Ich will ehrlich sein (auch wenn ich glaube, dass ich das nicht zum ersten Mal erwähne^^): Thema China und/oder andere fernöstliche Länder ist jetzt nicht gerade so meins. Irgendwie will es da bei mir nicht zünden und ich weiß nichtmal, wieso das so ist.
Trotzdem wird natürlich alles verschlungen, wohin es John und Co verschlägt ... und das ist auch gut so, denn wieder einmal wurde ich positiv überrascht ...
Mein Feeling wusste noch vor "mir", dass die Story cool ist ... denn als ich noch dachte "Naja, die Vergangenheitspassagen sind aber doch echt lang und ausführlich ...." oder sowas wie "Das zieht sich ja doch irgendwie ganz schön ...", fing mein Kopfkino schon an, zu arbeiten und präsentierte mir die Szenen sehr bildlich und eindrucksvoll vorm geistigen Auge. Je besser etwas beschrieben war, umso leichter setzten bei mir nahezu automatisch die dazugehörigen Bildsequenzen ein.
Und wenn das passiert, dann hat der Roman bei mir eigentlich schon voll funktioniert ...
Shao bittet John um Hilfe, weil Suko verschwunden ist. Und sie hat durch Amaterasu auch eine Ahnung, was der Grund dafür ist: Amara.
Wie korrekt diese Annahme ist, erfahren wir als Leser schon ziemlich früh, denn ungefähr zeitgleich sitzt Suko in einem Taxi und ist auf dem Weg zu einem Treffen mit seinem alten Lehrmeister Li-Shen, der ihn auch kontaktiert hatte. Nach diesem Anruf war der Inspektor ohne eine Nachricht an irgendjemanden aufgebrochen.
Nachdem er von Li-Shens Privatsekretär Kashiko in Empfang genommen wurde, machten sie sich auf den Weg zu Sukos ehem. Lehrmeister. Doch es dauert nicht lange, da geht es auch schon rund und Suko weiß genau, dass Amara die Finger im Spiel hat. Kashiko überlebt die Konfrontation mit auftauchenden Mutanten nicht und nachdem Suko sie vernichtet hat, macht er sich allein auf die Suche nach Li-Shen.
Während dieses Weges erinnert er sich daran, wie er überhaupt zu Li-Shen kam ...
Diese Vergangenheitssequenzen ziehen sich in aller Ausführlichkeit durch den Roman, was durch die sehr guten Beschreibungen und bildlichen Szenen unheimlich echt rüberkam.
Auch wenn Amara ihn schon vorher behelligte und er Ai Wei bereits zusammen mit Shao vernichtet hat, wir erhalten hier durch diese Passagen tiefe Einblicke in Sukos bisher eher nebulöse Vergangenheit. Seine Beweggründe bei Li-Chen zu bleiben, das Kennenlernen und seine Liebe zu Amara, seine Rachegelüste gegenüber Ai Wei und seine Enttäuschung über Amara ... all das war spürbar, greifbar, bestens nachzuvollziehen und ganz ehrlich ... mir persönlich brachte das alles Suko irgendwie näher!
Mich hat der Roman daher besonders an den "Suko"-Stellen begeistert, weil hier ein Abschnitt aus seinem Leben hinzugefügt wurde, der sich so liest, als hätte es ihn schon immer gegeben. Er verändert nichts an Sukos aktuellem Leben, sondern gewährt sogar mehr Einblicke. Das alles ist sehr stimmig passiert, begann nach seiner Zeit im Kloster, geht über Li-Shen und seine Familie bis hin zu seinem baldigen neuen Job in einer fernen Stadt: zu Li Tse Feng in London.
Ich finde es schon bemerkenswert, dass man einem über 40 Jahre existierenden Charakter einer Serie noch eine so lebendige, interessante, spannende und vor allem logisch stimmige Geschichte hinzufügen kann!
Nicht minder bemerkenswert, aber eher sowas von in die Kategorie Horror fallend, waren die Szenen in Li-Shens Privatmuseum. In dem kreisrunden Saal, in dem die Prunkstücke der Sammlung ausgestellt sind, traf Suko auf ein Panoptikum des Schreckens.
Diese Beschreibungen dort waren der Hammer und ich war froh, gerade mal nichts während des Lesens zu essen!
Ich hatte das so vor Augen, als würde eine Filmszene zeigen, was Suko dort mitansehen muss ... und diese bildliche Szene endete damit, dass sich die ganzen schrecklichen Dinge und Anblicke samt seinen Gedanken dazu in seinen Pupillen spiegeln ... und immer weiter reingezoomt wird, als Zeichen dafür, dass es sich bei ihm, in seinem Kopf einbrennt und er das niemals vergessen wird ... Sehr bildlich und auch irgendwie sehr bewegend.
Eine gleichermaßen faszinierend, wie auch sehr grausig dargestellte Szene, die zusätzlich noch eine gewisse Bedrückung hervorruft.
Wie kann eine Tochter ihrem Vater, sowie ihren Halbschwestern und deren Familien, deren Kindern, so etwas antun??
Beim Lesen der Beschreibungen, wie das aussah, was die Toten haben erleiden müssen anhand dessen, wie sie jetzt eben aussehen ... ich hatte das Gefühl (wenn ich lese, ist es meistens immer absolut ruhig), leise ihm Hintergrund qualvolle Schreie der leidenden Opfer und das Flehen des zum Zusehen verdammten Li-Shens zu hören, der darum bettelt, seine Töchter und deren Familien doch endlich zu töten ...
Die Kämpfe, die während der Vergangenheitsszenen beschrieben wurden, waren trotz der Fülle, was udn wie da alles passierte, auch wenn mehrere Personen beteiligt waren, noch gut nachzuvollziehen.
Zum Showdown trafen Shao und John ein. Doch anstatt des Freundes und Kontaktmannes erleben sie einen Verrat. Dau Xing wird mit dem Leben seiner Frau Samantha Peck erpresst.
Geistesgegenwärtig setzt Shao die Ninja-Krone auf und wird nicht gesehen, während John verhaftet und mit Handschellen bestückt wird.
Und in Handschellen ist er auch bis zum Schluss.
Suko ist der Mann der Stunde und John ist mal nur das, was er auch sagt: der Träger des silbernen Nagels und visuelle, moralische Unterstützung. Ich fand's gut, dass Suko, bzw. ja auch Shao das alles zu Ende bringen durften und vor allem konnten.
Irgendwie war John hier mehr sinnbildlich anwesend, weshalb er mir nicht überflüssig vorkam. Außerdem hatte er den silbernen Nagel dabei, mit dem Shao Amara letztendlich das Hirn wieder zurecht rückte ... naja, oder sie eben dahin zurückschickte, wo sie so gern abgehangen hat ... in die achtzehnte Hölle ...
Shao steckte während ihrer Taxifahrt in einer argen Zwickmühle: helfen, Suko und Co retten, aber dafür ihre Beziehung/Leben aufgeben, um Katayas Wunsch zu erfüllen und bei ihm zu bleiben... oder nicht helfen können, kein Versprechen/kein Deal mit Kataya, aber Suko (oder wahrscheinlich gleich alle Anwesenden) tot.
Sie wählte ersteres ... obwohl Kataya beim Showdown eigentlich nichts tut, denn er hält sich zurück und sie muss alles selbst erledigen. Er sagt ihr dazu sogar lediglich, sie solle sich ihm würdig erweisen.
Super Deal! Sie soll ihr restliches Leben bei dem Knilch verbringen und der greift ihr nichtmal unter die Arme? Wieso sollte SIE sich den ihm würdig erweisen, denn sie hat ja eigentlich keinen Bock auf ihn? Um seine Angebetete zu kriegen, hätte er sich da aber mal ein bisschen mehr ins Zeug legen müssen. Denn so braucht er sich ja nicht zu wundern, dass sie von ihm nix wissen will ... mal abgesehen davon, dass er generell als das Urböse nicht so wirklich infrage käme ...
Kataya hätte außerdem kein Problem damit gehabt, Amara loszuwerden, denn er wollte ja Shao. Doch Shao macht den Deal durch einen sehr poetischen Satz zunichte ... und Kataya ärgert sich bis zum Zerreißen. Doch ich kann mir nicht vorstellen, dass Luzifers chinesisches Pendant damit verschwunden oder vergangen ist ... er hat "nur" seine Gestalt des Adlers vor Wut vernichtet ... und deshalb bin ich gespannt, ob und wann, wo und wie er nochmal auftaucht und auf das Versprechen zurückkommen wird. Wenigstens wurde es augenscheinlich nicht irgendwie besiegelt, so dass Shao das noch abwenden könnte, indem sie ihm sagt, dass Dämonen sich eh nie an Versprechen halten, sie das also auch nicht bräuchte und er zudem nicht besonders hilfreich war .... und ihr deswegen mal herzlich im Mondschein begegnen könne ...
Natürlich bin ich ebenso gespannt, ob da noch was aus der Chefetage kommt und Suko tatsächlich in irgendeiner Art und Weise sanktioniert wird. In diesem Zusammenhang fand ich auch die Wortwahl sehr cool, dass John sogar meint, selbst Sir James würde bei einer Entlassung und deren Schneeballeffekt wohl die Rente einreichen. Das spiegelt doch sowas von einen starken Zusammenhalt wider

Und Suko weiß ja selbst am besten, dass es nicht richtig war, niemandem etwas zu sagen und einfach abzuhauen. Außerdem hat er einiges durchmachen müssen, bzw. gesehen, mit dem er für immer klarkommen muss. Aber es wurde ja auch eine gefährliche Dämonin, die bereits den Schritt in die achtzehnte Hölle gegangen war und die das Wort Mitleid völlig aus ihrem Wortschatz verbannt hatte, vernichtet.
Das alles zusammen muss ja selbst in Christina Dicks Dickschädel gehen und sie einsehen lassen, dass immerhin auch ein Erfolg zu verbuchen ist ... denn wäre Amara nicht vernichtet worden, könnte sie möglicherweise auch noch in London wüten, um an ihr Ziel zu kommen ...
Meinen Lieblingssatz aus Lethal Weapon von Sgt. Murtaugh gibt's am Schluss sogar auch noch von John oben drauf:
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß!"
Yiieehhaaa!!
Ich hoffe, ich hab nix vergessen, denn in diesem Roman gab's ordentlich input, Feelings, Horror, Kopfkino in Form von mehr als nur "bildlich" geschrieben Szenen, Waffeneinsatz, und und und .... was mir nichts anderes, als ein
top entlockt.
Wie das hin und wieder möglich ist, obwohl mich ein Thema halt mal nicht wirklich aus den Socken haut?! Ganz einfach: ich hab's gelesen und mich überraschen lassen!
Und das hat sowas von Spaß gemacht, zuzüglich der Überraschung, wie sehr mich ein eigentlich nicht ganz so interessantes Thema/Location plötzlich doch interessieren kann ...

:thumbup:
Das Cover hat auf mich erst auf den 2. Blick gewirkt ... also quasi,
nachdem ich den Roman gelesen hatte war es erst cool und passend!
Farblich und vom Motiv her wirkte es allerdings auch beim ersten Blick schon düster, unheilvoll und bedrohlich. Und wenn ich auf die Augen gucke, dann hab ich dabei wieder die Szene im Kopf, als Suko Li-Shen findet, wie er da kreisend im Sessel festgenagelt sitzt und mit weggeschnittenen Lidern den Schrecken betrachten muss!
Das Feuer oben am Kopf sieht u.a. so aus, als stelle es dar, dass Amara die achtzehnte Hölle erreicht hat und sich da eben nix anderes mehr in ihrem Kopf befindet, als diese Hölle(n), Rache, das Böse ...
Auf der LKS war auch wieder ein cooler Leserbrief samt Beantwortung.
Da gabs dann die Frage, was andere Leser zum Thema Partnerschaft Morgana Layton/John Sinclair denken.
Ohne zu viel zu verraten, weil ich ja nicht weiß, von wann der Brief genau ist und ob der Markus Marks schon die neustens Stories gelesen hat, versuch ich's mal mit ner relativ allgemein gehaltenen Meinung
Also gut .... hmmm ... ich mag beide Charaktere, ganz klar ... aber nicht unbedingt als Partner. Temporär ja ... und auch mit der Möglichkeit, dass John und Co die Kolonie akzeptieren kann ich gut leben ... aber deshalb müssen die ja nu nicht gerade Freunde für's Leben werden. Ich find's immer gut, wenn es eben spannende Szenen zwischen den beiden "Lagern" gibt ....
