Die Story baut auf den geschichtlich belegten Ereignissen um die Deutschordenburg Thorn auf.
Doch dann wird sie um eine magische Komponente erweitert, was mir sehr gut gefallen hat.
Es passte irgendwie total und mich hätte nicht gewundert, wenn ich beim googeln auch auf mystische Überlieferungen gestoßen wäre ...
Ach ja, googeln ... ich weiß nie, was ich machen soll: lese ich die LKS zuerst, kann's sein, dass ich mich spoilere ... lese ich sie erst hinterher, hab ich quasi was verpasst^^
So wie hier. Als ich mit dem Lesen begann, hab ich natürlich den Dreizehnjährigen Krieg und die Burg gegoogelt. Hätte ich zuerst die LKS gelesen, wäre das überflüssig gewesen, denn dort stand bereits alles super beschrieben und sogar ein Bild der Burgruine war dabei. Toll!
Aber irgendwie hab ich's noch nicht ganz raus, wann ich die LKS nu lesen soll ... vor'm Roman oder nachher^^
Na jedenfalls hatte mich der Roman ab der ersten unheimlichen Begegnung am Waldrand in seinen Bann gezogen und ich wollte ihn nicht mehr aus der Hand legen. Leider musste ich das und das war echt ätzend. An einer spannenden Stelle gezwungenermaßen aufzuhören ist echt fies!
Das war nämlich, als der alte Wojciech nächtlichen Besuch bekam ...
Aber mal von vorne ...
Der wissbegierige und an der Geschichte der Stadt Torun interessierte Janusz Karewicz sucht, gezwungenermaßen mit den Kommilitonen Tomasz und Bogdan, nach einem angeblichen magischen Schatz, mit dem die Ordensritter damals ihre Macht erlangt haben sollten. Dieses Wissen hatte er vom alten Antiquar Wojciech Kozaczuk, der seltene Dokumente über die Geschichte ToruÅ„s besitzt ... und ganz nebenbei auch noch ein persönlich anwesender Zeuge der damaligen Geschehnisse war!! (Fand ich super eingebaut, die Geschichte des siebzehnjährigen Knaben, der nur knapp der Exekution durch den deutschen Hauptmann entkam und dann miterlebte, was da unheimliches im und am Wald geschah!)
Die drei werden im unheimlichen Wald auch fündig und Janusz verleibt sich das Amulett quasi ein, während die Schriftrollen, die der Silberscheibe beilagen, achtlos liegengelassen werden ...
Dass genau mit dieser Aktion, die Papiere liegen zu lassen, der Grundstein für Zamorra gelegt wurde, eine Lösung zu finden, fand ich schön durchdacht.
Dann zu Janusz selbst. Das Amulett brauchte oder suchte ja einen Träger.
Die Soldaten in der Vergangenheit wurden obgleich ihrer Taten direkt getötet, weil ich vermute, dass es mehr diese "Waldmagie" war, die dort schon vorher existierte.
Als Janusz das Amulett ausgrub, hatte er ja die Absicht es zu finden, er war auf der Suche danach ... was die Soldaten nicht waren. Sie hatten die Absicht, weiter zu töten.
Janusz hatte es bereitwillig gesucht und wurde wahrscheinlich genau deshalb, zusammen mit seinem puren Fremdenhass zum neuen Träger.
Außerdem kommt mir der Name Janusz eh so vor, wie "Janus/der Janus-Kopf" ... der Student hatte ja auch irgendwie zwei Gesichter. Einmal das des unscheinbaren, eigenbrötlerischen Studenten und dann das des Menschenhassers, der alle beherrschen will, um den Personen, gegen die er etwas hatte, zu schaden. Er passte also ziemlich gut ins Schema der Amulettkopie, weshalb das Teil ihn wohl auch nicht gleich getötet hat ...
Janusz greift dann auch gleich eins seiner "Zielobjekte" an, die er so hasst: den Chinesen Aang Cheung und seine Familie. Außerdem ist Aangs Freundin Alicja noch dabei, in die er selbst verliebt ist. Doch die will von ihm nichts wissen, also drohte er auch ihr. Ganz nach dem Motto: kann ich dich nicht haben, soll dich niemand haben.
Der neue Amulettträger attackiert das Restaurant, das den Cheungs gehört, mit seinem Amulett an, aus dem Rauch-Tentakel schießen und die Bude kurz und klein schlagen, sowie Aang schwer verletzt ins Krankenhaus befördern.
Alicja berichtet der Polizei, was sie gesehen hat. Komisarz Policji Jurek Daniec bleibt skeptisch, erfährt aber im Laufe der Story am eigenen Leib, dass es wohl doch der Wahrheit entspricht, denn auch sein Kollege Kamil Przybecki gerät in den Bann des Bösen ...
Währenddessen haben sich die Cheungs entschlossen, die
Neun Drachen zu kontaktieren. Und an der Stelle war ich stolz wie Oskar, weil ich mich an die Neun Drachen erinnerte
Wenn mich nicht alles täuscht, war da mal was mit Kämpfen mit Tentakelviechern und so ... im Rahmen des PZ/JS-Crossis müsste das gewesen sein ... ?!
Jedenfalls ist dann auch Chin-Li mit von der Partie und nachdem sie zusammen mit Alicja erfahren hat, dass alles mit einem Schmuckstück, einer Silberscheibe zu tun hat, kontaktierte sie auch Zamorra. Der war grad gar nicht weit weg, sondern weilte mit Nicole in Berlin, das nur ein paar Autostunden entfernt ist ...
Nachts taucht Janusz mit seinen zu animalisch wirkenden Geschöpfen degradierten Kommilitonen bei Wojciech auf und wollte wissen, mit wem der alte Mann über was gesprochen hat.
Im richtigen Moment greift Chin-Li ein und kann ihn somit retten.
Doch dann muss sie sich dem Amulettträger stellen, der sie mit den Rauchtentakeln attackiert.
Anfangs kann sie sich noch selbst helfen, was ich spannend und echt gut geschrieben fand.
Allerdings fährt Janusz anschließend volle Geschütze auf und Chin-Li bekommt unerwartete Unterstützung: Zamorra und Nicole sind eingetroffen!
Den Satz von Zamorra
"Ich hoffe, wir kommen nicht ungelegen..", gerade in der Situation, fand ich sehr gelungen
Zamorra, Nicole, Chin-Li, Alicja und Wojciech machen sie zusammen auf den Weg zum Wald, wo das Unheil begonnen und Janusz seine Macht erhalten hat.
Dort finden sie allerdings nicht ihn, sondern noch anderes. Die zum Amulett-Schatz dazugehörigen Schriftrollen in der Truhe, Erkenntnis und eine wohl schon immer dagewesene Waldmagie!
Den darauffolgenden, dämonischen Angriff des Waldes und seiner Magie, die vom verbuddelten Amulett verseucht wurde, fand ich echt klasse ge- und beschrieben und es hat mordsmäßig Spaß gemacht, das zu lesen
Der eigentliche Showdown fand dann aber in den Ruinen der Ordensburg statt. Wo hätte es stylischer und logischer auch sonst passieren sollen?
Zamorra und Co haben sich bestens vorbereitet und da muss Janusz dann doch den Kürzeren ziehen.
Sehr gelungen fand ich da auch wieder folgende Szene:
Chin-Li griff nach den Schwertern, zog sie aus Janusz' Brust und schlug ihm den Kopf ab. "Er redet zu viel", sagte sie.
Herrlicher Abschluss!

:thumbup:
Gut fand ich generell, dass es mal wieder ein Roman war, in dem eines der Amulettkopien auftauchte und das auch eine tragende Rolle spielte. Soll heißen: man hat etwas über seine Wirkungsweise erfahren, dass es Leute nicht nur tötet, sondern sie auch manipulieren kann und der Träger wiederum andere Menschen damit unter seine Knute zwingen kann. Es kann im Körper verschwinden und wieder hervorgeholt werden. Zudem konnte diese Amulettkopie sich ja augenscheinlich auch mit einer bereits bestehenden Magie (hier die Waldmagie) verbinden.
Außerdem hat man erfahren, dass es entweder zeitreisen kann oder es noch mehr Kopien gibt, als die aus der Truhe auf Haiti ...
Man, ich find das voll spannend und bin immer noch uneins, ob ich jetzt allmählich wissen will, was es mit den Kopien auf sich hat (ob sie z.B. doch alle zeitunterschiedliche Originale sind, die durch einen Riss (oder pure bösartige Absicht) im Raum-Zeit-Kontinuum eben zusammen in der Truhe landeten^^) oder ob ich erstmal noch weitere, so schön spannende Stories über die auftauchenden Silberscheiben lesen will .... böser Zwiespalt!!
Was das Politische angeht ... also entweder hab ich das verdrängt, überlesen oder nicht als solches angesehen, denn bis auf die erklärenden geschichtlichen Passagen am Anfang, wo man die politische Meinung der Protagonisten erfährt, hab ich da nichts gefunden, das nicht speziell auf die Story hier gemünzt wurde. Es steht fast nichts im erzählenden Teil oder stellt mit erhobenem Zeigefinger die Meinung des Autoren dar, sondern spiegelt mehr das wider, was die Protagonisten dachten und denken und zwar in Situationen, in denen es eben sehr aktuell war!
Später gibt's dann eben noch dieselbe Meinung von Janusz, der sich wohl zu sehr ins Geschichtsstudium stürzte und quasi auf dem Level, wo das alles stattfand, stehenblieb. Er hat nicht gelernt, dass man sein Land lieben UND fremde Leute tolerieren kann.
Die Lokalgeschichte, die er erforscht, hat dann aber auch einen kleinen Mini-Kontrast oder sogar Widerspruch zu seinen Ansichten ... oder man muss es so sehen, als ob er den verhassten toten Fremden die Sachen klaut, um Gleiches mit Gleichem zu vergelten ... Auge um Auge, Zahn um Zahn, Amulett um Amulett ... ?!
Janusz hasste ja alles Fremde und auch die fremden Ordensritter.
Wieso schnappt er sich das Schmuckstück ausgerechnet von dem verhassten, deutschen Ordensritter, der das Amulett damals getragen hat? Er hasste ihn und das, was er und seine Kollegen getan haben doch abgrundtief?! Und mit dem, was er tut, sich selbst über die Bürger Polens stellen, ihnen SEINEN Willen aufzwingen, etc. ... das ist doch im Grunde dasselbe, das er den Deutschordenrittern anlastete, bzw. jedem Fremden unterstellt, der sich in Polen niederlässt ... ?! Zwar kann er mit der Macht des Schmuckstücks auch den verhassten Leuten, z.B. seinem chinesischen Kommilitonen und dessen Familie schaden, aber er greift ja auch Wojciech, Alicja, sowie die Bewohner ToruÅ„s an, seine Landsleute und Mitbürger ...
Aber da greift dann wohl der Bann, bzw. die Macht, die der Silberscheibe inne wohnt und die stellt sich auch über Janusz' Gesinnung, oder eher, sie verstärkt die ausschlaggebenden Elemente davon, um ihn zum passenden Werkzeug zu machen ...
Die Bürger damals hatten sich mittels eines Hinterhalts in die Burg geschlichen und die Macht der Silberscheibe mit Schutzsymbolen gebannt. Aber dann mussten sie ja gewusst haben, um welche/wessen Macht es sich ging, also was genau für eine Macht in der Silberscheibe steckte, damit sie sie bannen konnten ...
Denn ohne seinen Gegner oder den "Virus" zu kennen, kann man ihm ja nicht beikommen ... ?!
Und da Zamorra ja die Schriften gelesen hatte, die zusammen mit dem Amulett vergraben wurden, müssen sie doch zumindest erfahren haben, gegen wen oder was sie die Bannzeichen auf die Schwerter gelasert haben ... oder nicht? Und dazu dann noch folgende Überlegung: wenn sie jetzt schon Bannzeichen gegen eine Amulettkopie haben, dann sollten sie sich die merken ... falls ihnen noch weitere Kopien unterkommen ...
Jedenfalls stellt sich mir nun mehr denn je die Frage,
was für eine oder eher
wessen Macht dann in jeder einzelnen der Amulettkopien aus der Truhe von Haiti steckt?
Auch mit den polnischen Namen hatte ich keine großen Probleme, ich find's sogar eher schön, wenn Stories in einem anderen Land spielen und dann eben auch die lokalen Namen dafür benutzt werden.
Jeden Namen einfach dreimal aussprechen, wenn man ihn das erste Mal nur holprig über die Zunge/durch die Gedanken bringt und dann klappt das schon^^

Wenn ich da was zu bemängeln hätte, dann höchstens die polnische Bezeichnung für "Polizeikommissar", die hätte da dann ruhig in deutsch stehen können ... oder war der Begriff "Antiquar/Archivar" auch polnisch?
Für diesen Roman gibt es nun erstmal
8,5/10 der Amulettkopien, weil er mich bestens unterhalten hat, spannend war, die Atmosphäre besonders in der stillen Stadt mit den manipulierten Menschen super dargestellt wurde, am Schluss noch ein paar offene Dinge aufgegriffen wurden, zum Nachdenken und Spekulieren anregte, wieder ein wahres, geschichtliches Ereignis einer coolen Story zu Grunde lag und ich diese Amulettsache generell total spannend finde und auch noch nicht müde bin, Geschichten davon/darüber zu lesen

:thumbup:
Das Cover ist ok, passt zum Roman. Mir gefällt der Stil oder Stilmix nur nicht ganz so, zumal Zamorra doch blond ist, oder hab ich das jetzt falsch?
Auf der LKS konnte ich dann nochmal lesen, was ich zuvor schon teilweise gegoogelt hatte^^
Und auch hier finde ich, dass es die geschichtlichen Ereignisse wiedergibt und nicht die persönliche Meinung des Autoren.
Man muss da schon unterscheiden, ob man etwas über die Ansichten der im Roman vorkommenden Figuren liest, die auf geschichtlich festgehaltenen Ereignissen beruhen oder ob es sich da tatsächlich um die/eine Meinung des Autoren geht. Für mich traf da ersteres eher zu ... oder ich hab anders gelesen und es daher anders aufgefasst ...
