Zu Beginn des Romans wird Amanda Nolan von einer alten Gottheit übernommen. Dass das durch eine Feder geschieht, die sie nur anfasst, ist ja in Ordnung. Aber musste die Szene sein, wo sie sich das Teil durchs Gesicht zieht? Das mutet doch etwas seltsam an.
Andernorts wird Spukreporterin Brooke Adams von einer unterbewussten Astralprojektion der jungen Denise alarmiert. Denise wird mit anderen paranormal Begabten vom Esoteriker und Guru Mena Preston festgehalten. Zusammen mit dem Geisterjäger schaut Brooke sich die Sache mal an.
Tatsächlich bekommen sie einen Termin bei Preston. Der hat zwar schon von John gehört, denkt aber er wäre ein Scharlatan und ihm unterlegen. Immerhin kann er auf die göttlichen Kräfte der Sachmet zugreifen und sogar direkt mit ihr kommunizieren. Als sie von einem herumschnüffelnden Polizisten hört, hätte die Löwengöttin ruhig mal nachhaken können. Wieso läutet da bei ihr nicht wenigstens eine kleine Alarmglocke?
Während John im Gespräch von Preston angegriffen wird und sich seiner Magie erwehren muss, erspäht Brooke auf dem Gelände Denise und folgt ihr. Von ihr erfährt die Reporterin, dass die Götter verschiedener Mythologien in einen großen Kampf verwickelt sind und Sachmets Verbündete zwischen den Schlachten hier genesen. Also sind hier waschechte Götter unterwegs? Bei dieser Enthüllung werden sie von einer mysteriösen Gestalt erwischt. Sie schleudert Brooke nur ein wenig herum und geht einfach davon aus, dass sie schon tot sein wird. Danach will der Fremde sich um Denise kümmern.
Mit Hilfe der Kreuzformel und den ägyptischen Symbolen auf dem Kleinod kann John erfolgreich zurückschlagen. Preston flieht. Bevor John ihn verfolgen kann, erhält er einen telepathischen Hilferufe von Denises Unterbewusstsein oder ihrer inneren Kraft. Das hat Vorrang! John erkennt den Vermummten wieder. Schon zwei mal ist er ihm begegnet, als er es mit Göttern zu tun hatte. Der Fremde prahlt wie ein Klischeeoberbösewicht und zeigt ihm Szenen aus dem Krieg der Gottheiten. Danach knöpft er sich den Geisterjäger vor, doch Denise greift mit ihrer Macht ein und enttarnt den Angreifer als Loki. Nach dieser handfesten Demaskierung verschwindet der Trickster. Und Denise kann Brooke heilen. Wie praktisch.
Inzwischen hat aber Amanda das Gelände betreten. Oder besser Morrigan, die sie übernommen hat. Mhh, ziemlich laienhafte Bannzeichen müssen das hier sein. Die sollten sowas eigentlich verhindern. Egal wie geschickt ein göttlicher Eindringling vorgeht. Wie sehr er auch seine Aura unterdrückt oder wie klein der Anteil im Wirtskörper ist. Als Sachmet davon Wind bekommt, übernimmt sie Preston, um Morrigan aufzuhalten, die inzwischen ein Blutbad anrichtet. Offenbar halten sich gerade keine anderen Götter zur Kur hier auf ihr Einhalt zu gebieten. Und so beginnt der Finalkampf. Wieder einmal sind mir die Götter beim Aufeinandertreffen zu menschlich. Zum Beispiel ihre Sprache, sich einfach als Schlampe bezeichnen ist seltsam. Das ist leider jedes mal so. Der Autor dürfte ruhig zu hochgestochener Sprache greifen oder recherchieren und alte Begriffe nutzen, aus dem Sprachgebrauch der Kulturkreise der Gottheiten.
John kommt gerade noch rechtzeitig, um selbst mitzumischen. Er köpft Amanda/Morrigan mit dem Bumerang, bevor diese Preston/Sachmet töten kann. Wobei hier niemand stirbt, man würde nur seinen menschlichen Wirtskörper verlieren. Vielleicht hätte der Geisterjäger sich besser für die andere Göttin entscheiden sollen? Morrigan ist im Gegensatz zu Sachmet ihm gegenüber noch nicht feindselig – gewesen. Und wieso greift er direkt an und versucht nicht erst zu erklären, dass Loki die Damen aufeinander gehetzt hat und er der wahre Feind ist? Ich meine, Götter müssen nicht unbedingt böse oder stur sein. Zudem nimmt Sachmet statt sich artig zu bedanken die beeinflussten Leute mit, um sie als Heiler auf dem göttlichen Schlachtfeld zu nutzen. Wenigstens Denise entgeht diesem Schicksal.
Der Epilog geht dann ganz klassische nochmal eine mysteriöse Ebene tiefer, da hinter Loki wohl ein weiterer Strippenzieher steht.
Ein wenig zögere ich schon, eine knallharte Rezi rauszuhauen, nachdem Stefan Albertsen mir den Roman signiert zugeschickt hat. Aber hey, eine „Extrabehandlung“ wollte er sicher selbst nicht. Nun, der Anfang schwächelt ein wenig und ist noch etwas verworren. Im Mittelteil kommt die Geschichte endlich an und macht Spaß. Dann gibt es sogar noch überraschend eine Entwicklung im Götter-Plot mit Lokis Enthüllung. Beim Finale gab es ein paar Sachen, die ich persönlich gern anders gelesen hätte. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau. Ich bin fies, hätte der Autor Brooke wirklich unerwartet sterben lassen, es wäre ein klarer Pluspunkt für mich gewesen.
Ganz klar ein SEHR GUTer Roman mit einigen wenigen Stolpersteinchen. Aber nicht so einer, der schon am Top kratzt. Bei einer Punkteskala muss ich länger überlegen.

:baff: :baff: (8 von 10 Kreuzen)
Auf jeden Fall ein prima Wiedereinstieg in die Reihe. Als Plot ist das direkte Aufeinandertreffen menschlicher Götter leider nicht mein Geschmack, ich hätte es gern mysteriöser. Mehr auf der Metaebene. Psychologisch betrachtet. Irgendwie sowas. Andererseits kann man mit klassischer Mythologie bei mir immer punkten.