Larry Brent (neue Fälle) - Band 2: Die DaVinci-Loge
J. J. Preyer - DIE DAVINCI-LOGE
LARRY BRENT Band 2
Blitz-Verlag
Eigentlich kein schlechter Roman, aber als Larry Brent-Geschichte eher eine Katastrophe. Man kann leicht den Eindruck gewinnen, als sei der Text ursprünglich gar nicht als LB geplant gewesen, aber dann umgeschrieben worden.
Dass der Autor sich offenbar über die bloße Lektüre hinaus mit Oscar Wildes Bildnis des Dorian Gray auseinandergesetzt hat (der Roman findet zudem auch gleich mehrfach im Text Erwähnung), findet auch bei der Da Vinci-Loge seinen Widerhall: Es wimmelt nur so von Masken, Spiegelungen und Dopplungen. Da kennt jemand seine Vorbilder. Ob das für einen Roman dieser Ausrichtung nicht vielleicht ein bisschen zu dick aufgetragen ist, lässt sich gerne diskutieren. Etwas übertrieben sind auch die in den Text eingebauten Fakten oder Gerüchte über Da Vinci. Das mutet mitunter dann doch nach einer reinen Bildungshuberei an. Man kann sich gelegentlich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Autor gerade in dieser Hinsicht zu viel will. Und solch offensichtlicher Quark wie die Einbeziehung des Voynich-Manuskripts in die Handlung, indem die Urheberschaft Da Vvinci zugeschustert wird, muss nun wirklich nicht sein. Das ist noch nicht einmal eine vertretbare literarische Spekulation, sondern einfach nur Blödsinn.
Besonders nervig die beiden neu erfundenen Verwandtschaftsverhältnisse. (Achtung: Spoiler!) Den Bruder von David Gallun hätte ich mir vielleicht noch gefallen lassen, aber der von Larry Brent ist mir einfach viel zu dick aufgetragen. Und – uiuiui, was für ein zündend origineller Einfall! – ausgerechnet dieser Schurke entpuppt sich als Sohn von Dr. Satanas. Nö, sorry Kinder, das ist albern. Das wäre überzeugender gegangen, wenn hier der Menschenfeind nicht noch künstlich bemüht worden wäre. Die Anagram-Kiste ist nun nicht mehr wirklich neu oder in irgendeiner Weise originell. Und wenn’s schon die hätte sein müssen, hätte es jeder x-beliebige Dämonenname auch getan.
Fast schon unerträglich sind die Charakterisierungen der PSA-Agenten. LB mit fester Freundin außerhalb der PSA. Warum nicht? könnte man sagen. Wozu? frage ich. Die Figur Larry Brents wird zwar durchaus als Charmeur geschildert, aber diesen Trumpf spielt er nur höchst selten bis zum Ende aus. Das eher dezente Faible für die Kollegin Morna U. hielt die Figuren in einem angenehmen Schwebezustand, in der die Spekulation spannender war, als die Gewissheit. In meinen Augen bringt es der Serie keinen erkennbaren Gewinn, wenn man Larry Brent verbandelt, man hätte es genauso gut also auch lassen können. Noch katastrophaler: Morna als Nörgelkuh, die ständig nur launisch rumzickt. Wer will sowas schon lesen? Ich jedenfalls nicht. In keiner Weise amüsant oder in sonst welcher Form ansprechend.
(Achtung: Noch mehr Spoiler!) Und dann wird zu allem Überfluss auch noch ein Bruder Larry Brents aus dem Hut gezaubert. Und der wird dann auch gleich noch mit Morna verkuppelt. Das reicht. Entschieden, würde ich mal sagen. Ich komme mit Soap-Elementen klar, ich habe schließlich über Jahrzehnte hinweg Marvel-Comics gelesen, aber das ist mir dann doch zu abgedroschen. Auch hier will mir nicht einleuchten, was es der Handlung bringen soll. Ich will gar nicht erst behaupten, dass Jürgen nicht auch auf solchen Unsinn hätte kommen können – aber bei ihm hätte ich das auch schlecht gefunden. Und das eben nicht, weil es ein Bruch mit den Figuren ist, wie sie mal angelegt waren, sondern weil es schlichtweg überflüssig und nicht plot-relevant ist.
Fazit: Der Roman hätte als alleinstehender Grusel-Roman einiges mehr getaugt, denn der Autor kann durchaus ansprechend schreiben. Ein paar geringfügige Änderungen hätten genügt einen soliden Gruseler vorzulegen. Als Serien-Roman habe ich ihn als Zumutung empfunden.