Es begann interessant, mit dem Denken des "Wesens" …. wobei es an manchen Stellen etwas holprig zu lesen war, da es kaum bis keine Synonyme für ebendieses "Wesen" gab. Erst mit dem Namen "Nana" kam etwas Abwechslung in die Bezeichnung.
Dann scheint Papa Frank Becker auch nicht grad die hellste Kerze auf der Torte zu sein, denn als seine Tochter Angelina-Sophie das Ei am Ufer findet, taucht kurz drauf ein riesiger Drache auf. Er lässt seine Tochter mit dem Ei abhauen, anstatt das es zurückgelegt wird … und wäre Mama Drache auf Krawall gebürstet gewesen, hätte sie auch flux der Tochter folgen und sie einfach schnappen können. So haut Frank Becker dem riesigen Tier, dem er gerade eben noch wie erstarrt gegenüber stand, aber noch ne Flasche Wasser aufs Auge …. und macht sich anschließend selbst vom Acker. Der weiß gar nicht, wie viel Glück er und seine Familie gehabt haben! Wenigstens haben sie das Ei dann den Behörden übergeben.
Das Bürogespräch bei Scotland Yard war dafür sehr schön authentisch, inklusive Johns obligatorischem Blick in Glendas Dekolleté
Nanas Steinmagie fand ich ebenfalls völlig ok. Zwar hätte jeder nach so einem präparierten Stein greifen können, aber mit Geduld gelangten zwei davon an die gewünschten Personen.
Die nächste Szene, als John à la John Hammond Geburtshelfer spielen will … oh je … Also, bei Hammond konnte ichs ja noch nachvollziehen, ihm gehörte der Park und er hatte ja vorher wohl gesagt, dass er bei jeder Geburt zugegen sein will. Aber John? Wieso sollte ein völlig Unbekannter da plötzlich in einem Labor Hand anlegen dürfen??
Und wieso sollte das Tierchen nicht im Bodensee ausgesetzt werden? Was sollte der Kleine denn dort für ein ökologisches Chaos auslösen, das bisher durch seine wesentlich größere Mutter noch nicht verursacht wurde? Da hätte für mich eher der Grund gezogen, dass man über diese Spezies nix weiß und auch nicht sicher ist, wie groß es wird, ob es gefährlich ist, usw., aber nicht die Ökologie des Gewässers. Durch die Sichtung Mamis, die ja nu de facto ebenfalls dort haust, war der Punkt ja schon mal abgehakt.
Etwas seltsam fand ich ja, dass John das Tierchen so einfach mitnehmen konnte und es augenscheinlich keine Konsequenzen hatte. Wenn das so eine Sensation ist und niemand diese Spezies kennt, dürfte das aber ein gehöriges Nachspiel haben, das Wasserdrachenbaby einfach so zu entwenden … und wenn es nur ein Satz im Nachhinein gewesen wäre, wie das eben geregelt wurde.
Und was denkt sich John eigentlich, was er für Bodi tun kann? Er selbst kennt dieses Wesen und seine Gewohnheiten, seine Bedürfnisse, etc. nicht, er hätte wenigstens einen Hauch von Unsicherheit zeigen müssen.
Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass John ihn einfach mitnehmen würde, selbst wenn er um dessen Wohl besorgt ist. Vielmehr sehe ich ihn eher darum bemüht, mit seinen und vor allem Harrys Mitteln und Befugnissen dafür zu sorgen, dass ein geeignetes Umfeld für ihn geschaffen und er dann "nur" beobachtet wird, wie er sich entwickelt und vor allem, zu was überhaupt … und sich dieses Vorhaben dann vom Labor bestätigen lässt oder sowas in der Art.
Aber mal zur Örtlichkeit selbst.
Der Bodensee kann für mich auch als Gruselroman funktionieren … wenn denn eine gruselige Geschichte drumherum erzählt wird.
Diese Story hier wirkte wie eine schöne Fan-Geschichte, bei der ein Lieblingsthema mit dem Lieblings-Chara der Lieblingsserie verwoben wurde. Würde ich einen JS-Roman schreiben, kämen vermutlich neben John die Conollys drin vor, was den meisten auch ein Augenrollen entlocken würde

Okay, Suko wäre wahrscheinlich auch noch dabei, weil ich das Gespann John-Bill-Suko cool finde.
Aber kann man das verurteilen, wenn ein Fan die Chance kriegt, einen JS-Roman zu schreiben? Finde ich nicht. Da will man ja dann möglichst viel reinbringen, was einem auch selbst gefällt, denn man weiß ja nie, ob man nochmal zum Zuge kommt … auch wenn laut Autorenportrait schon mehrere Romane von irgendwann auf Halde liegen
Außerdem ist Sinclair hin und wieder auch schon mal ins Fantasy-Genre abgedriftet … Grusel kann so gesehen überall vorkommen. Wichtig ist, wie es storymäßig verpackt wird und ob genug Grusel für einen JS-Gruselroman enthalten ist … oder eben nicht.
Auch in dieser Story gab es für mich gruselige Szenen, wohl auch, weil sie echt gut beschrieben wurden … und zwar ganz besonders die Unterwasser-Szenen …. in schwarzer Tiefe.
Aysel in der Höhle, das "blinde" Rausschwimmen beim Fluchtversuch, besonders durch den Tunnel, von dem sie ja nicht wusste, wie lang er ist, wie tief die Höhle liegt, etc. … Nanas eigenes Sterben/Drachenvereinigung … generell die Wasser- und Tauchszenen von John zur Höhle und auch, um Harry zu retten … Leons grausames Ertrinken, als er Pia retten will …
Luftknappheit, reflexartig den Mund öffnen zu müssen, weil nix mehr geht … allein die Vorstellung an solche Dinge sorgt bei mir schon für fiese Beklemmungen. Und diese Szenen fand ich hier sehr gut beschrieben!
Den Schreibstil fand ich ebenfalls völlig okay. Bis auf die am Anfang erwähnte Synonym-Sache konnte ich den Roman einem Rutsch weglesen. Und selbst mit einigen Dingen, die sich eben etwas fremd lasen, wie Johns "neue" Charakterzüge in Bezug auf seine Fürsorge gegenüber einer unbekannten Spezies, fand ich die Story an sich echt lesenswert.
Die Szene mit der sterbenden Nana, als John sie noch hält, war für mich wiederum total "John".
Und da er die kleinen Drachen samt Freund Bodi ja in Aibon weiß, dürfte er sich auch ziemlich sicher sein, sie nochmal wiederzusehen. Und wenn es nur mal am Rande ein bisschen Erwähnung findet, sobald ein Roman in Aibon spielt. Fände ich zumindest echt nett.
Dass Ryan "ausgerechnet" jetzt auftauchte und nicht schon früher … meine Güte, wo soll der denn noch überall seine Ohren und Augen haben? Der hatte ja wohl genug zu tun in letzter Zeit. Und immerhin ist das Muttertier vor über 4000 Jahren durch diesen Dimensionsriss verschwunden … wenn der Rote Ryan nicht ebenfalls über 4000 Jahre alt ist

, dann wusste er da ja nicht unbedingt sofort was von. Möglicherweise durch Überlieferungen oder sowas in der Art. Vielleicht sogar erst, nachdem die Seele der Drachenjungfrau ins Schattenreich eingegangen ist … oder eingehen wollte. Wahrscheinlich hat genau diese Sache Ryan auf den Plan gerufen. Eine aibonische Seele, die "nach Hause" wollte … und damit auch die Wasserdrachenbabys wieder in ihre Heimat geholt wurden.
Das alles fand ich schon plausibel und es reichte mir auch an Erklärung. Würde es das nicht, müsste ich jede Aktion von jedem Dämon (oder anderem Gegner) hinterfragen und vor allem auch, wieso es da nicht schon früher Lösungen gegeben hat.
Manche Dinge passieren eben einfach, ohne dass es gleich so bekannt ist, um sofort einschreiten zu können. Ist eben so ein Gefühl und hier war es gefühlsmäßig halt okay für mich
Was (für MICH) dagegen gar nicht ging, war "Bodi". Nicht das Tierchen an sich, das war schon niedlich. Es klingt mir vom Namen her einfach zu sehr nach der Namensgebung eines Kindes, anstatt der von Presseleuten oder sogar von Wissenschaftlern.
"Bodsy" oder so wäre mir da noch angenehmer gewesen … denn allein vom Hören her erinnert es mehr an Bodensee, als Bodi. Für einen Gruselroman, bzw. für
mich und einen Gruselroman und rein vom Feeling her definitiv etwas zu seicht.
Dann habe ich noch ein anderes Problem gehabt: das schöne Feeling vom echt guten Anfang wurde durch Johns ooc-Auftritt im Labor quasi mit ein paar Sätzen weggewischt.
Seine Handlungsweise dort entsprach so gar nicht seinen üblichen Charakterzügen, die er bisher über 40 Jahre lang inne hatte. Sie ist definitiv neu und ich bin mir nicht sicher, ob ich sie an ihm mag … auch wenn sie durchaus möglich wäre, was ich gar nicht abstreiten will. Auch in so mancher Beziehung kann man nach etlichen Jahren noch "neue Seiten" am Partner entdecken^^
Aber auch bei einem John Sinclair? So plötzlich? Bodi war ja nicht das erste niedliche Tierchen …
Allerdings war er ja noch kein Drachengeburtshelfer und somit weiß man nicht, ob er bei so einem Anblick nicht doch ganz plötzlich ooc reagieren kann …
Irgendwie lässt diese Handlungsweise aber ziemlich stark an seinem Verantwortungsbewusstsein (gerade als Polizist) zweifeln, das er bisher irgendwie immer - oder fast immer - vernünftig ausbalanciert eingesetzt hat.
Zumal die Leute im Labor dem Drachenbaby vorsätzlich ja nichts tun wollten. Hätte es offensichtliche Gefahr für Leib und Leben des Kleinen gegeben, sezieren oder sowas, hätte ich Johns unüberlegten "Diebstahl" ja noch ansatzweise verstehen können. So aber … leider nicht.
Man könnte jetzt noch argumentieren, dass John in einem Alter ist, in dem man(n) sich vielleicht in stillen Momenten auch mal mehr nach einer Fürsorgepflicht sehnt, obwohl klar ist, dass das in dem Maße, gerade bei ihm, nicht wirklich denkbar ist (was er ja auch selbst weiß, sonst hätte er sicher längst Glenda geheiratet^^). So wäre es ja eventuell möglich, dass er sich hin und wieder eben andere "Dinge" sucht, um das auszuleben.
Aber bisher hat John sich ja nicht mal ein Haustier zugelegt, daher schätze ich, er hat diesen möglichen Drang ziemlich gut unter Kontrolle. Aus diesem Grunde wirkt sein "Knuddeln" mit Bodi hier etwas aufgesetzt, nicht seinem Charakter entsprechend … was die Story bei mir dann zwar leider das typische Sinclair-Feeling kostete, aber trotzdem nicht den Lesespaß an sich.
Ach ja … wenn Bodi nicht abgehauen wäre, dann läge es doch im Rahmen des Möglichen, dass John nachher noch zum ersten Drachenmeermann mutiert wäre … so nah, wie die sich schon waren.
Wäre Nana zufällig anwesend gewesen und hätte diese externe Götterzwiesprache-Sache probiert … man weiß ja nie … gerade auch in der Situation, als John Harry retten will, die Luft knapp wird und der wiederum größer gewordene Bodi ihnen abermals so nahe kommt, um sie zu retten …
Für erklärende Storys hab ich aber immer ein offenes Ohr und auch bei der Umsetzung ist mein Kompromiss-Spielraum sehr viel größer. Dabei ist mir dann z.B. auch egal, wie weit diese in der Zeit zurückreichen

Es mag unglaubwürdig anmuten, dass sich Geschichten und deren Wahrheitsgehalt über 4000 Jahre (er)halten, aber vielleicht gab‘s ja auch dafür irgendwann mal Steintafeln oder andere, evt. auch unvollständige Wandbemalungen, die von gewissen Ereignissen erzählen.
Nanas Geschichte an sich war schon irgendwie traurig. Nicht nur, dass ihr eigener Vater sie aus "Prestigegründen" geopfert hat, sondern auch die Umgangsart an sich damals. Klar, als Kerl ist er das Oberhaupt der Familie, dazu noch Chef vom Pfahlbaudorf. Aber hätte Thure normal nicht auf seine eigene Mutter, allein aus Respekt vor dem Alter und ihrer Weisheit - zumal es sich anhörte, als besäße sie ebenfalls die Gabe der Götterzwiesprache - hören müssen, anstatt seinen männlichen Willen aus gekränkter Ehre, aus Trotz, aus Rechthaberei, aus was auch immer durchzusetzen?
Die Geschichte, die "Kurzversion" vom Kripo-Beamten Christoph Eppenmeier war ja eher wage gestrickt und endete damit, dass man das ertränkte Mädchen manchmal nachts über den See schweben sehen könnte. Da war von einem Drachen gar keine Rede. Vielleicht ist der Rest der Überlieferung ja auch wegen der langen Zeit verloren gegangen, weil es den Menschen irgendwann zu unglaublich vorkam?!
Die tatsächliche Geschichte bekamen jedenfalls nur wir als Leser präsentiert, um zu verstehen … u.a. auch, was John genau bei der Höhlenmalerei entdeckte.
So hab ich das jedenfalls verstanden, weil nach der "Rückblende" nochmal explizit erwähnt wurde, dass sie eine "wage Geschichte von einem ertränkten Mädchen" zuzüglich der aktuellen Fakten hatten. Mehr nicht.

Und genau deshalb passte es nicht nur, es ging für mich auch erklärtechnisch voll in Ordnung! :thumbup:
Wenn ich das richtig verstanden habe, war mit Erneuerung somit schlichtweg Nachwuchs gemeint. Und deshalb wollte Nana "einfach nur" eine Nachfolgerin.
Durch ihre eher zufällige Vereinigung mit dem Drachen aus einer Notlage heraus, wurde sie zur einzigen Drachenjungfrau. Angenommen, Drachen leben auch nicht ewig und Nanas extrem lange Lebenszeit rührt von der drachigen Verschmelzung her, dann könnte es ja sein, dass bei Drachen mit 4000+ Jahren auch mal Schluss ist. Ergo spürt auch sie, dass es langsam zu Ende geht …. und sie will mindestens eine, im günstigsten Falle drei Nachfolgerinnen erschaffen. Ob das klappt, steht auf einem anderen Blatt, denn ihre Situation damals war ja eine ganz andere. Wenn das auserwählte Mädchen keine Zwiesprache mit Göttern halten kann, da sie nicht die Gabe besitzt, reicht es ja vielleicht auch nicht, wenn Nana das extern erledigt.
Vielleicht hat das damals nur geklappt, weil sie selbst an der Schwelle des Todes stand, sich vorher um das Drachenjunge gekümmert und sein Leben gerettet, quasi schon eine Verbindung aufgebaut hat, sowie sie (laut Oma Akka) ja die Gabe besaß, mit Göttern zu reden.
Sie hat das alles
selbst gemacht … was bei den entführten Mädchen erzwungen werden müsste … und ein Erfolg nicht garantiert werden könnte …
Vielleicht kriegt man ja irgendwann später mal im nächsten Harry/Dagmar Roman einen Nebensatz als Info, ob Pia wieder aus dem künstlichen Koma erwacht und genesen ist oder ob das alles ein unschönes Ende genommen hat. Mal sehen
Wie dem auch sei, als Gesamtpaket war das für mich ein lesenswerter,
guter Roman, auch vom Schreibstil her, an dem ich jetzt nichts groß zu beanstanden hab. Er war angenehm, alles war verständlich (zumindest bilde ich mir ein, alles verstanden zu haben^^), der Titel hat gepasst und dazu auch schon was dunkles, wassermäßig Unheimliches suggeriert … und es hat so ganz nebenbei auch schlichtweg Spaß gemacht, diese Story zu lesen

:thumbup:
Außerdem konnte man auch mehrmals herauslesen, dass sich die Autorin in der Serie auskennt, was aber nie mutwillig eingebracht klang, sondern gut mit der Geschichte verwoben wurde
Das
Cover fand ich passend und ganz gut gelungen, auch wenn man vielleicht noch das Mädel am Tier hätte andeuten können. Selbst der eher "eingefügt" wirkende Typ im Vordergrund konnte den Blick nicht schmälern, weil meine Augen immer auf dem Drachen klebten (John kanns ja nicht sein, denn der hätte nen nackten Oberkörper haben müssen, als er auf die Mensch-Drachen-Kreatur traf

) :thumbup:
Das
Autorenportrait las sich nett und sympathisch. Die Geschichte, wie es zum Roman kam, fand ich interessant und irgendwie würde mich schon interessieren, welche Romane da themenmäßig noch existieren

Die Sache mit der unmöglichen Musik oder den verrückten Hobbies kam mir seeeehr bekannt vor … wegen Kinder im gleichen Alter^^

Aber ich schätze, ich muss da nochmal den ein oder anderen Mittelteil in diversen Romanen lesen … die rauskamen, als ich mich noch nicht in ausführlicher Weise der LKS gewidmet habe, die ich aber genauso erwähnenswert finde. Gelesen habe ich sie immer, doch ich schätze, ich muss die Kurzgeschichten mal wieder auffrischen … zumal die von Marlene Klein in meiner "Krisenphase" erschienen sind und sie deswegen möglicherweise nicht so ganz hängengeblieben sind. Aber das lag ja an mir :wall:
