VHR Band 427: Der Dämonenjäger von Rom von Peter Dubina
Der Papst war tot. Als er starb, hatte die größte aller Glocken in der Peterskirche einen dumpf dröhnenden Schlag getan, ohne daß eines Menschen Hand sie berührte - ein böses Omen. Der Papst war tot. Er hatte den Heiligen Stuhl nur dreißig Tage innegehabt, dann hatte sein Herz aufgehört zu schlagen. Die Zeremonienmeister, Notare und Ärzte hatten seinen Heimgang mit ihrer Unterschrift bestätigt. Sein Ring und sein Siegel waren zerbrochen worden. Während der ganzen Nacht hatten es die Glocken aller Kirchen von Rom mit ihren langsamen, rhythmischen, düsteren Schlägen verkündet: Der Papst ist gestorben. Der Jesuitenpater John Ermin, Sekretär der Ritenkongregation, die sich mit Dogmen- und Glaubensfragen befaßte, stieg die breite Freitreppe herunter, die vom Hauptportal des Petersdoms zum Petersplatz hinabführte. John Ermins Gesicht wirkte müde, denn er hatte die halbe Nacht in einer Seitenkapelle der Basilika für die Seele des toten Papstes gebetet.
Verfasst von Peter Dubina
Titelbild von Les Edwards
Erschienen am 21.04.1981
Ein Nachdruck erfolgte als Dämonen-Land Bd. 108