Band 111: Das Spukschloß von Derek Chess

Angst, dachte Erwin Woetzold, ist das Resultat unbewältigter Kindheitserinnerungen. Ein gesunder Mensch durfte keine Angst haben. Dennoch hatten die Menschen Angst. Anders konnte er sich den Boom okkulter Literatur nicht erklären. Er profitierte davon, denn er schrieb für eine bekannte deutsche Illustrierte eine Artikelserie über okkulte Erscheinungen. Erwin Woetzold war dreiundvierzig Jahre alt, Junggeselle und passionierter Rennfahrer. Vor drei Tagen hatte er sich in der Redaktion abgemeldet, seinen Porsche-Turbo vollgepackt und sich in Richtung Regensburg abgesetzt. Es wurde dunkel. Erwin fragte sich, ob er jetzt schon nach einem Quartier Ausschau halten sollte. Er entschied sich fürs Weiterfahren. Die Gespräche im Gasthaus von Vilshofen hatten ihn mehrere Stunden gekostet; herausgekommen war recht wenig. Die Leute waren verschlossen und schwiegen beharrlich. Sie hatten Angst.
Verfasst von Derek Chess (= Dirk Hess)
Titelbild von Ray Feibush
Erschienen am 05.10.1976
