Aus dem Zaubermond-Bereich kopiert
Bei meinem ersten Versuch das Einstiegsabenteuer von Dorian Hunter zu lesen habe ich mittendrin abgebrochen und mich erst einmal CZ gewidmet. Ich dachte, mit dem Vorwissen und der richtigen Einstimmung weiß ich die Hauptserie viel mehr zu schätzen. Es hat eigentlich nichts gebracht. Sondern eher mehr Fragen aufgeworfen. Dafür kann aber eher CZ etwas als DH, Dämonenkiller war schließlich eher auf dem Markt.
Der erste Teil der Geschichte ist soweit in Ordnung und interessant. Es mutet seltsam an, dass die Kinder der Gräfin so unterschiedlich sind. Sie repräsentieren alle völlig verschiedene Monster und haben alle völlig verschiedene Kräfte. Dabei müssten sie Gemeinsamkeiten haben. Dorian hat im Gegensatz zu seinen Brüdern keine dämonische Spezialität, außer sein Wissen. Das allein müsste die Gruppe misstrauisch machen. Aber sie nehmen ihm das so ab. Auch ist hier noch keine Rede von Clans oder Familien. Was ist mit der Gräfin? Gehört sie einem Vampirclan an?
Man merkt deutlich, dass DH noch nicht das ist, wofür es nach seinen Fans eines Tages berühmt werden sollte. Die verschiedenen Dämonen sind einfach bunt, von allem ist etwas dabei. Und für die Lethian-Vampire wurde sich entschieden, weil sich Blutsauger als Gegner eignen. Ein wenig hätte CZ Vorarbeit leisten können, für Späteinsteiger die Storysuppe zu würzen. Dass die Gräfin direkt stirbt ist schade. Dann hätte man sie aber bei CZ ruhig öfter auftreten lassen können, ihr etwas mehr Schliff geben. Hätte sicher auch Leser der DK-Serie interessiert, wie die Gräfin denn früher so drauf war. Es gibt leider nur ein einziges Doppelabenteuer mit ihr.
Wie gesagt, die erste Hälfte der Geschichte ist in Ordnung. Flasht mich nicht total, das habe ich auch überhaupt nicht erwartet. Bereits als Lilian wahnsinnig wird, muss ich aber kritisieren. Das geht mir zu schnell und ist zu übertrieben. Natürlich ist ein Vampirangriff traumatisch, nachdem man gerade aus einer magischen Trance in einer Gruft erwacht. Aber dass ihr Geist sich direkt auf einen Schlag für immer verabschiedet ist einfach nur dumm. Sie erkennt ja nicht einmal ihren Mann wieder und hält die Vampire plötzlich für ihre Freunde. Sicher, es ist ein toller Effekt für den Leser, aber unlogisch. Als Dorian sie so sieht schließt er auch direkt mit ihr ab. Lässt sie gehen, läuft allein weiter und denkt schon an Rache, weil man ihm seine Frau genommen hat. Nervenheilanstalten gab es damals wohl noch nicht? Als er sie zufällig im Schloss ein zweites mal trifft ist plötzlich alles anders. Sie erkennt Dorian wieder und sie ist ihm jetzt nicht mehr egal. Es war eine andere Zeit in den 70ern, mit anderen Ansprüchen. Aber sagt mir bitte nicht, dass Dämonenkiller sich zu so einer Serie entwickelt, wo auf Logik total gepfiffen wird, weil die Autoren eine ganz andere Zielgruppe haben. Wie gesagt, packend und überdramatisch liest sich das alles.
Es ist genau so seltsam, dass Dorian mitten im Schloss seiner Feinde während eines Schwarzen Sabbaths das alles überlebt. Sogar Asmodi persönlich ist anwesend. Dorian hat kein Superkreuz, kein Magieamulett oder einen unbesiegbaren Silberdämon an seiner Seite. Neben Dämonenbannzeichen hantiert er sehr viel mit Feuer herum. Unter all den so verschiedenen Gästen des Sabbats ist kein Feuerdämon oder eine Hexe mit Zaubersprüchen anwesend? Ich hätte seine Chancen kleiner als die eines Schneeballs in der Hölle eingeschätzt. Asmodi bekommt es jetzt zum zweiten mal nicht auf die Reihe, einen seiner verkommenen Sprösslinge zu töten.
Ich bin in meinem Kopf schon auf eine solide Wertung herunter gegangen. Das CZ-Vorwissen schadet an der Stelle eher, als dass es hilft. Der Held ist zu mächtig, einige Schlüsselszenen zwar schockierend aber unrealistisch, die eigentliche Handlung hat sich auf einem gemächlichen Niveau eingependelt. Nach der Enthüllung seiner Herkunft versucht Dorian aus dem Schloss zu entkommen, das ist alles.
Gegen Ende hin bin ich aber direkt beim Eröffnungsabenteuer schon dazu übergegangen, Seiten zu überfliegen. Dieses hin und her mit den Frauen nervt. Vor allem Anja hätte man komplett raus lassen können. Mal ist sie weg, dann ist sie wieder da, dann ist sie bei Asmodi, mal will man das Schloss verlassen, dann wieder Anja finden.
Natürlich, die Serie ist in den 70ern erschienen. Und sie hat sich entwickelt. Ich bin mir sicher 90% der Anhänger von Dämonenkiller haben die Serie damals mitverfolgt und sind nicht wie ich später eingestiegen. Das ändert das Gefühl beim Lesen extrem, vor allem wenn man auch andere Gruselserien kennt. Ich bin mal ganz ehrlich, hier im Forum herrscht ja ein friedlicher Umgangston und ich muss keinen Hate fürchten. Ich habe Sinclair, Zamorra, Ballard und natürlich Zamis gelesen. Von all den Erstgeschichten hat mir die hier am schlechtesten gefallen. Aus dem simplen Grund, dass es zu krass aufgezogen war. Dorian mitten im Schloss, von seinen Feinden gejagt, ohne starke Waffen oder überraschende Verbündete. Auch bei der Logik muss ich sagen, die frühen JS oder PZ waren überzeugender.
Trotzdem nicht total schlecht. Und mir ist bewusst, dass ich eine Serie nicht nach der ersten Geschichte beurteilen kann. Dämonenkiller rühmt sich damit, eine düstere und erwachsene Serie zu sein. Dass sie freigeistig ohne moralische Grenzen geschrieben wurde, sich nicht zurück gehalten hat. Das sehe ich hier schon und es ist gut gelungen. Wenn das aber das einzige ist, was sie so besonders macht und sie in allen anderen Belangen schlechter als die Konkurrenz ist, werden wir definitiv keine Freunde.

:baff: :baff: :baff: :baff: :baff: (knappe 5 von 10 Schnauzern), ich will es mir hier ja nicht völlig mit den Fans verscherzen.
PS. Ich sehe eine vertane Chance für einen tollen ersten Zyklus. Dorian auf Rachetour, wie er sich nacheinander jeden deiner Brüder vorknöpft und in unterschiedlichen Handlungsarten zur Strecke bringt. Die sind jetzt aber alle im Feuer verbrannt, vermute ich.
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Interessant, meinen Text rückwirkend zu betrachten. Warum schreibe ich besser nicht dazu, die alten Hasen wissen sicher was ich meine.