer mit John und Forsberg an Bord immer weiter vorwärts. Neben Kapitän Carl-Johann Lindquist und dem Ingenieur Robert Nardin hatten die beiden auch noch das Vergnügen mit den nervigen deutschen Reportern Maria Koertig und Bernd Kastner. Und da hat wohl der erste Eindruck am Ende getrogen ...
Auf der Greetje hab ich dann sofort mit dem Gespann Pfarrer Jonah Sandström und Kombüsenjunge Matheo sympathisiert und soooo gehofft, dass die beiden es schaffen!!!
Während die Mannschaft der Greetje dann hauptsächlich durch den Pfarrer weiß, dass sie es hier mit einem bösen Wesen zu tun haben, macht die Eisbraut dem Eisbrecher und damit auch John und Forsberg die Hölle heiß, bze. durch einen plötzlichen Schneesturm das Näherkommen schwer.
Und auch hier gab es wieder ein Bild, das vorm geistigen Auge beim Lesen sehr schön unheimlich und eindrucksvoll aussah: als die Greetje der Ymer in Sicht kommt, drehen auf dem Frachter die Lichter volle Lotte und gleißend hell auf, bevor sie dann nach Sekunden alle gleichzeitig ausgehen und das Schiff im Dunkeln liegt. Sehr schön ambientisch!!
John und Per Forsberg wollen dann also zu Fuß über's Eis, als der plötzlich einsetzende Schneesturm ein Weiterkommen des Eisbrechers verhindert und John auch die Eisbraut dahinter vermutet.
Gleichzeitig sagt ihm das aber genauso, dass sie sich wohl beeilen sollten, wenn sie noch irgendjemanden von der Mannschaft der Greetje lebendig antreffen wollen.
Unterwegs werden sie von Eiskreaturen angegriffen. Nur schwer können sich die beiden der drei Wesen entledigen ... nur um festzustellen, dass noch einige mehr von diesen Kreaturen auf sie zu kamen ... und da wären sie ganz schön aufgeschmissen gewesen, da sie ja bei drei von denen schon arge Probleme hatten. Als John deswegen sein Kreuz einsetzt, um die Teile allesamt zu vernichten, fand ich das schon ein wenig episch und ich hatte währenddessen die Hintergrundmusik von der Szene aus dem Hörspiel "Zombies auf dem Roten Platz" im Ohr, als die Untoten auf John und die Russen zuwanken und er erst im letzten Moment die Formel ruft! Sehr cool!
Als die Greetje-Mannschaft sich im Bauch des Schiffs verbarrikadiert, wird es auch nochmal so richtig bedrückend, als das typische Phänomen der Beschuldigung auftritt. Erst ist der Pfarrer dran, der angeblich Infos zurückhält, dann taucht das tot geglaubte Besatzungsmitglied Petrussen auf und will reingelassen werden. Natürlich denken die Überlebenden, dass er es nicht ist und wollen ihn auch nicht reinlassen. Dann meint Vera aber, dass er atmet ... also lebt. So lassen sie ihn doch rein ... und damit den Tod und die Eisbraut.
Nun ist jeder auf sich gestellt und jeder versucht irgendwie, von Bord und aus dem Dunstkreis der Eisbraut wegzukommen. Zweers und Van Dijk, die auch vor Mord an ihren eigenen Leuten nicht zurückschrecken würden, tun sich zusammen und entkommen über die zur Suche rausgehängte Strickleiter. Als es auf dem Eis hart auf hart kommt und die Eisbraut auftaucht, macht Van Dijk kurzen Prozess und opfert Zweers. Doch auch ihn selbst erwischt es kurz darauf. Fand ich gut! :gruseliger:
Pfarrer Sandström, Matheo und Vera flüchten ebenfalls über die Strickleiter, haben die beiden vorausgegangenen Bangbuchsen aber nicht gefunden, nur Schreie gehört.
Und dann nimmt sich die Eisbraut auch der letzten drei Flüchtenden an ...
Die Fünf finden sich schließlich gefesselt auf einer Eisscholle wieder ... inklusive Eisbraut.
Pfarrer Sandström kann mit letzter Kraft noch einen Schuss aus ner Leuchtpistole abgeben.
Die inzwischen auf dem Containerschiff angekommenen John und Forsberg sehen das und begeben sich auf die Suche nach den Überlebenden.
Auch bei mir kam kurzzeitig die Frage auf, wie die beiden es alleine schaffen konnten, innerhalb kürzester Zeit ein ganzes Schiff zu durchsuchen. Zumal am Anfang stand, dass es 30 Meter breit wäre.
Ein Blick in unseren Garten, der knapp 20 Meter breit ist, ließ mich kurzzeitig zweifeln, ob das möglich wäre. Aber dann blieb ja auch noch die Tatsache, dass die fünf Flüchtenden überwältigt wurden. Wie lange sie bewusstlos waren, stand da nicht. Also war es für mich dann doch ok, dass John und Per Forsberg nach dem Auffinden von 5 Leichen und keinerlei Hinweisen auf Überlebende das Schiff für durchsucht erklärten.
John schafft es schließlich, die Eisbraut zu einem Tausch zu überreden: er gegen die Gefangenen.
Während Forsberg sich also um die Überlebenden auf der anderen Eisscholle kümmert, hat John es mit seiner Gegnerin auf einer wesentlich kleineren Eisscholle zu tun, die auf dem Weg zur Hölle ist.
Da hab ich dann allerdings auch etwas komisch geguckt und an meinen Rechenkünsten gezweifelt: das Teil ist 3qm groß und die haben Platz für einen Kampf, zum Abrollen, etc.??
Vielleicht war 3x3m, also 9qm gemeint? Und selbst das wäre ja noch relativ klein ... aber machbar, dass man sich kurz abrollen, ducken, usw. kann.
Nichtsdestotrotz war das ne spannende Angelegenheit, als John auch noch sein Kreuz verliert und ihm hinterher springt. Das muss ja nicht nur saukalt gewesen sein ... in den dicken Klamotten war es sicher echt hart, nicht abzusaufen!
Nachdem John seinen Talisman zurück hat, zieht die Eisbraut ihn wieder auf die Eisscholle und plötzlich ist es zu spät für einen weiteren Abgang, denn der Übergang zur Hölle ist da.
Noch während John sich in diesem Übergang befindet und quasi ins Bodenlose stürzt, ruft er erneut die Formel. Wenn die ihn nicht rettet, dann hat er wohl verloren ...
Doch auch hier ist das Kreuz sein Retter und entlässt nicht nur ihn wieder aus dem Höllenübergang, sondern vernichtet auch die Eisbraut!
Fand ich gut, denn was hätte John in der Situation auch anderes tun sollen? Ich hätt's jedenfalls genauso gemacht

... und Asmodis hatte sich doch bestimmt schon die Höllenpranken gerieben! Tja, Pech gehabt, eure schweflig höllische Durchlauchtigkeit ... auf ein Neues!^^
Nett war auch der Schluss. Forsberg erzählt John nämlich, dass die beiden nervigen, deutschen Reporter ihm geholfen haben, die Überlebenden zu retten!
Also waren die doch nicht so doof und nervtötend, wie anfangs noch angenommen
Als Forsberg John dann fragt, wo zur Hölle er zwischendurch gewesen wäre, da musste ich ja grinsen und hatte schon angenommen, dass unser Geisterjäger einfach nur trocken antwortet: "Ebenda! Oder zum Glück nur fast ... "
Aber das, was er dann tatsächlich sagt, war auch nicht schlecht

:thumbup:
Mir hat der Roman echt Spaß gemacht und bei den sommerlichen Temperaturen war der genau richtig. Da haben die Beschreibungen dafür gesorgt, dass es sich beim Lesen immer irgendwie ein paar Grad kühler anfühlte ... nicht nur wegen Eis, Schnee, Eisbraut und Eiskreaturen ... auch wegen so mancher Szene, die bedrückend, beklemmend, tödlich, eklig und/oder beängstigend rüberkam ...
sehr gut!!
Mir hat auch die Aufteilung sehr gefallen: Vorgeschichte mit Action ... John wird hinzugezogen, aber es gibt noch keinen Plan ... am Ort des Geschehens spitzt sich die Lage zu ... John bekommt Hintergrundinfos zur Eisbraut-Legende (anschaulich ausgeschrieben, statt nur erzählt) ... dann wirds brenzlig und Team Sinclair/Forsberg zieht los, stilecht (fast wie bei einem gewissen Mister Bond) mit nem Heli und dann ab auf nen Eisbrecher ... und schließlich Showdown auf und um die Greetje mit der Eisbraut auf Eisschollen ...
Es war noch im ersten Drittel, glaub ich, als John und Forsberg loszogen und ich dachte schon, olala, dann kanns ja eigentlich nicht mehr lang dauern und was da dann noch innerhalb 2/3 Handlung passieren könnte. Die Antwort hab ich dann kaum "bemerkt", weil ich beim Lesen ja nicht explizit auf die Seitenzahlen guckte. Es passierte noch so viel und Ambiente, wie auch Spannung wuchsen stetig an, bis John dann endlich zum Zuge kam.
Fand ich super ... diese kleine Täuschung^^ Vielleicht lags ja auch nur an mir, dass ich eben dachte, die Ermittler wären schneller, quasi mal eben zackig bei der Greetje sein und dann die Eisbraut plätten ...
Das Cover fand ich völlig ok. Nur wurde Gyda etwas anders beschrieben, nämlich mit offenen, langen Haaren und einem Blumenkranz, anstatt einer Krone ...
Aber vom Ambiente war's schon sehr stimmig, schön frostig und blutig!

:thumbup:
Auf der LKS gings auch endlich wieder mit der Dunklen Mutter weiter ... bzw. nicht mit ihr direkt.
Oder doch?
Liebe über den Tod hinaus ... das hat sich Matthew so ausgemalt, aber nicht mit der Gegenwehr und Abneigung seiner von den Toten auferstandenen Angebeteten gerechnet. So setzt sie nicht nur ihm ordentlich zu, sondern hat auch das Dorf und ihre Mörder auf's Korn genommen. Ist Abigail die Dunkle Mutter, die quasi durch Brenda wiedergeboren wurde?? Oder ist sie jemand ganz anderes? Mal sehen, was da noch so kommt, es bleibt spannend!
Eine einzige, winzige Sache nur fand ich etwas komisch: nämlich als Matthew im Jahre 1692 die Dörfler als
Deppen bezeichnet ...
Das hatte mir irgendwie keine Ruhe gelassen ... also hab ich Bill losgeschickt, mal ein bisschen Recherche betreiben ... und natürlich sagte der mir dann mit einem breiten Grinsen, dass es das Wort
Depp tatsächlich schon im 15 Jahrhundert gab! Also ... touché ... ich lag falsch, der Begriff ist passend, also alles bestens, nix zu meckern!!

:thumbup: