Eigentlich war dieser Roman am Dienstag noch gar nicht dran, weil ich noch mit was anderem zugange war. Dann wollte ich aber kurz reinlünkern, nur schnell gucken, um was es so geht. Und schwuppdiwupp war ich auf Seite 39! Dann konnte ich den Rest auch noch ebkes lesen

:thumbup:
Ich wurde nicht enttäuscht: mir hat dieser Roman echt gut gefallen!
Zumal er auf "wahren" Begebenheiten beruht und man bis auf die Geschichte von dem "dämonischen Baby/der Rückkehr der Gehänkten" alles von Frederick Bywaters, Edith Thompson, ihrem "Mordkomplott" und dem Tod am Galgen, sowie dem Selbstmord von John Ellis im Netz nachlesen kann. Genauso verhält es sich auch mit den Eckdaten über das Holloway-Gefängnis.
Eine echt interessante Geschichte und ich mag solche Stories, denen zu wahren Inhalten noch Sinclair-Flair beigemischt wird!
Sehr gut gewählt fand ich dazu auch die Aufteilung der Szenen von 1923 und denen der Gegenwart.
Anfänglich denkt man ja, es geht um Familie Ellenby, die durch die Conollys Kontakt zu John bekommen und ihn drum bitten, mal mit ihrem Sohnemann Noah zu sprechen. Der Kleine behauptet nämlich, in seinem Zimmer wäre ein Monster und nicht mehr gescheit schlafen. Am Ende muss John auch zugeben, dass der Junge Recht hatte!
In dessen Zimmer hockt ein Gnom, der aber leider entkommt.
Keiner weiß, woher der kommt oder was seine Anwesenheit zu bedeuten hat und John will recherchieren. Doch dann kommt ihm ein Fall dazwischen und die Conollys wollen solange bei den Ellenbys bleiben.
Dieser Handlungsstrang war ja für sich auch schon total cool und interessant, da könnte man doch noch was reißen!

:thumbup:
Auch die Atmosphäre, die sich durch den ganzen Roman zog, war schön schauerlich und stimmig, ob nun in den Vergangenheitsszenen oder während der Morde in der Gegenwart oder bei den Gesprächen mit den potenziellen Opfern.
Als Marianne Seward in der Badewanne ihr Ende findet und sie da die Schlinge beschreibt, kam es mir schon so vor, als wäre das Material eine Nabelschnur (auch wegen des Ereignisses bei der Hinrichtung und da Edith ja geburtstechnisch in ihrer "Tochter" zurückkam). Passt ja auch, so quasi als "Verbindung" ... im wahrsten Sinne des Wortes

Die Szene, als John und Sheldon Petrie versuchen, die Treppe runterzugehen und die Schlingen da runterbaumlen, sie sogar angreifen, hatte was schaurigschönes an sich.
Sogar die Krähen kamen nochmal dran, wie schon das eine Vogelvieh am Galgen von 1923 irgendwie "prophezeite".
Dann die Aktionen bei den Ellis'.
Mit Suko konnte man schon mitbangen und irgendwie hatte ich gedacht, dass erst John kommen muss, um ihn in letzter Sekunde zu retten, sah es doch ziemlich aussichtslos für ihn aus. Doch er schaffte das selbst und erst dann kam John dazu.
Das alles war schön beschrieben und es ging auch genauso schön weiter im Kinderzimmer. Wie gut, das die kleine Lynn das Kreuz einkassiert hatte! Ihre Flucht, ihre präparierte Täuschungsaktion, die Kuschelviecher .... all das war echt schön zu lesen!
Die Handlung um John Ellis fand ich am stärksten. Der Mann hat ja so einiges erlebt und hinter sich ... und auch noch versucht, das alles einzudämmen.
Es hieß in seinem Buch, das Suko bei dessen Enkel las, er habe einen Sarg präpariert, in den er sich mit der durch den Teufel wiedergeborenen Edith Thompson eingeschlossen hat. Suko vermutet, dass er einen Bestatter eingeweiht haben könnte, der sie dann so zusammen beerdigte. Wenn der Sarg mit einem selbst gebauten Mechanismus fest verschlossen wurde, was ja nötig war, damit Ellis' Plan gelang, dann durfte ja auch kein Arzt oder sonst irgendjemand was wissen. Der Mann MUSSTE also noch einen Verbündeten gehabt haben (was wohl auch nicht mehr ans Tageslicht kommen würde, wie Suko auch schon feststellte), damit sich niemand wundert und/oder in den Sarg gucken will.
Und ich denke, dass es auch ebendiese Verbindung Edith Thompsons zum Teufel ist, dass sie von John, bzw. dem Geisterjäger gehört hatte ... schließlich regen sich auch Höllenbewohner über lästige Widersacher lautstark auf, so wie die Menschen sich z.B. über Politiker oder so aufregen^^ Da kann man als teuflische Seele ja schon mal was aufschnappen ... und außerdem hatte sie ja den teuflischen Handel: Rache gegen Seelen. Vielleicht hat El Cheffe aus der Hölle sie ja vor'm Geisterjäger gewarnt?!
Nur so nebenbei:
- "Und dieser Mann war ich!" ... herrlich oldschool!!
- Die Gespräche mit den Kids Noah und Lynn .... super sympathisch!!

- Petrie zieht John beim Krähenangriff rettenderweise ins Auto ... irgendwie ne tolle Szene! Cool, wenn dem Geisterjäger wie beiläufig auch mal unter die Arme gegriffen wird!!
Besonders durch die Atmosphäre, den Hauch von "Oldschoolität", den gut beschriebenen Charakteren und der Mischung aus echter und sinclair'scher Geschichte (die bei dem Bündel begann, das John Ellis damals unterm Galgen fand), kann ich nicht anders, als der Story ein
top zu verpassen!!
Es war sehr schön fesselnd und für mich wurde alles ausreichend und zur Zufriedenheit aufgeklärt, selbst die Szene, in der Edith Thompson ihrem Zwangsgrab entstiegen ist, wurde mittels der Einleitungssequenz, Mark Ellis' Erklärung zur Grabauflösung und dem Cover eingebracht :thumbup:
Nur eins vielleicht noch ... so am Rande ... so quasi beim Abgang^^:
Da die Szene vom Anfang bei den Ellenbys später nicht mehr erwähnt wird, sitzen die Conollys dann immer noch bei ihnen und kann man evt. mit einer Weiterführung der Gnom-Geschichte rechnen?
Noch kurz zum Cover:
Ich steh ja generell auf diese "weichgezeichneten" Bilder, von daher kann es allein so schon mal punkten. Dann könnte die Szene zeigen, wie das Grab von John Ellis nach der Auslösung "aufgeschaufelt" wurde und Edith somit entfleuchen konnte (schließlich hörte sie ja auch Spatengeräusche) ... Oder es soll zeigen, wie sie reingestopft wurde. Aber das glaube ich weniger, da dann die Sache mit dem präparierten Sarg nicht ganz hinhauen würde ...
