Handlung: Als John abends vom Dienst nach Hause kommt, findet er vor seiner Wohnungstür ein abgelegtes Paket. Darin befindet sich eine Puppe. Am anderen Morgen findet John ein neues Paket mit einer weiteren Puppe darin, vor seiner Wohnungstür. Daraufhin nimmt John eine der beiden Puppen mit zum Yard um sie dort untersuchen zu lassen. Die zweite Puppe lässt er in seiner Wohnung zurück. Während das Labor die Puppe untersucht, machen John und Suko drei Ghoule unschädlich, die auf einem Londoner Friedhof aufgefallen waren. Danach kehren die Geisterjäger, um sich zu reinigen, nach Hause zurück. Noch bevor John zum Duschen kommt, klingelt es an der Tür und ein aufgebrachter Mann greift John an, nachdem er die Puppe erblickte. Kurz darauf trifft noch ein zweiter Mann ein, der Suko dabei hilft den Angreifer von John zu trennen. Es stellt sich heraus, dass beide Männer Familienväter aus dem Ortsteil Sutton sind, deren Kinder entführt wurden. Derek Manson erkannte in der Puppe seinen Sohn. Beiden Vätern wurden zuerst anonym Haare ihrer Kinder zugeschickt und danach Johns Adresse. John und Suko wollen daraufhin noch einmal zum Yard fahren. Unterwegs meldet sich Bill, der ebenfalls eine Puppe erhielt, die wie Johnny aussieht. Damit nicht genug meldet sich kurz darauf Glenda. Die Untersuchung ergab dass die Puppe eine sogenannte Mourning Doll war. Solche Puppen ließen Eltern, in der viktorianischen Zeit, als Erinnerungsstücke an ihre verlorenen Kinder anfertigen. John ist geschockt. Wer ist der Unbekannte, der ein perfides Spiel mit ihnen spielt? Wo ist er zu finden und gibt es noch eine Rettung für die entführten Kinder, zu denen nun wohl auch Johnny gehört?
Meinung: Beim neuen Roman von Oliver Müller musste ich, aufgrund des mir unbekannten ersten Wortes, zunächst einmal eine englisch – deutsche Übersetzung zu Rate ziehen, um den Titel verstehen zu können. Es ging also um eine trauernde Puppe. Der Roman selbst begann sehr gut. Olivers Schilderung des Verhaltens der Schüler war sehr realistisch und kurzweilig gewesen. Außerdem kamen Erinnerung an den Roman „Die teuflischen Puppen“ unweigerlich auf. Dazu gab es einen unbekannten Wahnsinnigen im Hintergrund, der Puppen mit Kinderhaaren herstellte, damit eine Rache an John plante und dafür zum Kindesentführer und möglicherweise auch Mörder wurde. Sowohl das Verhalten des Bösewichts, als auch die Angst der Kinder und der Eltern wurden von Oliver perfekt beschrieben.
Auf der Seite 17 wurde ein Filmtitel an passender Stelle im Text verarbeitet: Der Satz „Keine Nachricht von Sam“ erinnerte mich sogleich an „Ghost – Nachricht von Sam“ mit Patrick Swayze.
Am Aufbau des Romans gefiel mir am besten, dass Johns Gegner erst einmal für lange Zeit unbekannt blieb. Das steigerte zum einen die Spannung und vergrößerte zum einen das Rätsel um das Motiv und den Hintergrund des Falls. Nach und nach gab es Hinweise und es stellte sich heraus, dass der Fall aus Sutton, indem John und Bill damals auf die schwarze Madonna stießen, der ein Splitter von Lilith eingepflanzt wurde, eine große Rolle spielte. Bis dahin musste der gute John erst einmal leiden. Die Päckchen unbekannter Herkunft waren ja noch recht harmlos, spätestens aber als der aufgebrachte Derek Manson vor seiner Wohnungstür stand und den verdutzten John zur Begrüßung gleich angriff, schlug und würgte, war der Spaß aber endgültig vorbei. Oliver hatte alles dass in bester Krimi-Manier und in einer Art und Weise erzählt, die in der Serie leider immer noch viel zu selten vorkommt. So war es für mich ein Roman zum Mitraten und genießen.
Allerdings sollten zum Schluss leider noch unerwartete Unregelmäßigkeiten folgen. Den ersten Vorboten dazu gab es auf Seite 48: Der Satz dass John davon ausging, dass es sich bei den aufgefundenen Kindern vermutlich um Sam Manson und Linda White handeln könnte, war mir nicht aussagekräftig genug. John war den Kindern zwar nie persönlich begegnet, aufgrund der ihm zugeschickten Puppen wusste er aber genau wie die Kinder aussahen. Daher hätte seine diesbezügliche Aussage viel entschiedener und selbstbewusster ausfallen müssen.
Auf den Seiten 50, 59 und 61 hatte sich dann ein sehr ärgerlicher Namensfehler eingeschlichen, der den Schluss des Romans empfindlich störte. Ich wusste nicht was Oliver auf einmal mit Jacob hatte und wer dass sein sollte. Der richtige Name des entführten Jungen war immer noch Sam gewesen und nicht Jacob wie es plötzlich, auf den angegebenen Seiten, mehrmals falsch im Text stand.
Das Finale fand folgerichtig dort statt, wo in Band 2149 „Schule des Grauens“ alles begann. Dazu passte auch die Identität des rachsüchtigen Unbekannten, auch wenn er nicht, der von Suko getötete Henry Whitlock war, wie es John zunächst glaubte. Ausgerechnet Inspektor Dawson, den Suko zum Selbstschutz nicht mitnehmen wollte und ganz besonders Glenda waren am Ende die Retter in der Not. Die Hauptarbeit erledigte Glenda, während der gute Inspektor Dawson ein persönliches Trauma davontrug.
In diesem Fall tauchten drei weitere rätselhafte Statuen auf. Ob es noch weitere davon gab blieb unklar. Auch leuchteten diese Statuen nicht unbedingt in den Farben der Lilith. Das Thema dürfte in der Zukunft noch einmal aktuell werden, besonders weil die Conollys diesbezügliche Recherchen aufnehmen wollten.
Insgesamt betrachtet musste ich dann doch in der Bewertung einen kleinen Abzug vornehmen, der von Oliver selbst, aufgrund der angesprochenen Fehler, quasi erzwungen wurde. Daher bewertete ich den Roman mit voll gut und gab daher 4,5 von 5 Kreuzen. Nach der im Forum üblichen Wertung habe ich mit
Sehr gut abgestimmt.
:thumbup: :buch: