Ein solider Roman, mit dem ich mich anfänglich zwar etwas schwer tat, der sich dann aber immer mehr steigerte, bis ich ihn zuletzt nicht mehr aus der Hand legen konnte, weil es rasant und Schlag auf Schlag an allen Ecken und Enden weiterging.
Die Geschichte von Jeremiah Flynn wird wieder aufgegriffen und sozusagen weitergeführt, da er damals nicht vollständig vernichtet wurde. Körperlich wurde er vernichtet, doch sein Geist überlebte.
Jetzt braucht er neuen menschlichen Körper und sich hat den des Ganoven Christopher Pierce ausgesucht, der den Keim Barantars, seine Saat, in sich trägt.
Leider geht sein Plan schief, da nicht Pierce das Kompendium mit dem Blut berührt, sondern stattdessen eine Fliege ihren Rüssel da eintaucht. Flynn, sein Ziel schon so dicht vorm "geistigen" Auge sehend, merkt das nicht und findet sich dann im Körper des niederen Insekts wieder.
Was ich gut fand, denn so konnte er seine Existenz auf tausende von den Viechern aufteilen. In sämtlichen Fliegen, die sich am Leichenblut und -gewebe nährten, parkte er Flynn-Splitter und die Vermehrung ging immer schneller voran. Letztendlich erschafft er einen riesigen Schwarm von Fliegen, die töteten und sogar die Chance bekamen, sich auf den Mann zu stürzen, dem er seine körperlose Existenz zu verdanken hatte: Suko!
(Erinnerte ein bisschen an Harry Potters Lord Voldemort, der seine Seele in sieben Teile spaltete und in Horkruxen aufbewahrte

, nur dass Flynn das ein paar Mal öfter tun konnte^^

)
Währenddessen hatte John durch Madame Tamara Dupree (der Name erinnerte mich an den Knilch im unheimlichen Bogenschützen und da fand ich ihn schon klangvoll und cool!

) die Chance, Kontakt mit Lady Sarah zu bekommen, der er in Träumen schon begegnet war.
Durch Tamara schafft er es dann auch, mit Sarah zu sprechen, was vorher unmöglich schien. Etwas oder jemand schien das nicht zu wollen. Durch das Kreuz war die Horror-Oma aber stark genug, die Verbindung länger aufrechtzuerhalten. Und ich fand diese Begegnung, wenn auch kurz gehalten (es nahte schließlich Gefahr) sehr schön emotional beschrieben.
Da Flynn, Barantar und auch Lady Sarah "zusammenhängen", passt auch die Verbindung der beiden Handlungsstränge gut. Lady Sarah weiß von der Gefahr auf Grund ihrer Familienverhältnisse, war Jeremiah doch ihr Opi
Dass Suko so in arge Bedrängnis gerät, weil er die eher kleinen Fliegen nicht alle mit der Peitsche erwischen kann, fand ich super! Überhaupt kriegen unsere zwei Geisterjäger momentan viel ab und kommen buchstäblich nicht mehr so oft mit heiler Haut davon.
Allerdings kam mir Suko an machen Stellen auch etwas "fremd" vor, von seinen Sprüchen her.
Dafür war Tanner top und auch der Depp von Gerichtsmediziner war schön getroffen.
Dass Brooke Adams auch hier wieder mit von der Partie war, gefiel mir ebenfalls. Auch die Verbindung zu Madame Tamara war logisch dargestellt.
Weniger logisch fand ich dagegen, das das "Medium" nach den Geschehnissen ausgerechnet die Web-Moderatorin anruft, nachdem sie in deren Sendung nicht besonders gut weggekommen ist. Da klang mir der Beweggrund zu sehr "zusammengeschustert".
Leider muss auch ich mich gegen die doch ziemlich derben "Kraftausdrücke" aussprechen.
Es ist schon klar, dass die Figuren in der Story diese Worte benutzen und nicht unbedingt einer der Autoren, aber diese Ausdrucksweise gehört für mich absolut nicht in einen John Sinclair Roman.
Sie stören sogar massiv und dabei gibt es genug Möglichkeiten um zu beschreiben, welcher "Schicht" ebendiese Protagonisten angehören (sollen). Zumindest hat es auch früher schon Ganoven und fieses Gesindel gegeben, die auch so rüberkamen ... aber ohne in unterste Gossensprache (im geschriebenen Wort!!) zu verfallen.
Zumal es auch nicht nur in der wörtlichen Rede der jeweiligen Personen vorkam oder in deren Gedankengängen, sondern stellenweise eben auch in den erzählenden Parts.
Nichtsdestotrotz gefiel mir die eigentliche Geschichte, das Aufgreifen einer vorangegangenen Handlung, das Einbringen von Lady Sarah und dass es für die Geisterjäger auch mal knapp wurde und sie ordentlich zu tun hatten.
Ich bin gespannt, wie das alles weitergehen wird ... u.a. auch mit den wichtigen rausgerissenen Seiten aus dem Kompendium von Vrytha

Mit ein paar Abzügen aus oben genannten Gründen gibt's ein "gut" für einen guten Roman
