Ein Mann erwacht – und stellt fest, dass er ganz anders aussieht, als er aussehen muss! Er weiß, dass er Ronald Chasen heißt und ein kleiner Mann ist. Nun stellt er einen langen Lulatsch dar. Was ist da geschehen?, fragt er sich. Zusätzlich hat er ganz andere Gedanken in seinem Kopf – und die gehören einem gewissen Dorian Hunter, mit dem er nichts zu tun hat und auch nichts zu tun haben will. Denn was er aus dessen Gedankenwelt erfährt, da fragt er sich, ob er komplett verrückt geworden ist.
Auch Dorian Hunter erinnert sich anfangs überhaupt nicht, warum er plötzlich so ein kleiner Wicht geworden ist, ein berühmter Architekt sein soll, in einem Architekturbüro mit toll aussehender Sekretärin arbeitet – und zu Hause eine dicke, herrische Frau auf ihn wartet, bei der er nichts zu melden hat! Langsam dämmert ihn, dass das Prozedere mit den Oppositions-Dämonen zu tun hat, die eine Möglichkeit ersannen, wie Dorian es schaffen könnte, seinen Erzfeind Olivaro zu töten, der auf einem uneinnehmbaren Atoll in der Südsee hockt. Und Dorians geliebte Coco immer noch in seinen Klauen hat! So nimmt ein dramatisches Geschehen seinen unwägbaren Lauf, wo nichts so stattfindet, wie es geplant war ...
Meine Meinung: Dieser Roman beginnt gleich einmal mit einer ungewöhnlichen Betrachtungsweise, nämlich aus der Sicht des Hauptopfers, das gar nicht verstehen kann und will, warum es im Körper eines anderen Menschen steckt. Dessen Frau beauftragt einen Detektiv, um nachforschen zu lassen, weshalb ihr braves
Simandl sich auf einmal so anders verhält und ihr sogar eine runterhaut! Sie weiß ja nicht, dass sie es mit Dorian Hunter im Körper ihres Mannes zu tun hat. Ein paar tragische, aber auch köstlich geschilderte Episoden, die diesem Roman eine spezielle Würze verleihen. So erfahren wir vom außergewöhnlichen Geschehen in der Villa der Lorrimers, die sich fünf berühmte Architekten einladen und dabei von zwei Detektiven beobachtet werden. Und wir erfahren von den Bemühungen des Dämonenkillerteams, mit der Situation um Dorian Hunter/Ron Chasen richtig umzugehen. Doch wozu dient das ganze Prozedere?
Kurt Luif hat hier keinen schlechten Roman abgeliefert, wenn er sich auch mit der Geist-in-fremden-Körper-Storyline schon auf recht dünnes Eis begab. Doch meines Erachtens hat er diesen Aspekt recht gut abgearbeitet. Es wird nicht alles 100-prozentig zufriedenstellend gelöst, aber wer kann das schon wirklich bewerkstelligen? Ist ja doch alles pure Fiktion. Wie so oft werden auch wieder einige Zufälle bemüht, ohne die es kaum gelänge, den verzwickten Plot einer halbwegs glaubhaften Lösung zuzuführen. Sicher wird es Leser geben, die alles in Grund und Boden verdammen, aber ich bin der Meinung, dass man an so eine Story nicht den gleichen Maßstab anlegen darf wie an einen Krimi, dessen Plot schon einer nachvollziehbaren Logik folgen muss/müsste.
[SPOILER]Was der Autor gut herüberbrachte, ist die Verzweiflung, mit der Dorian Hunter versucht, als gewordener Werwolf
nicht in den allgemeinen Blutrausch zu verfallen. Und wie er dann genau bei der Frau, die er am meisten vor sich schützen möchte, nachgerade in diesen tödlichen Blutrausch verfällt und sie gnadenlos angreift, weil er gegen seine neue, dämonische Natur nicht länger anzukämpfen vermag.[/SPOILER]
Fazit: Ein sehr gut lesbarer Roman, der kaum Längen aufweist, weil man mit allen agierenden Personen mitleiden und mitfiebern kann. Es sollte aber bedacht werden, dass man das Geschehen mehr aus dem Blickwinkel der damaligen Zeit betrachten sollte, als aus unserer heutigen, mit Horror und Grusel beinahe überfrachteten Zeitebene.
Ich vergebe für diesen Roman
4 von 5 Werwölfe.
Das Titelbild zeigt uns eine sehr lasziv daliegende
Coco Zamis. Man(n) versteht auch, weshalb Dorian Hunter ihr so verfallen ist. Leider ist der "Werwolf" im Fensterrahmen nicht optimal getroffen, denn auf mich wirkt er ein wenig affenähnlich. Speziell die Schnauze hat nicht viel mit einem Wolf gemein, auch die Arme ähneln mehr denen eines Schimpansen. Wahrscheinlich ist daran zu erkennen, wie leicht eine wunderschöne, sexy aussehende Frau aus einem Mann einen Affen machen kann ...
Ich vergebe für dieses Titelbild
4 von 5 Werwölfe.