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Band 66: Die Saat des Parasiten von Roy Palmer
Verfasst: So Dez 01, 2013 12:11 pm
von Olivaro
Charles Hopkins galt als ausgesprochen neugieriger Mann. Er haßte nichts mehr als rätselhafte Vorgänge und verschlossene Menschen, aus deren Mienen man nicht von dem ablesen konnte, was sie gerade dachten. Hopkins stieg über die mit weinrotem Spannteppich bedeckten Stufen der Treppe in die obersten Stockwerke der Pension in Hampstead. Niemand außer ihm schien auf den Beinen zu sein. Es war tiefe Nacht in London. Regen prasselte gegen die Fensterscheiben. Draußen ballten sich schwarze Wolken zu einem heftigen Junigewitter zusammen. Hopkins hatte außer seiner Wißbegierde noch eine zweite große Leidenschaft - seine Redseligkeit. Mr. Ives - der Besitzer der Pension - und desses gesamte Familie sowie das Personal, das sich jeden Tag auf den Feierabend freuen konnte, wenn er seinen Dienst antrat, bescheinigten ihm eine geradezu südländische Geschwätzigkeit.
Verfasst von Roy Palmer (= Holger Friedrichs)
Titelbild von Sebastia Boadà
Erschienen am 25.11.1975
Verfasst: So Okt 19, 2014 6:53 pm
von Estrangain
Roy Palmer macht sich langsam. Mit diesem Band liefert er uns hier ein sehr gutes Einzelabenteuer.
Der Roman beginnt spannend und macht Lust auf´s Weiterlesen.
Palmer erzählt die Story rasant und flüssig. Fast meint man, mitten im Geschehen zu sein.
Die Grundidee des Exposes hätte allerdings eher in die Hunderter-Bände gepasst, mehr will ich hier – ohne zu spoilern- aber auch nicht verraten.
Es gibt auch ein längst fälliges Wiedersehen mit dem Dämonenjäger des Ostens, dem Genossen Kiwibin. Ebenfalls mit von der Partie: Coco Zamis und Don Chapman.
Interessanterweise wurde der Roman im Vorgängerband unter dem Namen Al Fredric angekündigt, dem VHR-Pseudonym des Autors
Fazit: Ein sehr guter Roman. Wie gesagt, Palmer macht sich
Zum Cover: Dämlich, der Träger des Parasiten sieht aus wie Phil Spector. Einzig Coco ist eines tieferen Blickes wert

Verfasst: So Okt 19, 2014 9:08 pm
von Olivaro
Aber an einigen Stellen fragt man sich, ob der Lektor (so es überhaupt einen gab) seinen freien Tag hatte oder die Fähigkeit zum logischen Denken vorloren hat :wall:
Verfasst: So Okt 19, 2014 9:43 pm
von Estrangain
Oh, DAS sollte man sich eigentlich bei der gesamten Serie fragen

Verfasst: So Okt 19, 2014 9:49 pm
von Olivaro
Das natürlich, da gab es manch gruselige Patzer, aber in diesem Roman sind's gleich drei oder vier, über die man nur das edle Haupt schütteln kann. Überbewerten sollte man's natürlich nicht...
Verfasst: Mo Okt 20, 2014 12:24 pm
von Das Gleichgewicht
Original von Estrangain
Oh, DAS sollte man sich eigentlich bei der gesamten Serie fragen

Danke für diese Auskunft. Wenn jetzt noch jemand wüsste, ob die Hörspiele sich an die Romane halten oder überarbeitet wurden...
klingt so als wäre DH auch nur eine sehr gut geschriebene und erzählte Trash- und Schocker-Serie und würde es mit zurückhaltender Logik nicht so genau nehmen. :baff:
Verfasst: Mo Okt 20, 2014 1:37 pm
von Olivaro
Original von Das Gleichgewicht
klingt so als wäre DH auch nur eine sehr gut geschriebene und erzählte Trash- und Schocker-Serie und würde es mit zurückhaltender Logik nicht so genau nehmen. :baff:
Nein, das kann man so nicht sagen. Der DK ist (neben
Macabros) von der inneren Struktur her sicher die logischste und engagierteste Serie, bei der es vom Exposé her kaum Widersprüche gab. Wenn es Fehler gab, dann war das meist den Autoren geschuldet, von denen einer eben mehr (Luif/Davenport), ein anderer weniger (Kneifel/Kelasker) Herzblut einbrachte. Während Autoren wie Luif und Vlcek mit Engagement bei der Serie vertreten waren, war es für manch andere eben nur reiner Broterwerb: Wenn man gerade keinen DK zugewiesen bekam, hat man eben Western, Krimi oder was auch immer geschrieben.
Im konkreten Fall des vorliegenden
Parasiten ist es zum Beispiel eine Szene, in der der Autor den Puppenmann Donald Chapman alleine durch ein Dorf voller Besessener mit scharfen Hunden laufen lässt (was auch prompt zu Schwierigkeiten führt). Oder wenn Besessene Weihwasser und Kreuz scheuen, andererseits aber einfach in eine geweihte Kirche eindringen und sie zerstören können, obwohl diese mit sakralen Elementen geradezu gespickt ist.
Dies sind genau die Dinge, die man als Autor berücksichtigen sollte: Kann man die geschilderten Ereignisse in die Realität übertragen und würden sich die Personen im wirklichen Leben auch so verhalten? Und hier eben "Nein! Dorian Hunter würde Don Chapman niemals alleine einen Kilometer durch das besessene Dorf zum Schloß laufen lassen."
Eben weil der
Dämonenkiller eine so raffiniert und einfallsreich konzipierte Serie war, fallen solche Schludrigkeiten dann besonders auf.
Verfasst: Mo Okt 20, 2014 8:06 pm
von woodstock
Trash ist es auf keinen Fall auch wenn ich erst 15 Hefte gelesen habe
Verfasst: Mo Okt 20, 2014 8:18 pm
von Olivaro
Original von woodstock
Trash ist es auf keinen Fall [...]
:thumbup:
Verfasst: Mo Okt 20, 2014 10:36 pm
von Estrangain
Nein Trash ist es nicht. Es ist sehr gut gemachte Trivila-Literatur die ich seit knapp 30 jahren immer wieder lese. Und weil es Trivia und gleichzeitig für mich auch Kult ist, schaltet sich mein interner Logik-Sensor beim Lesen einfach von selbst aus. Und der gute Ernst Vlcek hat sich bei seinen Exposes auch schon ganz schöne Schnitzer erlaubt. Aber dies hindert nicht das Lesevergnügen...
Verfasst: Mo Okt 20, 2014 11:00 pm
von dark side
@Estrangain
Schön, dass Du wenigstens das Wort
Trivialliteratur benutzt hast .....und nicht das Wort GROSCHENROMANE. Bei dem Wort bekomme ich immer einen dicken Hals

.
Verfasst: Mo Okt 20, 2014 11:01 pm
von Olivaro
Original von dark side
@Estrangain
Schön, dass Du wenigstens das Wort
Trivialliteratur benutzt hast .....und nicht das Wort GROSCHENROMANE. Bei dem Wort bekomme ich immer einen dicken Hals

.
Das ergibt dann schon zwei dicke Hälse...
Verfasst: Mo Okt 20, 2014 11:20 pm
von dark side
Original von Olivaro
Das ergibt dann schon zwei dicke Hälse...

:thumbup: .
Verfasst: Di Okt 21, 2014 11:50 am
von Das Gleichgewicht
Groschenroman ist nunmal auch ein Begriff dafür. Der Ruf ist das, was man daraus macht. MX und PZ sind auch Groschenhefte und da kann nun wirklich niemand über die Qualität der Hefte an sich nörgeln...über andere Sachen schon, aber das führt zu weit.
Trivialliteratur muss aber nichts mit Logikfehlern zu tun haben. Die Gastromane bei JS sind Trivialliteratur. Abgeschlossene Einzelabenteuer, wo das Heldenteam das böse Monster tötet, weil es eben böse ist und rummordet. Trash muss natürlich auch nichts mit mangelnder Logik zu tun haben, für mich spielt das aber schon mit rein. Ich habe einige alte CZ aus der Reihe gelesen und Band 1 von DH. Es ist eindeutig ein "Kind der 70er".
Wengistens gibst du zu, dass sich wegen Kult/Nostalgie dein "Logiksensor" ausschaltet. Ich bezwefile ja nicht, dass es gut geschriebene Geschichten mit düsterer Stimmung sind. Die TSB-Hörspiele sind ja auch hochgelobter Kult...und trotzdem finde ich die Edition 2000 hundertmal besser.
Kurz gesagt, ich bin Kostverächter und kann mit dem Charme der guten alten Heftromane einfach nichts anfangen. Wollte nur wissen, ob die Hörspiele (wie Larry Brent) auch in die Kerbe für die richtigen Fans schlägt oder die Geschichten wie die Edition 2000 aufpoliert.
Da ich mich mit CZ rumgeschlagen habe lese ich vielleicht auch mal 10 Geschichten in DH rein, irgendwann. Dann kann ich mir ein besseres Bild machen. Aber ich bin mir fast sicher, dass ihr dann die Augen verdreht, weil ich die Essenz der Geschichten nicht begreife und an nebensächlichen Dingen herumnörgele.

Verfasst: Di Okt 21, 2014 7:52 pm
von dark side
Verfasst: Di Okt 21, 2014 11:55 pm
von Waldfee
In diesem Beitrag über G-Romane kommt kein einziges G-Wort vor. Versprochen. G-Punkt..
Ich glaube wir alle, die wir uns schon seit Jahren (die älteren seit Jahrzehnten, zähle mich auch dazu) einen vorurteilsfreien Umgang mit dieser Literatur-Form wünschen, ärgern uns über dieses Label. Natürlich ist das Wort "Groschenromane" abwertend gemeint. Denn es bringt die Wertung auf eine einfache Formel "billig = schlecht". "Schundromane" ist da zwar ehrlicher, aber nicht wirklich besser, denn es soll mir das schlechte Gewissen praktisch schon mit den 64 Seiten unterjubeln: Das was Du liest, ist Müll. Und Trivialliteratur ist in meinen Augen nicht weniger abwertend und somit genauso wenig wertfrei. Mit Etiketten scheint es sich besser zu leben und alles was "bloß" unterhaltend ist, ist allemal verdächtig.
Und letztlich ist das in vielen Fällen bloße Augenwischerei: Der Buchmarkt ist prall gefüllt mit Werken, deren Inhalt vom sprachlichen Niveau nicht über einen Heftroman hinausgeht. Nur dass diese Bücher dann eben mit über 800 Seiten Umfang langweilen und dafür dann mindestens € 16,- kosten.
Mir ist ein ambitioniert geschriebener Heftroman da allemal lieber. Und die hier bereits angesprochenen Serien Dämonenkiller und Macabros sind dafür gute Beispiele. Natürlich sind die auch nicht frei von Fehlern, dennoch haben die Autoren hier oft eine erstaunliche Sorgfalt an den Tag gelegt, die mit dieser Publikationsform durchaus nicht selbstverständlich in Verbindung gebracht wird.
Man kann und sollte auch an einen Heftroman durchaus Maßstäbe wie innere Logik oder sprachliches Niveau ansetzen, sollte das aber vielleicht nicht überbewerten. Aber auch wenn ich den Autor eines Heftes mit meinem Kauf vergleichsweise schlechter bezahle als den Verfasser eines Buches: Ich bezahle ihn dennoch und darf daher erwarten, dass zumindest das wofür ich ihn bezahlt habe einigermaßen gelungen daherkommt. Und für mich ist es doch um einiges befriedigender, eine runde Geschiche ohne Plattheiten serviert zu bekommen, als wenn ich mich ständig wundern muss, wie Figuren von A nach B gekommen sind, weil der Autor schlampig gearbeitet hat.
Verfasst: Mi Okt 22, 2014 5:26 am
von dark side
@Waldfee
Klasse Beitrag ...besser hätte man es nicht ausdrücken können :thumbup: . Nur bei dem Wort "G-Punkt" hatte ich so leichtes
Kopfkino 
.
Verfasst: Mi Okt 22, 2014 12:28 pm
von Das Gleichgewicht
Ich kann nichts versprechen, aber ich versuche mich hier zurück zu halten. :buch:
Öm, Heftromane (besser?^^) finde ich schon ziemlich teuer. Ein Überraschungs-Ei kostet auch nicht viel, aber ich finde die Teile trotzdem teuer. Außerdem waren im 18. JH viele dicke Taschenbücher Schundliteratur. Die Zeiten wandeln sich. Ich rede bei Freunden und auf Wochenmärkten weiterhin vom bösen G-Wort.
Aber seit den ebooks gefällt mir der Begriff "Fortsetzungsroman" oder "Romanserie" am besten. Denn wie Waldfee schon schrieb, vom sprachlichen Niveau sind viele aktuelle Serien nichts anderes als in kleine Abschnitte geteilte Bestseller.
Verfasst: Mi Okt 22, 2014 3:56 pm
von dark side
Original von Das Gleichgewicht
Denn wie Waldfee schon schrieb, vom sprachlichen Niveau sind viele aktuelle Serien nichts anderes als in kleine Abschnitte geteilte Bestseller.
Hättest Du jetzt das Wort "aktuell" weggelassen, wäre Ost und West noch enger zusammen gerückt

.
Verfasst: Mi Okt 22, 2014 6:28 pm
von engelbert
Naja, so schlimm finde ich es nun doch nicht mit der Geringschätzung des Groschenromans, wenn es stellvertretend meine tiefste Stelle, meines menschlichen Niveaus aufzeigen sollte, um das Leben aushalten zu können.
