Der Roman war Fan-Service pur!
John wird mit der Vergangenheit konfrontiert ... aber nicht mit irgendeiner, sondern nach 40 Jahren mit der aus seinem ersten Fall innerhalb der eigenständigen Serie.
Ich habe den Roman nahezu verschlungen und war schon regelrecht "sauer" über jede Unterbrechung^^ Man konnte in Erinnerungen schwelgen, gepaart mit neuen Begebenheiten und durchdachten Erklärungen zum Warum und Wieso.
Alles fängt mit einer Postkarte, einer Falle und einem Vorfall auf einem Rastplatz in Deutschland an ...
Die Szene auf der Toilette des Rastplatzes mit Burkhard Müller und seinem seltsam vampirischen Gegenüber wurde, wie Tulimyrsky schon so treffend schrieb, super umgesetzt und beschrieben.
Auch als Harry Stahl und Dagmar Hansen dort eintreffen, ist es nicht minder interessant.
Die Frotzelei zwischen Dagmar und Oberwachtmeisterin Schwenkert ist cool und verweist die forsche Beamtin mal eben in ihre Schranken.
Währenddessen beschäftigt sich John in London mit einer Postkarte, die ihn erreichte. Marina Held, die er vor 40 Jahren vor Vampiren rettete, ersucht ihn um ein Treffen.
Das will er auch wahrnehmen und ahnt nichts Böses.
Doch da sollte er sich gewaltig täuschen ...
Dagmar und ihre Kollegin Mira machen dann in Berlin eine erschreckende Entdeckung, als sie das Krankenhaus des Maßregelvollzugs aufsuchen, in der der vernichtete Lokus-Vampir alias Doktor Emil Hofmann gearbeitet hatte:
Zwei Patientinnen sind ausgebrochen und bei einer von ihnen handelt es sich um keine Geringere, als um Marina Held!
Es ist wieder hammerhart, wie hier Recherche betrieben wurde, denn den Maßregelvollzug in Berlin-Reinickendorf, Olbendorfer Weg, Abteilung II, auf Stationen 7B und 6A mit dem erwähnten Behandlungsschwerpunkt gibt es tatsächlich! Sogar eine Namensähnlichkeit zur echten Abteilungsleiterin ist vorhanden
Suko und Glenda werden von den deutschen Kollegen über die Sachlage informiert und Suko hatte für sich schon ein wenig Recherche über den "Shocking Palace" betrieben, weil er ein ungutes Gefühl hatte, sich das aber auch selbst wieder ausreden wollte. Man muss ja nicht hinter allem Gespenster, oder in diesem Fall Vampire sehen ... schon gar nicht nach so langer Zeit am selben Ort ...
Nun aber hat es sich doch bewahrheitet und zusammen mit Shao und einigen Waffen macht er sich auf zum ehemaligen Nachtclub der Vampire ...
Die Vergangenheit wird mit der Gegenwart gut zusammengebracht, genauso wie auch die Beschreibungen der Örtlichkeiten. Selbst die Särge sind im Nachtclub noch vorhanden und auch die Bolzenpistole kam tatsächlich mal wieder zum Einsatz, so wie damals ... John hatte sie all die Jahre bei sich aufbewahrt, statt in der Asservatenkammer des Yard. Sehr cool!
Die Story, dass Marina ihre Eltern tötete, dann in dieses Krankenhaus des Maßregelvollzugs kam und ihre Verwandlung sich durch die Medis verzögerte, war für mich schlüssig und plausibel.
Johns Enttäuschung darüber, was aus Marina geworden war, dass er sie doch nicht hatte retten können, war greifbar und nur allzu gut, obgleich der vor 40 Jahren erschienenen Story, nachzuvollziehen. Kein Wunder also, dass ihn seine letzte Handlung im Keller des "Shocking Palace" doch ziemlich mitnimmt.
Ansonsten war er eher passiv tätig und damit beschäftigt, sich aus seiner misslichen Lage zu befreien. Ihm kam damit also eine andere Handlung zugute, als damals. Fand ich gut und es war erfrischend, dass die wirkliche Hilfe von anderer Seite kam ...
So war Justine Cavallo ebenfalls noch mit von der Partie, da sie sich nicht gerne ins Gehege pfuschen lassen wollte und deshalb im Shocking Palace aufräumt. Zwar ist sie etwas überrascht, dort auf Suko und Shao zu treffen, doch auch diese Tatsache hindert sie nicht an ihrem Vorhaben. Da lässt sie es sich natürlich ebenfalls nicht nehmen, dem wehrlosen John im Sarg noch ein wenig einzuheizen ... auch wenn den die Aktionen der blonden Bestie eher "kalt" lassen, im wahrsten Sinne des Wortes.
Ein Appetithäppchen war auch die Tatsache, dass Justine möglicherweise noch ein wenig von Dracula II beseelt zu sein scheint ... zumindest machte sie Andeutungen in diese Richtung.
Dass es sich dabei nicht um Will Mallmann, sondern um dessen vampirische Existenz handeln könnte, macht ihr kleines, innerliches Zwiegespräch deutlich.
Suko wurde ein Wiedersehen mit Marisa Douglas aus "Brandmal" beschert, was ich auch ganz nett fand.
Überhaupt ist der Kampf von Suko und Shao im "Shocking Palace" ein Highlight ... wie sie da aufräumen und ebenfalls dem Betäubungsgas ausgesetzt sind (wie die meisten Gäste) und dadurch auch gewisse Probleme bekommen.
(Ein bisschen erinnerte diese Szene auch an "Mannequins mit Mörderaugen" ... als ebenfalls Gas eingesetzt wird, damit sich die Vampire austoben können.)
Auch wenn man ewig nichts von Marina Held gehört hat, hier wurden Erinnerungen ausgegraben und Emotionen hervorgerufen, von denen man behaupten kann, dass sie denen von John ähnelten ... wenn auch nicht mit gleichem finalen Ausmaß.
Es ist zwar kein erfreulicher, aber jetzt wird John wohl endgültig einen Schlussstrich unter die Akte "Shocking Palace - Im Nachtclub der Vampire" ziehen können ... wie auch wir Leser, die sich immer fragten, was wohl aus Marina geworden und wo sie abgeblieben ist ...
(Aber wer weiß ... der Laden existiert ja noch ...

)
Ein super Roman, der von mir nichts anderes als ein
top zu erwarten hat
Das Cover finde ich ebenfalls passend, auch wenn die "Shocking Palace" Leuchtreklame nicht so rot leuchtet, wie im Roman beschrieben wurde, sondern eher gelblich aussieht, wenn ich nichts an den Augen habe
Das Fan-Portrait auf der Leserseite ist super und echt interessant!
Ein Sarg als Bett, die Story von Heiko Bender, wie er Sinclair-Fan wurde, wie der Kontakt zu JD entstand und auch die Film-Produktion "Kinder der Nacht - Am Ende der Ewigkeit".
Sehr sympathisch ... und es lässt Erinnerungen an die Sinclair-Con und das Geschenk an JD aufleben

:thumbup: Außerdem bin ich jetzt noch mehr gespannt auf das Endergebnis!!