Ein Halloween-Roman von Timothy Stahl - für mich eine Garantie für beste Unterhaltung!
Beim neugierigem "Reinschnüffeln" und Überfliegen, wer so "mitspielt", dachte ich dann allerdings erst noch "Oh nö, warum bloß wieder die Konstellation Jane-Chris-John-Suko und alte Bekannte vom letzten Halloween-Abenteuer? ... ich hätte halt gerne, nach langer Abstinenz (:P ), mal ne andere Konstellation in diesem für mich großartigen Schreibstil gehabt ...
Selbstverständlich wurde der Roman natürlich dennoch gelesen ... und was soll ich sagen?
"Trotz" Jane und Co-Konstellation hat's mir gefallen und war mal wieder so richtig gut.
(Wobei ich ja sagen muss, dass es definitiv nicht am Autor liegt! ICH habe seit geraumer Zeit ein Problem mit Jane, dabei fand ich sie früher tough und echt klasse! Vielleicht liegt's daran, dass sie mir seit Längerem schon ... wie sag ich das mal ... irgendwie "weinerlich" und daher nervig vorkommt. Mag an den Hörspielen liegen ... oder dass sie nicht mehr so involviert ist, wie früher ... passt ja auch irgendwie zu Janes eigenen Gedanken, die sie zwischendurch innerhalb der Story hat

Aber wie gesagt, ist ja mein Ding und kein "Fehler" des Autors!!)
Auch wenn die Situation Jane-Henker-Angriff mich relativ kalt ließ, die Geschehnisse um die Kinder im alten Haus auf dem Hügel dagegen nicht. Dort waren die Beschreibungen richtig mitreißend und teilweise sogar auch mit beklemmender Wirkung verbunden.
Man darf ja bei aller "Abgebrühtheit" auch nicht vergessen, dass es sich da um Kinder geht, die mit ansehen mussten, wie mit Harry Lundqvist einer bekannten Person der Kopf abgeschlagen wird, dass ein Henker hinter ihnen her ist, dass es bereits früher schon Geschehnisse gegeben hat, die sie als Geschichten am Rande mitbekommen hatten, dass sie im Keller dieses gruseligen Hauses gefesselt saßen und noch mehr mit ansehen mussten, was Kinder eigentlich nicht sehen sollen ...
Und vor allem fand ich die Schreibweise sehr gut, teilweise bedrückend und irgendwie sogar traurig, bewegend (selbst wenn man weiß, dass Henker Lammie der Böse ist), als Lamont Roberts seine Geschichte erzählte.
Jedes "Johnny" in seinen Sätzen klang anklagend und vorwurfsvoll nach "Warum hast du mir nicht geholfen, nach mir gesucht, mich gerettet, Johnny? ... Ich wollte heim, Johnny ... Und ich hatte eine Hoffnung, Johnny ... "
Und am schlimmsten, weil man doch weiß, wie es sich anfühlt, wenn man sehnlichst auf etwas wartet und man schließlich schmerzlich erfahren muss, dass es doch nicht passiert:
"Aber du bist nicht gekommen, Johnny ... "
Brrr ... ich fand das echt fies, wenn ich mir vorstelle, wie lange und vor allem was er in dem Haus, in anderen Dimensionen, beim Meister, etc. erleben und aushalten musste ...
Sicher, John und Lammie waren nie die besten Freunde gewesen, aber unser Geisterjäger lässt niemanden absichtlich zurück, damit der sein Leben lang zwischen irgendwelchen höllischen Dimensionen umherirrt und Höllenqualen leiden muss.
John hatte nicht damit gerechnet, dass "Schmalzarsch" noch lebt und es war ihm auch nicht wirklich möglich, sich dafür einen handfesten Beweis zu holen oder sich vom Gegenteil zu überzeugen.
Umso schlimmer kam mir dann das Ende vor, als der Henker und in Asmodis' Diensten stehende Lamont erst vermeintlich gerettet werden kann, dann aber doch noch von Asmodis vor den Augen John Sinclairs zurückgeholt wurde. Was muss das für ein Feeling für John sein, jetzt zu wissen, damals jemanden unwissentlich zurückgelassen zu haben, dann zu sehen, was aus ihm wurde, dass Lamont, um endlich wieder da raus und nach Hause zu kommen, sogar einen Pakt mir dem Teufel einging ... und schließlich wieder zu ihm zurück musste.
Zwar "beruhigt" er sein Gewissen mit etwas Asche des alten Ainsworth-Hauses, Lamont Roberts zu beerdigen ... doch wirklich befriedigend kann das doch nicht sein?!
Allerdings kann ich mir auch vorstellen, dass John da inzwischen "abschalten" kann, sich freimachen von solchen Gedanken ... denn sonst müsste er ja ständig an irgendwelche Seelen denken, die eventuell oder auch unwissentlich und unabsichtlich in irgendwelchen (höllischen) Dimensionen/Gefilden zurückgelassen wurden ...
Sukos Einsatz hielt sich in Grenzen, Chris' ebenfalls, Jane hatte noch ein bisschen mehr zu tun und lässt sogar ein dickes Büschel Haare (ne fesche Kurzhaarfrisur dürfte ihr allerdings auch stehen).
Außerdem gab es viele Waffen ... und ich finde sowas auch nicht übertrieben.
Alle Beteiligten wussten nicht genau, was passiert, womit sie zu rechnen haben, etc. ... sondern nur, dass es durch Johns Verschwinden mit der Hölle zu tun hat. Also legt Jane Suko nahe, viele Waffen mitzubringen. Am Ende hat es auch fast alle gebraucht: die Berettas sowieso, der Stab, damit Suko rechtzeitig eingreifen konnte, die Ninjakrone, um den Meister/Asmodis beizukriegen und abzulenken, die Dämonenpeitsche, damit Jane sich verteidigen kann und das nicht offensichtlich vorher zu erkennen war, der Bumerang, weil Chris nicht so der Meisterschütze ist, aber ebenfalls mithelfen wollte und in Reserve noch das Kusanagi-no-tsurugi bei Suko, da der Stab des Buddha bisher noch keinen Schnelllade-Akku besitzt ...
Wozu haben sie sonst diese Waffen, wenn sie sie nicht einsetzen? Und wenn man nicht genau weiß, was auf einen zukommt, dann tütet man doch lieber mehr ein, als dass man nachher mit zu wenig dasteht ... Ich fand's jedenfalls ok!
Ich find's auch genauso cool, wenn das Team agiert ... also viele vom Sinclair-Team, bzw. alle halt. Aber hier, auch wenn Sir James mir sowas von aus der Seele sprach und wohl genauso gerne wie ich auch Bill dabei gehabt hätte ... Hier und für das, was nachher noch zu tun war, wäre es, anders als bei den Waffen, dann doch zu viel des Guten gewesen. Suko war ja am Ende fast schon "überflüssig", wo hätte Bill dann noch hingepasst? Die Waffen wurden aber für mich logisch nachvollziehbar eingesetzt, sie hatten in diesem Storyverlauf ihre (auch gebrauchte) Berechtigung ...
Einen kleinen Dreher gab's bei Tochter Ella und Mama Maureen McTaggart ....
Maureen ist bei John im Auto und als der Wagen, in dem ihre Tochter Ella sitzt, anhält, steigt "Ella" (statt Maureen) aus, um nach ihrer Tochter zu sehen, bevor sie dem Meister und seiner Schlange in die Hände fällt ...
Machte aber nix, da man beim Lesen so drin war, dass es sich gedanklich fast von allein richtete
Was Janes latente Hexenkräfte angeht und ob sie sich an ihre Zeit als Hexe, an das, was sie da getan hat, erinnert oder nicht ... das ist mir, ganz ehrlich, irgendwie egal! Das wurde auch früher schon "mal so, mal so" gehandhabt und nie wirklich festgelegt ... außer dass es eben mal geheißen hat, sie erinnert sie nicht ...
Fest steht ja, dass nicht sie, sondern der Ripper für ihre Taten verantwortlich ist. Ob sie sich nun dran erinnert oder nicht, ist eigentlich egal, bzw. nur für ihre eigene Psyche wichtig ...
Erinnert hat sie sich, immer mal wieder, jedenfalls trotzdem. Die unterschiedliche Handhabung hat für mich aber keinen Einfluss darauf, ob ein Roman "besser oder schlechter" ist ... solange es innerhalb einer Story eben passend erklärt oder eingebracht wird und das Wie.
Außerdem gefällt mir Jane, seit sie Chris hat, auch wieder eine Nuance besser. Selbst über Chris' "meine kleine Hexe" kann ich da hinwegsehen^^

Soller halt ein bisschen rumschnulzen, das schürt nur Johns Eifersuchtsgedöns und es gibt wieder ein paar nette Sprüche in diese Richtung^^
Lustig fand ich auch, bzw. hab ich mich da über mich selbst amüsiert, dass ich anfangs dachte, Sanjaya wäre ein Mädchen

Erst als mal eindeutig von sowas wie "Lucas' Kumpel Sanjaya..." zu lesen war, hatte ich es geschnallt^^
Handwerklich und eigentlich auch von der Story her (ich mag es ja im Grunde, wenn "alte" Sachen nochmal aufgegriffen werden) kratzt dieser Roman für mich schon sehr deutlich am
top, letztendlich gab's aber "nur" das dicke
sehr gut, weil ich in einem so cool geschriebenen Halloween-Roman und explizit eben mit der Art zu schreiben von Timothy Stahl echt gerne auch mal gewisse andere Personen mit drin gehabt hätte ...
(Naja, ist ja auch eher
mein Problem

... bzw. umso - für mich - trauriger, dass er die nicht so gern schreibt, zumindest eine davon ... aber das ist schon ok. Irgendwie. So wie die Leser nicht allesamt gerne alle Themengebiete lesen, so schreibt auch nicht jeder Autor gerne jede Figur.
Das dient jetzt hier nur zur Erklärung ... was mein Lese-Feeling angeht, wenn man so will .... also nix, was der Autor verbockt hätte oder so

:thumbup: )
Im Anschluss habe ich natürlich auch die LKS gelesen (die ich mir aufgespart hatte, nachdem ich sah, dass es sich um einen Werkstattbericht handelte. Den lese ich am liebsten
nach der eigentlichen Geschichte

).
Diesmal wäre es wohl nicht so schlimm gewesen, diese Seiten im Vorfeld schon zu lesen, aber das weiß man ja nicht. Hier ging es um die Namensfindung, wie und woher so einige Namen aus dem Sinclair-Universum und den Geschichten stammen, wie man auf sie gekommen ist, usw.
Sehr interessant zu lesen ... und was noch viel cooler war: selbst dieser Bericht las sich genauso spannend, bzw. fesselnd, wie der Roman selbst!
Ich glaube, Timothy Stahl könnte auch Werbetexte oder -jingles, sowie Firmenanzeigen o.ä. schreiben, in seinem Schreibstil wären sogar die interessant und lesenswert!^^

:thumbup:
Das Cover finde ich dem Romaninhalt angemessen. Nicht sonderlich toll oder atmosphärisch, aber zweckerfüllend.
Ich kenne die Figur, den Henker, bildlich ohne Axt, also wurde die jetzt wohl "dazugepackt" ... wie auch andere leichte Veränderungen. Auch kann man nicht sagen, dass eine Henkerskapuze zu sehen ist ... doch es kann ja auch eher die Szene zeigen, nachdem John ihm die Kapuze geklaut und nicht wieder zurückgegeben hat ...
