Das Mordpendel
von Neal Davenport
Obwohl es höchste Eisenbahn ist, die Geschichte um den Drudenfuß und die Dämonendrillinge gut zu beenden, beginnt die Geschichte sehr ruhig und lässt sich Zeit. Ein neuer Inquisitor für das Team stellt sich vor. O.I. Sullivan schaut für eine Besprechung vorbei, denn es gibt einen frischen Fall für das Dämonenkillerteam. Menschen verschwinden und einer der Hauptverdächtigen leidet unter Gedächtnisverlust im fraglichen Zeitraum. Hypnose durch Dämonen? Und Phillip hat weiterhin seine Anfälle.
Jim Osmode, der Leute in nächtlichen Stadtbesichtigungen durch London kutschiert, wird als vermeintlicher Täter oder Opfer von Beeinflussung beschattet. Vorerst ergebnislos.
Dafür trifft Dorian sich mit einem der verbliebenen beiden Paten der Dämonendrillinge. Selbst der würde für den Drudenfuß die Drillinge an Dorian übergeben. Ich frage mich immer noch, welchen Sinn der Tausch hat, wenn Dorian die drei ohne Drudenfuß nicht mehr besiegen kann. Er würde sich nur seinen Tod ins Haus holen und sich abmetzeln lassen.
Im ersten Drittel passiert also nicht viel. Man hat immer noch keine Ahnung, wo auf der Welt die Dämonendrillinge sind. Leben sie überhaupt noch? Befinden sie sich in einer anderen Dimension?
Endlich geraten die Dinge in Bewegung. Die Villa wird überfallen. Der Drudenfuß gestohlen und Phillip entführt. Und es stellt sich heraus, dass das Artefakt doch noch zu anderen Zwecken benutzt werden kann. Gleich mehrere Unfälle und Katastrophen ereignen sich, weil wohl irgendwer mit dem Drudenfuß herumspielt. Gerade diese Idee hätte man über mehrere Bände verfolgen können. Wer hat den Drudenfuß? Und warum? Will jemand die Dämonendrillinge selbst töten, weil Dorian bisher absolut planlos ist? Steckt eine Terrororganisation dahinter, jemand der nur möglichst viel Chaos anrichten will? Vielleicht einer der Dämonen, die Asmodis Nachfolge antreten wollen? Es gibt genug spannende Möglichkeiten. Brenzlig ist auch, dass der arme Phillip mitgenommen wurde, weil der sich als einziger halbwegs mit der Magie des Drudenfußes auskennt und ihn intuitiv steuern kann. Das hätte uns auch nicht den Drillingen näher gebracht und wäre eine Nebenhandlung gewesen, aber mich hätte sie sehr angesprochen.
Bei Jim Osmodes ist man inzwischen immer noch nicht weiter bekommen. Coco schließt sich kurzerhand einer seiner nächtlichen Stadtführungen an und hat direkt Glück. Osmodes wird übernommen und führt die Gruppe in eine Schwarze Kathedrale. Dort wartet der letzte Dämonenpate und will Coco töten.
Dorian trifft sich ein weiteres mal mit dem anderen Paten. Er hat den Drudenfuß gefälscht und behauptet, er hätte ihn noch. Nun erfährt er endlich, wie es mit den Drillingen weiter gegangen ist. Nachdem Doktor Faustus sie versehentlich in Monster verwandelt und gestärkt hat, hatte selbst die Schwarze Familie Angst vor ihnen. Später sind sie in England wieder aufgetaucht und konnten gebannt aber nicht vernichtet werden. Als man dann in den Besitz des Drudenfußes gelang wollte man das nachholen. Ausgerechnet zu dieser Zeit erfolgte aber der Machtwechsel zwischen den beiden Asmodi'. Das neue Oberhaupt der Schwarzen Familie ließ sie am Leben, sie waren ja gebannt. Ich frage mich, was der Mehrwert der Aktion war. Mit gebannten Dämonen kann man nichts anfangen und wenn man sie frei lässt laufen sie unkontrolliert Amok. Das hatte Asmodi II sicher nicht vor. Es hätte besser zu ihm gepasst, die stärkeren Drillinge zu entsorgen, finde ich. Jetzt ist er tot und man kann ihn nicht mehr fragen.
Im letzten Drittel des letzten Bandes des Plots bekommen wir endlich die aktiven Drillinge in ihrer Monstergestalt zu sehen. Reichlich spät. Sie waren bisher auf der Kathedrale versteinert und erwachen jetzt zum Leben, um mit Steinbrocken zu werfen. Dorian ist mit seinem Begleiter hier angekommen und muss jetzt offenbaren, dass sein Drudenfuß eine wirkungslose Fälschung ist. Schnell rettet man sich in das Kirchengebäude. Gerade als Coco von einer der bösen Glocken hier getötet werden soll. Man kann es verhindern, aber die Glocke kippt so unglücklich von ihr weg, dass sie stattdessen den dritten Dämonenpate erwischt. Typische Heftromanszene. Als die Dämonendrillinge in die Kathedrale gelangen wird langsam Spannung aufgebaut. Das ist gelungen. Andererseits weiß ich (Zugegeben, das hatte man zum Erscheinen der Erstauflage als Leser nicht), dass die Sache gleich aufgelöst werden muss.
Zuerst gibt es aber einen richtigen Kracker und Aufreger. Von wem wurden Phillip und der Drudenfuß entführt? Ausgerechnet von der Inquisitionsabteilung unter Sullivan. Was für ein riesiger Haufen Kackscheiße. Ich sage nicht, dass die Idee schlecht ist. Aber jetzt müssen Konsequenzen folgen. Für mich ist Sullivan mit seinem Gefolge endgültig auf die Gegenseite gewechselt. Völlig egal, ob sie Dämonen bekämpfen. Sie hintergehen ihren besten Mann und lassen Phillip weiter an dem Artefakt herumhantieren, obwohl bereits genug Zivilisten gestorben sind. Selbst wenn Dorian nicht persönlich etwas unternimmt. Das kann der Secret Service niemals dulden. Zumindest Sullivan muss jetzt hochkant fliegen. Oder Dorian und seine Freunde brechen unwiderruflich mit ihm und seinen Männern. Die Sache hat sich in der Vergangenheit bereits hochgeschaukelt. Dorian und Sullivan haben sich beide arschig benommen und Fehler gemacht. Das war aber noch zwischenmenschlich, die Entführung ist einige Nummern größer.
Phillip schafft es aus der Ferne mit dem Drudenfuß die Drillinge erstarren zu lassen. Schön und gut, aber ausgerechnet jetzt will Sullivan ihm den Gegenstand entreißen. Dadurch werden ausversehen einige Zeichen verschoben und die Dämonen hierher teleportiert. Erneut eine Ausgangslage, mit der ich mich total anfreunden kann. Die drei wüten auch ziemlich und der Komplex bricht ein. Verdammt, wieso hat man all diese Sachen in das letzte Heft gepackt? Es ist kaum noch Platz. In gerade mal anderthalb Seiten erledigt Phillip die Drillinge mit dem Drudenfuß. Der Angriff hätte viel größer aufgebaut werden können.
Die ewig angekündigten Dämonendrillinge, mächtiger als Asmodi und Olivaro, sind erledigt. Toll. Oder eher nicht.
Bevor ich mein Fazit ziehe noch zwei Gedanken. Cohen wird endlich mal nicht als kompletter Arsch dargestellt. Danke dafür. Es fehlt noch Feinschliff, aber so würde ich das bei der Figur gern weiter lesen. Zwischen Dorian und Coco ist immer noch einiges unklar. Lieben sie sich jetzt? Welche Gefühle haben sie füreinander? Bringt der Versuch einer ernsthaften Beziehung etwas? Durchaus berechtigt werden die Zweifel der beiden behandelt. Völlig unabhängig davon wird trotzdem wieder wild miteinander gefickt. Völlig unglaubwürdig, ich nehme an, als Autor wollte man damals einfach Sex einbauen, weil das dem stumpfen Leser gefällt. Egal ob es die Glaubwürdigkeit kaputt macht.
Gut, es war der Drudenfuß-Zyklus und nicht der Dämonentrio-Zyklus. Dennoch, für meinen Geschmack hätte man die Gegner viel eher aktiv werden lassen müssen. Erst auf den letzten 30 Seiten hier bekommt Dorian die Hauptgegner des fünfbändigen Plots zu sehen. Die sind jahrhundertelang versteinert gewesen und haben nichts gemacht. Eigentlich hat die Sache keine Dringlichkeit. Dass sie jetzt aus ihrem Bann erwachen konnte Dorian nicht wissen. Aus meiner Sicht gibt es in dieser Zeit wichtigeres zu tun. Trotzdem macht sich der Dämonenkiller hektisch auf die Suche nach dem Drudenfuß. Die Drillinge müssen so schnell wie möglich gefunden und vernichtet werden, die Zeit drängt. Dieses Gefühl stellt sich bei mir ein, aber faktisch ist es einfach nicht so. Mich hat der Zyklus als solcher enttäuscht. Da finde ich die spontane Entwicklung mit Sullivan viel relevanter. Wenn das konsequent weiter verfolgt wird kann es ruhig das nächste Hauptthema werden. Entweder Dorian stellt sich gegen die Inquisitionsabteilung als solche oder er versucht Sullivan zu ersetzen. Es geht nicht nur gegen Dämonen, manchmal lauern die Gefahren an ganz anderen Stellen. Von mir aus kann die Inquisitionsabteilung auch ein neuer Gegenspieler werden. Der anders als die Dämonen nicht das Ziel hat, Dorian zu vernichten. Sondern sogar mit der Zerschlagung der Schwarzen Familie die gleiche Motivation wie der Dämonenkiller hat. Doch mit völlig anderen und fragwürdigen Mitteln.
Die Ideen und Ansätze der Geschichte haben mir besser gefallen als der gesamte Zyklus. Das sagt schon einiges aus. Der Überfall auf die Villa. Die Möglichkeiten wer alles dahinter stecken kann und was mit dem Drudenfuß in falschen Händen angerichtet wird. Das hätte mich über mehrere Bände interessiert. Oder der Verrat von Sullivan und wer alles noch darin verwickelt ist. Welche Inquisitoren stehen auf welcher Seite? Wie geht es mit der organisierten Dämonenbekämpfung weiter?
Außerdem ist mit der Vernichtung von Asmodi II ein Machtvakuum entstanden. Olivaro kämpft darum, als neuer Schwarzer Fürst akzeptiert zu werden. Diese Entwicklung für einen Zyklus um die Vernichtung irgendwelcher Dämonendrillinge zu unterbrechen hat mir gar nicht gepasst.
Deshalb

:baff: :baff: :baff: :baff: (6 von 10 Schnauzern)
Egal wie genial welche Gruselserie beworben wird. Ich glaube meine Ansprüche sind einfach zu hoch und meine Wünsche können nicht umgesetzt werden. PZ ist bisher die einzige Serie, die solche Themen behandelt. Abseits vom schnöden „der nächste gefährliche Überdämon muss besiegt werden“ oder „ein Freund braucht Hilfe“, was leider üblicherweise die einzige Hauptthemen dieses Genres zu sein scheinen.