DER TORNISTER
Wenn Lenny Baxter seine beiden Schulkameraden in der
Matheklausur hätte abschreiben lassen, wäre vielleicht alles anderes gekommen. So aber bleibt sein Tornister auf dem Schulhof der Sutton International School liegen und Lenny entkommt nur knapp einer Entführung. Soweit so gut und so interessant beginnt diese bemerkenswerte Geschichte.
IM YARD
Was aber hat John mit der Sutton School und dem Tornister zu tun? Offen gestanden, hier hätte ich mir zu Beginn einen etwas anderen Lauf der Dinge gewünscht, als einen Bericht und Johns Bauchgefühl.
Entweder hätte eine Jagd auf Lenny Baxter beginnen können, weil er zu viel mitbekommen hatte und man schnell ein neues Opfer brauchte. Im Laufe dieser Jagd hätte dann John über den Fall stolpern können.
Oder: Man bleibt bei dem Studium der Aktennotizen (7-8 ), behält auch den starken Satz bei („Deine Seele für die Hölle“, 8 ) legt aber einen anderen Schwerpunkt. In JS-Band 54 wird das schön beschrieben, wie ich finde:
Original in Band 54: Damona – Dienerin des Satans (Seite 14)
John Sinclair wusste noch nicht so recht, was er damit anfangen sollte. Sein sechster Sinn sprang auch nicht an. Er hatte schon mehr als einmal erlebt, dass ihm Kollegen Fälle zuschustern wollten, mit denen sie nicht fertig wurden – oder weil sie einfach keine Lust hatten, die Dinge weiterzuverfolgen. Und dieser Fall sah John ganz danach aus.
Das hätte auch hier in Band 2149 gepasst. Wie dem aber auch sei, John kontaktiert Inspektor Randy Dawson und der bringt John mit erwartbaren Zusatzinfos auf die Spur der Schule des Grauens. Und die Ereignisse nehmen ihren Lauf.
WARUM BILL?
Der einzige, ernsthafte Mangel, den ich in dieser Geschichte gesehen habe, war der Einsatz von Bill und seine journalistische Recherche zum Hintergrund der Geschichte (wie auch
TULIMYRSKY schrieb). Zum einen hatte ich nicht verstanden, warum John und Glenda keine polizeiinterne
Nachforschung über die Sutton School anstellen können, wenn in den späten Neunzigern schon einmal drei Jungen dort verschwanden. Hatte es keine Untersuchungen gegeben?
Außerdem war ich verwirrt, weil „die schwarze Madonna“ ein so bekanntes katholisches Phänomen ist und das in den Recherchen mit keinem Wort eine Rolle spielte. Oder denke ich da zu
Polnisch?
Meine
Wunschvorstellung wäre gewesen, wenn Inspektor Randy Dawson der Fall keine Ruhe gelassen hätte und er dann mit Glenda zusammen den Fall „Sutton International“ in Form von Akten-Recherche an das Tageslicht gebracht hätte. Und Bill hätte dann parallel vielleicht sogar mithilfe eines Anrufs bei Pater Ignatius die dämonische Vergangenheit rekonstruieren können (so ein bisschen Da-Vinci-Code-mäßig). Und John hätte dann vor Ort (nur mit Suko oder allein) die Puzzleteile zusammensetzen können, um Whitlock schließlich zu entlarven und zu stellen. Das hätte ich Topp gefunden und ich wäre dann auch nicht so enttäuscht gewesen, als sich Whitlock als KdF entpuppte.
GESCHMACK
Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten. Und dass ich die KdF so wenig mag, ist
mein persönliches Lese-Problem. Denn es passte ja vollkommen zur Geschichte, dass eine KdF die schwarze Madonna und den Splitter von Lilith hütet. Und meine Enttäuschung war ja auch nur so stark, weil ich die geisterhafte Atmosphäre, die sich langsam um John zusammenzieht, so gut erzählt fand!
Der Plot war Topp und ich fand es großartig, dass Seite 3 die Stimme des Dämonen einführte, der dann parallel zu John die Geschichte erzählt, in die sich dann über das Tagebuch auch noch Jim Stenton als Erzähler einbringt. Ich fand das großartig und im besten Sinne einer Grusel-Geschichte. Irgendwo hatte hier mal jemand geschrieben, dass in IRH-Romanen manchmal der
Grusel fehle. In dem Fall empfehle ich Band 2149 als besten Grusel.
Original von Das Gleichgewicht
Passt das so richtig zu John Sinclair? Für meinen Geschmack gibt es ganz neutral gesagt einen gewissen Einfluss der Zamorra-Serie. Auch dass den Gedanken des Gegenspielers so viel Raum gelassen wird und er eigene Abschnitte bekommt, kenne ich so eher aus Zamorra. Oliver Müller kommt halt von PZ. JS ist aber eher Wohlfühlgrusel.
Ich kenne mich da nicht gut aus, weil ich PZ nie gelesen habe und auch bei Sinclair erst seit zwei Jahren dabei bin. Mein Eindruck ist, dass der düstere Grusel John und den Geschichte durchaus gut tut, weil es die Serie für mich irgendwie zeitgemäß macht.
Der
Dialog zwischen Whitlock und John (50-52) war für mich jedenfalls sowohl Plot-technisch als auch qualitativ der Höhepunkt der Geschichte. Whitlock siezt John und John vergleicht ihn mit Dorian Gray. Topp!
Der
Dialog zwischen John und Jim Stenton im Finale hingegen erschien mir schwach. Ich weiß aber auch nicht, wie ein Gespräch mit einem Menschen klingen kann, der jahrzehntelang von einer dämonischen Kraft ausgezehrt wurde und auf einmal wieder bei freiem Bewusstsein ist. Das Gespräch hier war mir irgendwie zu ruhig, zu normal und zu rational (61-62).
MEINE LEKTÜRE
Ich werde die SCHULE DES GRAUENS sicher bei Gelegenheit wieder-lesen. Und vielleicht kann ich dann auch den Horror einer KdF wertschätzen.
Ich finde, Band 2149 war eine bemerkenswert gute Geschichte.