Die weiße Wölfin
von Neal Davenport
Zurück in London richtet sich Dorian auf eine Standpauke und Aussprache von Coco und seinem Chef ein. Doch dazu kommt es nicht. Schon wieder wird er von der Schwarzen Familie manipuliert. Im letzten Abenteuer trug er noch ein Schutzamulett gegen sowas, das ist wohl nicht stark genug. Dorian muss hier unbedingt etwas unternehmen, das passiert ihm deutlich zu oft.
In einer Villa soll er Zivilisten ermordet haben. Darunter ein bekannter Sänger – erst Popsänger und dann Schlagersänger, das sind so kleine Fehlerchen – und eine bekannte Schauspielerin. Die Sache ist also ernst. Und es stellt sich für den Obersten Inquisitor Sullivan die Frage: Hat Dorian die Morde wirklich begangen und wenn ja wurde er wirklich fremdbestimmt?
Nach all den Geschehnissen in den letzten Wochen sind die beiden nicht eben gute Kumpels. Wie steht es so schön im Text, „damit hatte er mich fallen gelassen“. Denn Sullivan schaltet ganz nach Dienstweg die Behörden ein und das wird nicht gut für den Dämonenkiller ausgehen. Auf der einen Seite ist das konsequent und logisch. Auf der anderen Seite hätte ich schon gern, dass diese innere Destruktion der Inquisitionsabteilung endlich aufhört.
Es wiederholt sich also zu oft, dass Dorian von Dämonen manipuliert wird. Bei einer anderen Sache ist das genau so. Später ist Dorian erneut auf der Flucht vor den Behörden, als polizeilich gesuchter Mörder, und muss sich verstecken, während er parallel die Wahrheit aufdeckt und sich entlastet. Jetzt reicht es aber wirklich! Von diesem Handlungsablauf will ich sehr lange nichts mehr sehen.
Dorian nimmt Chapman als bereitwillige Geißel, doch attackiert ihn später betrunken oder manipuliert. Der Puppenmann haut ab, ein Freund weniger auf seiner Seite. Bleibt noch Coco, mit der er sich in einem Park treffen will. Dort entdeckt Coco jedoch einen Scheiterhaufen, vermutet dass er von Dorian errichtet wurde, und sucht ebenfalls das Weite. Ein Anruf bei Timothy Morton in New York folgt als nächstes. Der FBI Agent macht ihm eine Unterkunft bei einigen Freaks in London klar. Endlich mal gute Freaks, wie ich sie sehe. Mit verschiedenfarbigen Augen überall am Körper oder Tentakelarmen. Hier wird dann Dorians Optik verändert, damit er unerkannt bleibt. Ziemlich genau in der Mitte des Textes wird es ernst. Wie gesagt, die übliche Handlungsabfolge. Erst reine Flucht, in der zweiten Hälfte kann er sich darum kümmern, was wirklich dahinter steckt. Er muss nicht lange suchen. Die Mord-Villa gehört einer gewissen Jennifer Jennings, die offenbar eine Werwölfin ist. Der Dämonenkiller will gerade aufbrechen, als ein anderer Werwolf das Versteck stürmt. Es ist einer seiner Brüder, Jörg Eklund. Wie schön, da kann man nebenbei gleich noch etwas von der Liste streichen.
Und was jetzt? Die Freaks erzählen Dorian, dass eine Wolfsblume eine starke Waffe wäre. Aber weder besitzen sie eine noch haben sie irgendeine Ahnung, wo man so ein Gewächs jetzt auftreiben könnte. Da Dorian eh keine Wahl hat macht er sich trotzdem auf den Weg zu Jennifer. Moment, die Autoren haben für solche verzwickten Fälle doch ihre Wunderwaffe. Auf dem Weg kreuzt Phillip auf. Er hat Miss Pickford hypnotisiert, damit sie ihn fährt. Und auf seiner Brust wächst eine Wolfsblume, Heureka. Angekommen bei der Werwölfin lauern echte Wölfe im Garten. Gefährlich! Aber es ist ja unser Lieblingsorakel dabei, der mit Dorian einfach so durch den Garten spaziert. Die Wölfchen halten Abstand zu Phillip. Man erreicht problemlos das Gebäude, wo einiges klar wird. Hier findet gerade heute, gerade jetzt eine Hochzeit von Jennifer und Jörg statt. Zum Glück sind die beiden zerstritten, so können sie einzeln nacheinander ausgeschaltet werden. Dorian erledigt seinen Bruder, Jennifer fällt Phillips Wolfsblume zum Opfer.
Womit Dorian entlastet ist. Er hat jetzt aber wirklich die Schnauze voll und setzt sich direkt ab. Somit löst er sich von seinem Arbeitgeber und wird Einzelkämpfer. Nach Zürich geht es. Erst wenn Asmodi erledigt ist will er sich Gedanken machen, wie es mit ihm und Sullivan weiter geht.
Das war jetzt wieder eine ziemlich Inhaltsangabe, weil ich einige Gedanken habe, die mich stören. Dinge, die ich unbedingt geändert sehen will, oder gar nicht mehr. Für sich ist die Geschichte spannend und gut erzählt. Aber
- Dorian wurde mir jetzt zu oft in zu kurzer Zeit von der Gegenseite magisch manipuliert beziehungsweise hypnotisiert. Wäre schön, wenn er sich endlich ein stärkeres Amulett zulegt oder die Autoren sowas erstmal nicht mehr schreiben.
- Zum dritten mal in Folge schlittert Dorian unfreiwillig in einen Fall der Woche, obwohl er eigentlich etwas ganz anderes vor hat. Eigentlich zum vierten mal, dass Dorian auf seine Vergangenheit aufmerksam wird, war auch Zufall. Ich hätte momentan gern mehr gezielte „Ich jage diesen Dämon“-Romane.
- Und mit „Dorian wird fälschlicher Weise für einen Mörder gehalten und von der Polizei gesucht. Er ist auf der Flucht, darf nicht gefasst werden. Und muss seine Unschuld beweisen“ muss unbedingt für die nächste Zeit Schluss sein! Ganz ehrlich, ich konnte es schon hier nicht mehr sehen.
Das schlägt sich auf die Bewertung nieder. Die Entwicklung der Spezialabteilung finde ich bescheiden, aber sie ist von den Autoren glaubwürdig konstruiert. Erst ist Sullivan ein Arsch, dann ist Dorian ein Arsch und jetzt vertrauen sie sich gegenseitig nicht mehr. Vielleicht etwas übertrieben.

:baff: :baff: :baff: :baff: :baff: (5 von 10 Schnauzern)
PS. Vielleicht höre ich mal in die Hörspiele rein. Nach dem was Talis immer schreibt und was die Inhaltsteaser bei Zaubermond versprechen, wurden einige meiner Kritikpunkte von Band 1 an dort verändert. Für Heftpuristen natürlich nicht schön, mich würde es interessieren.