Da ist es also passiert. Matt und Aruula stecken in Robo-Körpern fest. Zum Glück besitzt Matt aus unerklärten Gründen noch Erinnerungen von Vorbesitzer Borm. Auf die kann er jetzt zugreifen und Aruulas Roboter soweit zusammenflicken, dass sie überlebt. Soweit so gut. Doch die beiden haben keinen vernünftigen Ansatzpunkt, Borm zu finden und ihre Körper zurück zu bekommen. Daher laufen sie umher, um das Hochhaus zu finden, wo sie gefangen waren. Vielleicht können die Renegaten ihnen helfen. Diejenigen, die sie festgesetzt haben und fast getötet hätten? Also bitte!
„Das ist zwar ein Plan, klingt jedoch planlos.“ Wie so oft hat Aruula in ihrer schlichten und klaren Denkweise Recht.
Rein zufällig hört dann aber ein Cyber ein Gespräch der beiden mit, bietet sich als Reiseführer an und zeigt ihnen eine Transportmöglichkeit zum Hochhaus. Das ist ja fast zu simpel. In einer klassischen MX-Szene versteht das Sprachmodul des Transporters Matt leider falsch und setzt sie ganz woanders in Binaar ab. Tja. Also zu Fuß zum Hochhaus. Das kostet Zeit und Energiereserven.
Borm und seine Partnerin haben auf ihrer Flucht immerhin ein klares Ziel und einen brauchbaren Plan. Sie wollen über einen der Transfertürme fliehen. Dafür scheitert es bei ihnen am Zusammenhalt. Als sie sich zerstreiten werden sie von der Cyber-Allianz erwischt, die sie für Matt und Aruula halten. Man will mehr über die „geheime Organisation“ der Renegaten erfahren. Was für ein Unsinn, jeder hier kennt die Renegaten. Hier wird schlichtweg ein Detail verändert, damit es in den Plot passt.
Die echten Matt und Aruula sind endlich im Hochhaus eingetroffen. Dort gibt es aber keine Renegaten, die wurden alle von der Allianz vertrieben oder getötet. Stattdessen werden sie von Allianz-Robotern erwartet, welche sie aber überwältigen können. Zurück in Borms Werkstatt lesen sie einen der Cybers aus und wissen jetzt Bescheid. Das nützt ihnen nur nichts. Sie haben kaum noch Energie, die Lage ist aussichtslos.
Bis zu dieser Pattsituation ist der Roman noch in Ordnung. Die Handlung an sich nichts besonderes, konstruiert wie immer. Dass die Renegaten umgeschrieben wurden stört mich am meisten, das wurde im Einstiegsband zu Binaar definitiv komplett anders dargestellt als hier. Aber mit den Helden in Robokörpern hat man eine Chance genutzt, die diese Etappe ihrer Reise bietet. Das weckt im hartgesottenen MX-Leser noch Emotionen.
Im letzten Drittel muss man den Plot leider aus seiner Sackgasse heraus schreiben. Wie man das bei MX leider so macht. Plötzlich hat Matt einen spontanen Geistesblitz, die Energieversorgung des Stadtviertels kurzzuschließen. Und damit die Halle, wo Borm und seine Gefährtin in ihren Körpern gefangen gehalten werden. Moment mal, woher weiß er davon? Die Entführung ist gerade mal wenige Stunden her, der ausgelesene Wachposten im Hochhaus kann davon unmöglich schon wissen, wenn er brav die Stellung gehalten hat. Egal, zum Glück liegen in der Werkstatt noch Sprengminen herum. Am Energieversorger angekommen kommt es sogar besser, Borm ist aus irgendeinem Grund irgendwann schonmal hier gewesen und kennt den Eintrittscode. Matt hat ja die Erinnerungen des Cybers aus unerklärlichen Gründen behalten.
Dann finden sie nicht nur die geraubten Körper, sondern auch den Anführer der Renegaten, der auch hier festgehalten wird. Im Austausch für seine Befreiung erklärt er sich bereit, die Körper in einer komplizierten Operation zurückzutauschen. Borm hat nichts dagegen, da er inzwischen erkannt hat, dass er Scheiße gebaut hat. Aber woher die nötige Energie nehmen, die Aruulas Cyber gleich ausgehen wird, was ihrem Tod gleichkommt? Ein weiteres Problem also, das der Zufall löst. Sie werden erfolglos von einem Cyber aufgehalten, der einen Barren bei sich trägt. Ja, toll. Aber jetzt wurde ja die Energie gekappt, wie will man die Operation durchführen? Ganz zufällig hat Borm eine eigene Notfallenergieversorgung in seiner Werkstatt, weil er der zentralen Versorgung nie vertraut hat.
Ein Glanzstück. Egal wie tief die Helden in der Kacke stecken, notfalls spendieren die Autoren eben gleich eine Hand voll aufeinanderfolgender Zufälle. Hier muss ich es wieder erwähnen, weil es mich einfach ärgert. Wie soll man da bei MX noch mitfiebern, das ist so dermaßen künstlich aufgezogen. Wie ich bereits in meiner letzten Rezi bemerkte, das Phänomen hatte die Serie schon immer, ich konnte mich nur früher durch gute Erzählungen davon ablenken lassen. Die Geisterbahnproblematik.
Und noch zwei Zufälle. Glück, der Renegatenboss gibt ihnen noch ein Codewort mit auf den Weg, mit dem sie sich an einer Stelle melden können. Denn die Renegaten wollen Binaar irgendwie verlassen. Pech, durch den Stromausfall wurde Robo-Smythe aus der Simulation befreit. So schnell ging das.
Genau wie das Robo-Abenteuer der beiden Helden. Ich habe es befürchtet, es war nur für die zweite Hälfte des Zweiteilers. Aber es hat Spaß gemacht, nichtsdestotrotz. Durch das dämliche Finale müsste ich jetzt leider wieder meine gewohnten 6 Punkte geben. Aber im aktuellen Fremdweltzyklus muss ich wohl jedes kleine Highlight genießen.

:baff: :baff: :baff: (7 von 10 Kometen)
PS. Warum kann es kein Frankenstein-Monster aus den verschiedenen Heftserien geben? Mit dem Charme von JS, den tollen Charakteren von PZ und dem konsequent fortgesetzten Plot aus MX?
Und wehe es kommt mir jemand mit dem DK an. :nudelholz: