Ich lese MX schon von Beginn an und muss zugeben, dass ich den aktuellen Zyklus insgesamt ziemlich misslungen finde, wobei der Begriff "Zyklus" ja eigentlich ziemlich hochgegriffen ist. Eigentlich besteht dieser aktuell nämlich lediglich aus Einzelromanen mit einem Hauch rotem Faden. Auch den Trick mit dem Zeitsprung fand ich fragwürdig, welcher aber wohl der Tatsache gedient ist, dass fast alle Altautoren mittlerweile die Serie verlassen haben und den neuen eine neue Spielwiese geboten werden soll. Ist zumindest meine Einschätzung.
Nun aber zum vorliegenden Roman. Sascha Vennemann hat sich als MX-Autor m. E. ziemlich positiv entwickelt. Seine Romane sind flott zu lesen und machen Spaß. Die Schwächen, die der vorliegende aufweist, liegen m. E. am übergeordneten Plott und weniger an Vennemanns Schreibe. Auch wenn ich jetzt wie der Oberstänkerer vor dem Herrn wirken mag, liste ich meine Kritikpunkte mal der Reihe nach auf.
1. Bruder Zufall will es natürlich, dass Matthew und Smythe zum ziemlich exakt gleichen Zeitpunkt in Washington eintreffen.
2. Wenn den schwarzen Philosophen klar ist, wie gut Washington gesichert ist: warum schicken die Smythe dann alleine los?
3. Das Harakiri-Kommando von Honybutt Hardy wirkt auf mich einfach nur vollkommen unglaubwürdig und gezwungen. Zufällig wenn Matthew dort auftaucht, greift sie mit einem maroden Gleiter Takeo an, welcher durch einen vollkommen durchschaubaren Trick angelockt wurde. Warum wurde sowas nicht früher in Angriff genommen, wenns so einfach wäre? Wieso sind Crows Gleiter auf einmal kein Problem, die die Stadt ja sogar in einem Radius von 20 km überwachen? Und warum hat Honeybutt graue Haare? Die dürfte nach dem Zeitsprung ca. Mitte 30 sein.
4. Ganz großes Kino, als Crow und Takeo ihren Gleiter natürlich vollkommen unbewacht zurücklassen...
5. Smythe erinnert sich natürlich sofort an Matthew und umgeht die Blockierung der Philosophen. Zufälle gibts...
6. Das Lager der WCA-Freedom ist natürlich schön groß angelegt und aus der Luft gut zu erkennen. Wäre ich Crow, hätte ich da schon ein paar Gleiter und Takeo zu Besuch vorbeigeschickt.
7. Matts Abhängigkeit von dem Ring wird mal kurz in einem Nebensatz erwähnt und spielt dann keine Rolle mehr. So ähnlich wurde es vor kurzem mit Aruula gemacht, als sie ihre Fähigkeit des Schwertkampfs durch die Verschmelzung mit dem Philosophen verloren hatte. Im nächsten Band wurde das gar nicht erwähnt, im übernächsten in einem Nebensatz.
Mir gefällt die aktuelle Entwicklung der Serie leider überhaupt nicht mehr und denke wehmütig an die "guten alten Zeiten" zurück. Das neue Autorenteam ist insgesamt betrachtet guter Durchschnitt, mit Höhen und Tiefen, welche man vor allem an der Beschreibung der Protagonisten merkt. Schlussendlich dann noch der Zeitsprung, welcher alte Zöpfe abschneidet und den Weg zu unzähligen Reise-Abenteuern öffnet. Ich frage mich in letzter Zeit tatsächlich häufiger, ob ich MX nicht einfach aufgeben soll. 375 Hefte nebst Nebenserien sind eine ganze Menge. Irgendwann ist aber dennoch eine Zeit der Trennung gekommen.
Schulnote: 3-