Im Reich der gequälten Seelen ... der Titel hält definitiv, was er verspricht!
Und das wohl auch dank des exzellenten Ideenreichtums der Autoren, gepaart mit dem Aufgreifen von vorhandenen/vergangenen Begebenheiten bis ins kleinste Detail.
Als Leser hat man fast den Eindruck, Glenda begleitet zu haben und selbst dort gelandet zu sein ...
Außerdem war die Atmosphäre sehr eindrucksvoll beschrieben, wie es einem (in diesem Fall hauptsächlich Glenda und später auch John) in Meccadas Reich ergehen konnte, was die Nebelschleier anrichteten und in welchen Stadien sich die Toten befanden, die dort rumschlichen/gefangen waren.
Für mich war die Erklärung, wie und warum Glenda immer so plötzlich verschwand, sehr schlüssig und logisch.
Auch früher schon, als ihr das Serum gerade erst verabreicht worden war, hatte Glenda fremde Stimmen gehört, ihren eigenen Körper als Geistwesen gesehen und London auch als unheimliche, düstere Umgebung wahrgenommen.
Eine Klasse Idee, wie das alles hier wieder aufgenommen und sogar nahezu perfekt ausgebaut wurde. Im Nachhinein wird einem klar, dass Glenda damals schon die "Auswüchse" von Meccadas Reich wahrnehmen konnte, in Form der Stimmen und der düsteren Umgebung. Ihre Angst, dass sie nicht weiß, was mit ihr passiert, warum das alles passiert ... führt sie wohl nach langer Zeit wieder dorthin, wo die Erklärungen zu finden sind ... sie sieht ihren eigenen Körper, die vergangene Glenda und dadurch auch, was da damals noch passiert ist, der schwarze Schatten, der an Newtons Kopf genabelt zu sein schien ...
Alles schlüssig.
Die Geschichte, dass Phil Newton anfänglich ein Team um sich geschart hatte, die sich aber schließlich von ihm trennten, bzw. er verschwand, war super und anhand der Vorlage von "Serum des Satans/Glendas Feuertaufe" bestens für eine Weiterführung ausgewählt und für mich logisch nachzuvollziehen. Schließlich musste man damals nach dem Tod Newtons nicht mehr in seinem Umfeld rumsuchen ... wonach denn auch? Schließlich war Saladin ja mit von der Partie gewesen und der hatte sich dann ja verzogen, mit den restlichen Ampullen. Ergo hätte man ja auch nach dem suchen müssen, um mehr zu erfahren ... wenn es da noch mehr zu erfahren gegeben hätte^^
So verhielt es sich wohl auch mit den Killern, die früher schon auf Newton angesetzt wurden und sich dieses Spielchen dann bei Cronin wiederholte. Damals war es Saladin, der die Killer für Newton und einen Pakt mit ihm ausschaltete, jetzt war es Meccada, der für Cronin und einen Handel mit ihm dasselbe tat.
Genauso erklärt sich dann auch der angebliche Selbstmord des dritten Teammitglieds Alicia Westwood. Man brauchte ja nicht unbedingt noch einen weiteren "Bösewicht", sondern konnte ihr Ableben gut mit der Ablehnung zu Meccadas Handel erklären und dass sie deswegen eben von den Killern erwischt wurde (oder sich im Zweifelsfalle selbst das Leben nahm, angesichts des unglaublichen Auftauchens Meccadas oder um den Killern schließlich zuvor zu kommen).
Dem Dämon reichte es ja, Newton, der durch seine Arbeit bereits besessen und dadurch psychisch leicht beeinflussbar war, hin und wieder einen Schubs in die richtige Richtung zu verpassen und das Serum ein wenig aufzupeppen. Er musste sich ihm nicht zeigen, wie er es bei Cronin getan hat.
Dann ist da noch die Sache mit Glenda's Zeitschleifen.
Kleine, aber feine Begebenheiten, die meiner Meinung nach John und Suko weitergebracht haben, OHNE gekünstelt eingesetzt zu wirken!
Zeitreisen, Zeitschleifen ... Ein Paradoxon ... die Ordnung von Ursache und Wirkung wird in Frage gestellt ... die Kausalität kann verrückt spielen ...
Kurzum: wir erleben gerade in diesem Fall mit Glendas Anruf und dem Hinweis auf Bill Sanders das
Bootstrap-Paradoxon: etwas (ein Ereignis/eine Begebenheit/etc.) kann zu seiner eigenen Ursache werden

Eine nette Idee, diesen Sanders so einzubringen und somit auch gleichzeitig auf die bedauernswerten Patienten zu kommen, die ebenfalls von Cronin missbraucht wurden. Auf diese Weise wird dann auch offenbart, wer hinter den ominösen Injektionen, Medikationen und dem temporären Verschwinden einiger Patienten steckt.
Für mich ebenfalls sehr logisch nachzuvollziehen!
Mit gefiel es außerdem ziemlich gut, dass das alles in dieser Anstalt/Klinik stattfand, das hatte ein bisschen "House on Haunted Hill"-Feeling. Da haben nur noch die Geister der Krankenschwestern und Ärzte mit den zuckenden Bewegungen und den netten Heilungsmethoden gefehlt
Dafür gab's allerdings ein Kellerlabor, eine stinkende Patientenzelle, hinterhältige Versuche an Patienten, einen Folterstuhl und einen Bösewicht, der mal nen Ticken schneller als die Geisterjäger war und somit noch für Wirbel am Schluss sorgte. Schließlich wollte John den Mann ja auf keinen Fall einfach abknallen, da der ja der einzige war, der möglicherweise ein Gegenmittel für Glenda haben könnte ...
Eine andere Sache ist das Serum an sich und seine Funktionsweise, bzw. das, was durch eine Injektion erfolgen sollte. Zellerneuerung durch Nanotechnologie in Form von Nanorobotern ... Gut und schön. Damit können biologische Prozesse manipuliert, analysiert und nachgebaut werden. Aber wie zum Geier soll man dadurch mit Toten sprechen können? Da müsste doch begleitend zu den programmierten Naniten im Serum mindestens noch eine Art von Bewusstseinserweiterung stattfinden, um auf eine andere Ebene, nämlich auf die der Geister, Toten oder Seelen der Verstorbenen zu gelangen?? An dieser Stelle kommt dann wohl die Magie ins Spiel, die das auch so ermöglichen kann. Nur hat damals dann wohl einfach der Falsche seine Magie eingesetzt, nämlich um mittels Teleportation Seelen schlürfen zu können und nicht, um mit Toten zu kommunizieren. Da wäre es dann wohl wirklich an Satan gewesen, schon früher mehr Hand ans Serum zu legen. Oder halt Saladin, der die Naniten entsprechend hypnotisiert ...

Aber die Zusammensetzung an sich war hier ja auch nicht Gegenstand der Geschichte, sondern vielmehr, warum das Serum aus Glenda verschwand und warum sie so willkürlich teleportierte und auch die Stimmen hörte, etc.
Die Erklärung dazu war interessant und durch Cronins anschauliches Beispiel mit dem Kreis auch logisch nachzuvollziehen. Außerdem war das Serum durch Lilith und Metatron eh angegriffen, bzw. verlangsamt worden. Bleibt noch die Frage, ob gerade Metatron wusste, welche Auswirkungen es haben würde, als er Glendas letzte Serumsüberbleibsel nochmal mobilisierte ... kennt er Meccada und dachte sich, dass Glenda dann ruhig in dessen Welt verschwinden könnte?! Oder hat er gar nicht soweit nachgedacht und einfach nur auf seine eigenen Belange geachtet?
Aber ich fand gut, dass diesmal eben nicht Myxin, Kara und Co. intervenieren mussten, um in Meccadas Reich zu gelangen, bzw. es auch wieder zu verlassen. Dass Cronin John das Serum verpasst hat, war da für mich persönlich in dieser Geschichte und in diesen Zusammenhängen sehr viel logischer. Genauso logisch war, dass das Kreuz nicht funktionierte, da es ja im Vorfeld schon keine Reaktionen zeigte. Weder unmittelbar nach Glendas Rückkehr - da haftete ja noch der dämonische, miesepetrige Nebel an ihr - , noch in direkter Gegenwart Cronins, der ja den Atem des Dämons intus hatte.
Schön gelöst fand ich stattdessen, dass Suko Meccada mit der Dämonenpeitsche den Pelz verkokeln konnte und sich dadurch auch dessen Reich und die gefangenen Seelen "auflösten", weswegen anschließend eine Rückkehr für John und Glenda möglich war.
Für mich war hier alles stimmig und es gab sehr gute Lösungen. Selbst die Zeitschleife und die daraus resultierenden neuen Hinweise, wie auch das Aufgreifen und Weiterverarbeiten der früheren Geschichte waren top! Eine rundum gelungene Sache, weswegen ich diesen Roman jetzt auch mit einem "top" bewerte!
P.S.: Was die Wortwahl angeht, so habe ich in diesem Roman nichts gefunden, weswegen ich die Nase rümpfen müsste. Und "Scheiße!" hat JD seine Protagonisten auch schon früher sagen lassen! (Spontan fällt mir dazu Sheila in 748 "Horror im Hexenhaus" ein!

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