Handlung: Mitten in der Nacht werden John und Suko von Chiefinspektor Tanner zum National Theatre bestellt. Vor dem Theater liegt eine junge Sprayerin mit eingequetschtem Brustkorb auf dem Asphalt. Augenscheinlich stürzte sie von einem Mauersims, an dessen Wand ein Graffiti nicht vollendet wurde. Ihr Partner steckte dort noch in der Wand. John befreit ihn mit seinem Kreuz, kann aber nur noch seinen Tod feststellen. Bei der Untersuchung der Leiche stellt der Polizeiarzt fest, dass sie absolut blutleer ist. Plötzlich erwacht der Tote noch einmal zu untotem Leben und greift die Polizisten an. John beendet den Angriff mit einer Silberkugel. Zurück im Büro zeigt Tanner John und Suko die Aufnahmen der Überwachungskamera. Die Geisterjäger erkennen darauf ein steinernes dämonisches Wesen, dass aus der Wand kam und die Graffiti-Sprayer tötete. Von Bill Conolly, den John mit Recherchen zum Tatort beauftragte, erhält der Geisterjäger einen wichtigen Hinweis. Vor 20 Jahren wurde auf der Promenade vor dem Theater, der deutsche Musiker Boris Teschen, spezialisiert auf Kinderlieder, von vier Jugendlichen erschlagen, weil er einer bedrängten Frau helfen wollte. John bittet Glenda darum die Namen der vier jugendlichen Täter zu ermitteln, die damals zwar schuldig gesprochen wurden, aber nur geringfügige Strafen erhielten. John erhält von Glenda die gewünschten Daten. Kurz darauf meldet ihm Tanner auch schon den Tod eines der vier Täter von damals. Er wurde geköpft durch eine steinerne Waffe. Können John und Suko das steinerne Wesen noch stoppen, bevor es seine Rache vollendet?
Meinung: Für mich war es etwas überraschend, dass es mit diesem Roman erneut das Serien-Debüt eines neuen Autoren gab. Hieß es doch vor einiger Zeit noch, dass das Autorenteam komplett wäre. Aber durch den Wechsel des zuständigen Redakteurs, hatte sich womöglich eine andere Sichtweise ergeben. Ein wenig schade war es aber, dass bewährte Autoren wie zum Beispiel Chris Steinberger, teilweise schon lange nicht mehr berücksichtigt wurden.
Nun war also der erste Sinclair-Roman von Stephen Kruger, alias Stefan Krüger, der genauso wie ich im Ruhrgebiet lebt, an der Reihe. Stefan ist allerdings zehn Jahre jünger als ich. Seine Vorstellung auf der Leser-Seite gefiel mir schon einmal gut. Wenn er so viele Sinclair-Romane, wie er angab, bereits las, dürften die wichtigen Serien-Kenntnisse bei ihm schon einmal kein Problem sein. Das Schreiben von Romanen an sich ebenfalls nicht, weil er bereits seit 24 Jahren als freiberuflicher Autor tätig war. Also war ich gespannt darauf, ob Stefan auch das sogenannte Sinclair-Feeling treffen würde. Ein Hinweis zum Ersteller des passenden Titelbildes fehlte dieses mal leider. Die entsprechende Seite wies ein Fehldruck auf.
Der Roman begann ansprechend und wurde auch an den vorherigen Fall angebunden. John war erst vor wenigen Stunden aus Südfrankreich zurückgekehrt. Auch Bill trat nun seine geplante dreitägige Reise in die USA an, die im Zweiteiler von Jason Dark bereits angekündigt wurde. Hier arbeitete das Lektorat wirklich vorbildlich.
Stephen entwickelte eine spannende und komplexe Rache-Geschichte, in der das sogenannte Sinclair-Feeling jederzeit erkennbar war. Zugrunde lag eine böse Vorgeschichte, die sich so oder so ähnlich in jeder Großstadt täglich wiederholen könnte.Gerade in der heutigen, immer weniger respektvollen Zeit.
Egal ob er nun freiberuflicher Autor war oder nicht, von Textfehlern konnte sich leider auch Stefan nicht freisprechen. Die auffälligsten oder ungewollt komischsten waren, dass Tanner John ein Tablett und kein Tablet zeigte (Seite 14) und das Rupert Chase anstatt seiner Vampirzähne, seine Vampirzähle in seine Umhängetasche packte (Seite 30).
So wie es im Roman in der Reihenfolge eingeordnet wurde, schien das 1. Kapitel mit den deutschen Touristinnen auf dem Ghostwalk, nicht zur Handlung zu passen. Erst durch die nachfolgenden Kapitel erklärte sich der Sinn. Witzig fand ich dabei auch den Namen des Pubs in Whitechapel. Silver Cross – also Silberkreuz, wenn dass mal nicht passend war.

Das spannende Finale spielte im Tower of London, während der berühmten und gut geschilderten Schlüsselzeremonie. Die Schuldigen am Überfall auf Boris Teschen schienen nach Glendas Recherchen und aufgrund der damaligen Gerichtsverhandlung festzustehen. Trotzdem gelang Stephen an dieser Stelle noch eine faustdicke Überraschung und damit eine unerwartete Wendung.
Unverständlich war für mich aber warum der Autor John sein Kreuz im Tower auf die Steinkreatur werfen ließ, anstatt es zu aktivieren, was sehr viel effektiver gewesen wäre. Ich hatte das Gefühl, dass an dieser Stelle noch zwanghaft ein paar Zeilen geschunden werden mussten. So versuchte John das Monster erst tot zu reden, was ihm aber nicht gelang. Bis er, nach Sukos Eingreifen, auf Umwegen sein Kreuz doch noch aktivieren durfte.
Abgesehen von der etwas unglücklichen Handlung am Schluss und den Textfehlern, die sich über den ganzen Roman verteilten und im normalen Rahmen blieben, aber trotzdem verbesserungswürdig waren, war es insgesamt ein starkes und richtig gutes Debüt von Stephen Kruger. Sicherlich gehörte der Roman zu den besten Premieren eines neuen Autors bisher. Dementsprechend gab ich auch für diesen Roman die Note 2 = Gut und damit 4 von 5 Kreuzen an Stephen (Stefan). Nach der im Forum üblichen Wertung stimmte ich mit
Sehr gut ab.
:thumbup: :buch: