Einst rettete Wikka die böse Hexe Jessica Wallingham vor dem Scheiterhaufen. Das zumindest war der Deal, aber Asmodis schummelt ein wenig und kümmert sich lediglich um die Seele der Hexe, nachdem sie verbrannt ist.
In der Gegenwart träumt Linda Escot von diesen Ereignissen und erwacht in einem Londoner Park, ohne zu wissen, wie sie hierher gekommen ist. Mhh, ist sie eine Reinkarnation von Jessica und muss jetzt bald ihre Schuld bei der Hölle einlösen? Es scheint so, denn als sie einen kleinen Flashback bei einer Gruppe Jugendlicher hat, grillt sie einen davon mit Blitzen aus ihren Händen. Über die obligatorische Zeugin wird John Sinclair eingeschaltet. Das geht mir in dem Fall zu schnell. Nur weil irgendwelche - vielleicht betrunkenen - Teenager am Telefon eine verrückte Geschichte um eine blitzeschleudernde Frau erzählen, ruft man den Geisterjäger hinzu. Die Rettungskräfte hätten wenigstens vor Ort überprüfen können, dass der Mann wirklich durch einen Blitzeinschlag kritisch verletzt wurde und dann John benachrichtigen. Sonst käme er ja nie zur Ruhe.
John befragt im Park die Zeugin und erhält vage Hinweise, um die sich die normalen Behörden sicher besser kümmern können.
[COLOR=bbcf83]Ich brauchte mir nichts vorzumachen, ich stand mit leeren Händen da.[/COLOR] Also das übliche Abwarten, bis die Gegenseite wieder aktiv wird. Er hätte wenigstens einen kurzen Kreuztest an dem Verletzten machen können, nur aus Routine.
Nun ist Linda Escot kein Klischeebösewicht, der von allein schlimme Dinge tut. Die muss Oliver Müller schon provozieren und ihr wortwörtlich in den Weg legen. Wie eine Baustelle, wo sie mit einem Bauarbeiter aneinander gerät und ihre Kräfte wieder aktiv werden. John läuft einfach auf gut Glück die Gegend ab, obwohl die normale Fahndung mit Überwachungskameras und Polizeiwagen sicher erfolgsversprechender ist. Durch den Heftromanzufall ist er aber gerade in der Nähe von der Baustelle, als Linda ein zweites Mal austickt. Um sie aufzuhalten, schießt er auf sie. Ich hätte nicht erwartet, dass man ihr so früh im Heft habhaft wird. Und nach seinem Verhalten zu urteilen weiß oder ahnt John, dass Linda nicht böse ist. Ok, sein Kreuz reagiert nur minimal statt richtig heiß zu werden. Aber es könnte genau so gut sein, dass er es hier mit einer bewusst mordenden Höllenhexe zu tun hat.
Bei der Befragung im Krankenhaus fragt Linda nach ihrer Handtasche, weil sie telefonieren möchte. John bringt sie ihr und dabei ragt auffällig ein Flyer heraus. Von einem Foltermuseum. Toller Zufall, um John zur nächsten Station der Handlung zu bringen. Oder auch nicht, denn erstmal geht es zu Jane. Das alte Horror-Archiv von Lady Sarah ist für mich ehrlich gesagt obsolet geworden und als Recherchequelle wenig sinnig. Zumal Jane doch schon seit gefühlt 10 Jahren dabei ist, das alles mal zu digitalisieren, damit die Stichwortsuche einfacher wird. Sollte sie damit nicht langsam fertig sein? Natürlich hat man direkt das passende Buch zur Hand und findet den Name Jessica Wallingham, den Linda bei der Befragung kurz erwähnt hatte. Oliver Müller macht es sich sehr einfach. Aber diese Suche im Horror-Archiv hat wenigstens Sinclair-Flair, dagegen kann ich jetzt nichts sagen.
Nun aber zum Museum. Das schließt in einer Stunde. Eigentlich kein Problem, mit seinem Ausweis könnte John mit Jane sicher auch länger herumschnüffeln. Aber das passt wohl irgendwie nicht in den Plan des Autors. Sie treffen noch auf die Direktorin des Museums Nancy Lester, die bei dem Name Jessica Wallingham aufhorcht. Deren Asche befindet sich hier in einer Vitrine. Interessant.
Zufällig muss John sich dann entfernen, weil Suko anruft, der in der Zwischenzeit auf Linda Escot aufpasst. Das passt der Direktorin ganz gut, um Jane zu überrumpeln und ihr etwas von der Hexenasche ins Gesicht zu blasen. Hoffentlich hat die Aktion auch irgendeinen guten Sinn und Effekt, denn die Helden wissen jetzt natürlich, dass sie auf der Gegenseite steht. Offenbar sollte Jane von der Hexenasche besessen werden. Aber ihre Hexenkräfte haben das abgewehrt, Pech für die gute Nancy. Also ist Linda doch keine Wiedergeburt der bösen Hexe, sondern wurde nur um Museum durch die Asche infiziert. Klingt gut. Das heißt also, wenn man Nancy nicht auf die Schliche gekommen wäre, würden jetzt duzende Jessica Wallingham-Bewusstseine in London herumlaufen, oder was? Nancy haut ab und stellt im Museum den Strom ab. Kein Problem, eine Bleistiftlampe gehört zu Johns „Grundausrüstung“. Doch
[COLOR=bbcf83]“Ich habe sie im Büro aus der Tasche genommen, weil ich die Batterie wechseln wollte. Dann kam der Anruf, und ich bin sofort los. Sie liegt auf meinem Schreibtisch.“ „Na toll. Ausgerechnet heute.“[/COLOR] Tja. Nancy Lester überrascht sie und knüppelt sie nieder.
[COLOR=bbcf83]Sollte sie ihm den Rest geben? Nein, dazu war später immer noch genug Zeit.[/COLOR] Wie immer sorgt man so dafür, dass der Serienheld überlebt.
Das sieht schlecht für John und Jane aus. Deshalb kann sich Linda ganz praktisch auf einmal an ihren Museumsbesuch erinnern. Suko weiß nun, dass die Direktorin böses im Sinne hat und fährt dorthin, um seine Freunde zu unterstützen. Zum Glück gibt es im Museum kein gutes Sicherheitssystem, denn er kann einfach durch ein zertrümmertes Fenster einsteigen. In Hörweite von Johns Rufen, da hat er auch gleich eine Richtung.
John ist an eine Streckbank gefesselt, Jane an einen Scheiterhaufen. Und den zündet Nancy an, als sie erfährt, dass Jane eine Verräterin ist. Zum Glück befreit Suko den Geisterjäger und sie können wie gewohnt knapp eingreifen. Wirkliche Hexenkräfte scheint die Museumsdirektorin nicht zu besitzen, denn statt sich zu stellen, rennt sie wieder davon. Suko eilt hinterher und John rettet Jane. Nancy Lester wird dann problemlos mit der Dämonenpeitsche erledigt. Die größere Herausforderung ist es da, das Gebäude bei dem ganzen Rauch schnell zu verlassen.
Einige Seiten sind jetzt noch übrig. Deshalb entdeckt John zufällig die Statue einer Schwarzen Madonna.
[COLOR=bbcf83]Wie passte das jetzt zusammen? Gehörte es überhaupt zusammen?[/COLOR] Und warum beschäftigen ihn solche Gedanken, wenn jetzt jede Sekunde zählt, damit er sich keine Rauchvergiftung einfängt oder hier verbrennt? Eigentlich ist der Fall abgeschlossen und jetzt sowas. John nimmt die Statue mit und schafft es natürlich in allerletzter Sekunde nach draußen, bevor er ohnmächtig zusammenbricht. Diese Statue reagiert nicht auf das Kreuz oder die Dämonenpeitsche. Das ist alles sehr seltsam.
[COLOR=bbcf83]“Ich werde herausfinden, was es mit den Statuen auf sich hat, Suko. Das verspreche ich dir.“[/COLOR]
Ja, in 2 Jahren dann wieder. Wenn der nächste Roman von Oliver Müller bei JS erscheint. Ehrlich gesagt habe ich mit einer Verbindung zu seiner Schule des Grauens nicht mehr gerechnet. Und ich finde sie nicht unbedingt gut. Sowas auf den letzten paar Seiten noch einzubauen. Nein, dann hätte der Autor es lieber direkt mit der Romanhandlung verknüpfen sollen. Das hätte definitiv Bonuspunkte gegeben, denn ich warte jetzt schon anderthalb Jahre darauf, dass es mit den „Seelensplittern der Lilith“ (oder worum auch immer es sich handelt) weiter geht. Und dann wird das so knapp abgehandelt. Ich hoffe wirklich, dass Oliver Müller das überhaupt noch thematisieren darf. In der Zwischenzeit hat sich ja Kollege Hilleberg die dunkle Urmutter geschnappt.
Und ist mit Linda Escot? Die kann sich an die Ereignisse erinnern, schön. Aber ich habe nicht gelesen, dass sie von der dunklen Magie befreit wurde. So ein Epilog wäre mir viel wichtiger gewesen als die Schwarze Madonna. Wehe im nächsten Heft geht es damit weiter, weil John zu doof war, Linda jetzt direkt zu „exorzieren“. Wie immer gilt dabei, auch wenn das Kreuz nicht wirkt, das Sinclairteam hat genug passende Verbündete. Dieses Mal wäre die Anlaufstelle dann nicht Myxin, sondern eher die Weiße Macht.
Am Ende des Romans gibt es die größten Kritikpunkte. Bis dahin hat Oliver Müller ein Oldschool-Sinclairgrusel-Abenteuer geschrieben. Mit den bekannten Heftromandingen, vor allem perfekt passende Zufälle. Aber dieser Sinclair-Flair. Wunderbar. Bis zum Finale habe ich mir schon so gedacht, jetzt wo Rafael Marques für mich etwas schwächelt, könnte Oliver Müller ihn vielleicht sogar überholen. Falls er denn seinen Lilith-Plot genau so gut fortsetzt.
Tja, dann kam der kleine Dämpfer. Er hätte die Madonna weglassen sollen. Das hätte man auch im nächsten Heft als Verbindung zu dieser Geschichte bringen können. Dass bei einer späteren ausführlichen Durchsuchung des Museums die Statue entdeckt wird. Es wäre ein guter Einstieg. Und dafür hier im Epilog lieber Linda Escot exorzieren.
Trotzdem. Wie gewohnt insgesamt eine unterhaltsame Geschichte mit nachvollziehbarer Story und schönem Grusel. Ob nun PZ oder JS. Oliver Müller kann es einfach. Man muss nicht super modern und actiongeladen schreiben, so geht es doch auch. Und dann ohne zu schlimme Klischees oder Logiklöcher, die bei den meisten Oldschool-Autorenkollegen dazu gehören.
Was überlege ich überhaupt? Es gibt wie üblich die

:baff: :baff: :baff: (7,5 von 10 Kreuzen) und ein SEHR GUT.