Handlung: John und Suko erhalten Berichte von einer Vampir-Plage in Inverness. Weil ein Flug aufgrund von Aschewolken gerade nicht möglich ist, nehmen John und Suko den Nachtzug nach Inverness. In diesem gehen schon bald seltsame Dinge vor sich. Dazu gehört auch dass John und Suko plötzlich die einzigen Fahrgäste im Zug sind, der außerdem noch durch eine unrealistische Gegend fährt. Die Irrfahrt endet in einer Stadt namens Dawntown, mit einer Kulisse die in manchem Details London ähnelt aber gleichzeitig den Eindruck einer Zeitreise in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts vermittelt. Die Menschen tragen Narben zu Schau, die beweisen sollen, dass sie keine Vampire sind. Plötzlich werden John und Suko von Vampiren angegriffen. An der Seite eines örtlichen Vampirjägers, namens J.A. Horwan, können sie den Angriff abwehren. J.A. Horwan ist eine Gestalt-Wandler, der den Auftrag hatte die Geisterjäger in diese Welt zu locken. Die angeblich Vampir-Plage in Inverness war eine Falschmeldung, die nur als Mittel zum Zweck diente. Der Magier Michael Demson, dass selbsternannte Oberhaupt der Stadt Dawntown, nennt den Geisterjägern den Preis für die Rückkehr in ihre Welt. Nicht weniger als die Vernichtung des Vampirkönigs Ansilos, was bisher noch niemandem gelang. Können die Geisterjäger diesen Auftrag erfüllen und ihrem Auftraggeber vertrauen?
Meinung: Als ich las, dass Alfred Bekker diesen Roman schrieb, war ich gelinde gesagt sehr verärgert gewesen. Für mich persönlich hatte ich eigentlich ausgeschlossen, dass Alfred Bekker jemals wieder mit einem Sinclair - Roman beauftragt werden würde. Nicht weil er ein schlechter Autor war. Von allen neuen Autoren hatte sich Alfred Bekker aber am wenigsten geeignet gezeigt einen Sinclair - Roman zu schreiben. Alfred Bekker und John Sinclair war bislang nur ein großes Missverständnis gewesen. Ich ging davon aus, dass das auch die damals zuständige Sinclair - Redakteurin Britta Künkel so sah. Zumindest entfernte sie Alfred Bekker recht schnell aus dem Autorenteam. Warum der neue Redakteur nun ausgerechnet auf Alfred Bekker erneut zurückgriff, war mir schleierhaft.
Es gab viel bessere Autoren wie Stefan Albertsen und Marc Freund, die ruhig öfter berücksichtigt werden könnten. Auch ein Chris Steinberger hätte weitere Chancen verdient. Aber nicht Alfred Bekker, der noch keinen Roman schrieb, der wirklich zur Serie passte. Das begann schon bei Johns Dienstrang, den Alfred stur ignorierte. Er hatte ja recht, wenn er dieses damit rechtfertigte, dass es bei der englischen Polizei keinen Oberinspektor gab. Er schrieb hier aber keine eigene Serie, sondern war nur Teil einer bestehenden langjährigen Serie. Damit hatte er auch, wie alle anderen Autoren ebenso, dieses zu akzeptieren und den fiktiven Oberinspektor ebenfalls zu übernehmen. Gleiches galt auch für Johns Waffen und ihre richtige Anwendung oder andere feste Regeln der Serie. Hatte die lange Pause bei Alfred Bekker womöglich für Einsicht gesorgt? Würde er sich bei seiner Rückkehr nun endlich Team konform zeigen und erstmals einen einwandfreien Sinclair – Roman abgeliefert haben?
Nach den Befürchtungen, die die bisherigen Sinclair – Romane von Alfred Bekker bei mir unweigerlich erzeugten, nun also zum aktuellen Roman. Das gute und passende Titelbild zum Roman entwarf Alfred Bekker sogar persönlich und verwendete dafür KI – Software. Die Beschreibung des Vampirs Ansilos erinnerte mich an Nosferatu, den klassischen Vampir.
Ansonsten war der Beginn des Romans sehr angenehm zu lesen. Das erste Kapitel mit John und Suko im Zug nach Inverness las sich absolut Serien konform und hatte genau die richtige Menge Humor zu bieten. Vom Stil her bestätigte Alfred, dass er sich auf das Schreiben verstand und ein guter Autor war. In diesem Punkt hatte ich auch nicht das Gegenteil behauptet. Außerdem gefiel mir seine Idee mit der Zugfahrt gut.
Nachdem sich J.A. Horwan als Gestalt-Wandler zu erkennen gab, der alles inszenierte, empfand ich es trotzdem als unglaubwürdig, dass dieser sogar im Yard als falscher Sir James auftrat, ohne dass es jemand merkte. Die Idee mit der fremden Stadt in einer anderen Dimension, erinnerte automatisch an Twilight City, aus der Ableger-Serie „Dark-Land“. Sie war also nicht ganz neu. Obwohl Alfred Bekker ein geübter Autor war, waren Textfehler leider immer wieder im Roman zu finden. Manche Fehler waren so krass, dass es beim Lesen eine Zeitlang dauerte bis man das richtige Wort fand. Auf der Seite 24 wurden, in der rechten Spalte unten, die Namen Demson und Horwan verwechselt. Auf der Seite 62 geschah der gleiche Fehler noch einmal. Ebenso gab es mehrfach Zeitfehler im Text, als Vergangenheit und Gegenwart formell miteinander vermischt wurden. Die Fehlerquote insgesamt war nervig und definitiv viel zu hoch.
Ob Alfred sich nun endlich an Johns Dienstrang gewöhnte und diesen akzeptierte konnte dieser Roman nicht endgültig beantworten. Bei der Vorstellung im Palast des Magiers, fragte Demson kurz ob er John Inspektor oder Oberinspektor nennen sollte. Das konnte aber auch ironisch gemeint sein. Ansonsten machte es sich Alfred leicht und erwähnte Johns Dienstrang einfach nicht. Er nutzte dabei den Vorteil einer fremden Welt.
Den ersten guten Eindruck vom Beginn des Romans konnte Alfred leider nicht lange aufrecht erhalten. Schon das mittlere Drittel des Romans gestaltete sich als sehr zäh. Schuld daran waren einige zulange Dialoge, die zu sehr ausuferten und die Handlung wörtlich genommen tot quatschten. Lediglich der aufkommende Verdacht, das J.A. Horwan womöglich ein Verräter war, hielt die Spannung etwas aufrecht. Bemerkenswert war auch, dass Ansilos die Fähigkeit besaß vernichtete Vampire aus deren Staub wieder neu zu erschaffen. Dadurch wurde der Kampf der Bewohner von Dawntown gegen die Vampire quasi unendlich.
Das die Riemen der Dämonenpeitsche aus der Haut des Dämons Nyrana bestanden hatte Alfred wohl auswendig gelernt. Dieses musste ihn so begeistert und stolz gemacht haben, dass er es bei jeder Benutzung der Dämonenpeitsche ständig wiederholte. Gefühlt mindestens zehn mal im Roman, obwohl eine einmalige Erwähnung vollkommen ausgereicht hätte.
Eine zwangsläufige Bewerbung für weitere Sinclair – Romane war Alfred Bekker, meiner Meinung nach, mit diesem Roman nicht gelungen. Ich wäre nicht böse sondern eher froh wenn es keinen weiteren Sinclair – Roman von Alfred Bekker mehr geben würde, weil dieser Roman definitiv zu den schwächsten Romanen des Jahres 2024 gehörte. Mehr noch, der Roman wirkte über weite Strecken so, als ob Alfred Bekker ihn zwangsweise lustlos herunter schrieb und keineswegs mit dem Herzen dabei war.
In der Gesamtbewertung hielt ich Alfred noch die überraschende Wendung am Schluss zu gute. Deshalb reichte es gerade noch für eine schwache Note 4 = Ausreichend und damit für 2 von 5 Kreuzen. Nach der üblichen Wertung im Forum stimmte ich noch mit
Mittel ab. Es war aber nur hauchdünn am Schlecht vorbei.
:buch: